»August 1536

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Bereits wenige Monate nach Annes Tod, in denen ich ein paar Geschäftliche Dinge im Auftrage meines Vater erledigte, war Jane Seymour, die bereits zu Lebzeiten Annes häufig des Königs Gemach aufsuchte, die neue Frau König Henrys und damit die neue Königin von England. Und mit ihrer Benennung habe ich nun meine Arbeit wieder.
Ich befinde mich in Rochford, meinem ehemaligen Land sozusagen, um mich mit Thomas Boleyn zu treffen, denn mit Georges Tod kamen einige Probleme auf. Die Besitztümer von Personen die des Verrates verurteilt wurden, fielen nicht an die Hinterbliebenen, an die Witwe, in dem Falle mich, sondern an die Krone. So blieb mir nichts, Cromwells versprechen war nie etwas Wert gewesen, so wollte er doch lediglich meine Aussage. Ein weiteres Stück Land würde mir zwar zustehen, da aber dieses mit Georges Tod an dessen Mutter zurück fiel, ging ich vollkommen Leer aus. Mein adliger Ruf war weg, zwar nannte man mich noch die Lady Rochford doch Offiziell war ich dies nicht mehr. Vielleicht eher die Witwe Rochford. Ich verlor mein hohes Ansehen ,und das alles nur durch meine eigene Schuld, dieser verfluchte Cromwell! Ein gesandter des Teufels! Bei den wenigsten Bürgern hat Cromwell zu dieser Zeit noch einen guten Ruf, es ist längst bekannt, dass er nicht viel von der Kirche hält und diese weitgehenst zu vernichten versucht.
Da Thomas Boleyn nie ein gutes Wort für mich übrig hatte, wundert es mich nicht das er mir das Erbe nicht überlasst. Dennoch beschließe ich ein paar Tage in Rochford zu verweilen, immerhin habe ich sonst auch nichts Wichtiges zu tun.

Als ich an diesem Tag erwache und mich schlaftrunken zurecht mache, rechne ich mit nichts Schlimmen als es an der Tür klopft. Eine Bedienstete Thomas Boleyns öffnet die Tür und mir fällt nahezu das Herz in die Knie, als sie die vor der Tür stehende Person mit „Eure Majestät", begrüßt. Ich springe nahezu auf und verbeuge mich. Ich sehe Janes Blonde Gestalt aus dem Augenwinkel doch versuche streng weiter zu Boden zu schauen, sie weiß von meinem einst guten Verhältnis zu Anne, ihrer Vorgängerin. Will sie mich festnehmen? Ich spüre ihre beiden Hände an jeweils einer meiner Schultern. „Erhebt euch Lady Rochford", ich sehe ihr langsam in die Augen. Doch ihr Blick ist freundlich „Eure Majestät", sie lächelt und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht „Lasst uns eine Runde laufen Lady Rochford", ich nicke und folge ihr aus dem Anwesen heraus in Richtung des Waldes. Auf einer Bank setzt sie sich und bedeutet mir es ihr gleich zu tun. „Ich möchte euch sagen das es nicht eure Schuld ist was mit eurem Gemahl geschah, auch wenn so viele darüber sprechen, ich glaube euch. Niemand würde seinen Gemahl etwas so Schandhaftes antun", ich nicke und hoffe, dass mir nicht die Röte in die Wange steigt und ich auffliege. „Das bedeutet mir sehr viel eure Majestät" „Niemand kann etwas für die Dinge die der Gemahl tut, auch ich nicht", sie fährt sich vorsichtig mit der Hand über den schon leicht geschwollenen Bauch, sie erwartet ein Kind. Den vom König erhofften Sohn? Ich hoffe es um seines Friedens Willen und Janes Kopf. „Ich möchte euch zeigen das ihr dennoch im Kreise der Krone herzlich Willkommen seid, daran kann auch der Verrat eures Gemahls nichts ändern. Und deshalb meine Liebe Jane...", sie nimmt meine Hand und legt sie in ihre „Ernenne ich euch zu meiner Lady of the Bedchamber", mir steht der Mund offen. „Eure Majestät, ich kann nicht... ich kann es nicht annehmen, ich halte mich nicht für gut genug" „Ich befehle es euch", sie schaut mich streng an, bricht dann aber in schallendes Gelächter aus. Sie ist so anders als Anne. Anne war interessant solange man sie nicht kannte, doch wenn man einst alles von ihr wusste war sie eine Frau wie ihr und ich. Jane scheint die warmherzigste, gutmütigste und katholischste Frau Henrys zu sein, vielleicht abgesehen von Katharina. „Ich weiß nicht wie ich mich erkenntlich zeigen soll My Lady" „In dem ihr eure Arbeit tut und sofort mit mir zurück an den Hof reist wäre es schon getan", sie lässt meine Hand los und erhebt sich. Ich verbeuge mich vor ihr und beobachte wie sie mir vorausgeht.

Nur ein paar Tage später die ich wieder am Hof bin, bekomme ich auch schon den neusten Tratsch mit. So kann der König natürlich auch dieser wunderbaren Frau nicht treu bleiben sondern geht ihr bereits nach so kurzer Zeit fremd.  Janes Bauch wächst und wächst, auch Charles scheint das Interesse an seiner neuen Frau zu verlieren denn auch über ihn hört man gewisse Dinge. Der Herzog von Suffolk und seine Bettgeschichten. Außerdem existiert ein neuer Höfling des Königs. Thomas Culpeper, ein echter Charmeur und sehr attraktiv. Jane bemerkte einmal am Rande, dass sie hörte, er sei an mir interessiert, doch auch das kann lediglich Gerede sein. Thomas Cromwells Kopf soll kurz vor dem Fall stehen, der König scheint einige seiner Taten zu durchschauen doch nichts davon weiß ich mit Sicherheit, außer das Thomas Boleyn auf ewig vom Hof verbannt wurde da er und George Anne beinahe gezwungen haben sollen das Interesse des Königs zu wecken.

Ab dem 11. Oktober am frühen Morgen begannen der Königin wehen. Unglaublich langanhaltende. Wir alle gingen davon aus das die Geburt nach drei Stunden erledigt sei, doch als die Königin am Abend noch immer in den Wehen lag, verschwitzt und mit Fieber, begannen nicht nur wir uns Sorgen zu machen, der ganze Hof. Auch am nächsten Tag dauerten die Wehen an. Die Ärzte bangen nun um Jane und den Thronfolger doch am Abend kam die Erleichterung. Die Königin von England, Jane Seymour, hat den langersehnten und einzig Wahren Thronfolger Edward den I geboren. Ein Junge, endlich. Und damit für Henry endlich der gewünschte Sohn. Doch das Glück schien für niemanden lange zu halten, denn die Königin hörte nicht auf zu Schwitzen, das Fieber sank nicht.

Ich knie vor ihrem Bettrand und tupfe ihr mit einem kühlen Tuch sanft den Schweiß von der Stirn. „My Lady", höre ich plötzlich eine tiefe bekannte Stimme hinter mir. Der König. Ich verbeuge mich „Eure Majestät" „Wird es besser?", fragt er an niemanden bestimmtes gerichtet. „Nein eure Majestät, doch der Heiler sagt, dass wenn wir sie zur Ader lassen, bald alles besser werden sollte. „Es ist das Kindbettfieber" „Wie bitte?", fragt eine andere Hofdame. „Das Kindbettfieber, daran starb auch meine Mutter", damit verlässt er den Raum und lässt uns mit offenen Mündern zurück.
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Jane Seymour, Echte: http://www.kleio.org/images/large/tudors_stuarts/4263.jpg
Schauspielerin: http://images.amcnetworks.com/bbcamerica.com/wp-content/blogs.dir/32/files/2011/11/tudors_chars_jane-seymour_03_web.jpg

The Lady Rochford Where stories live. Discover now