Thea Anderson

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Ein grelles Licht weckte mich und stahl mir auch noch die letzte Müdigkeit. Mühsam blinzelnd öffnete ich meine Augen und blickte in ein fröhlich lächelndes Gesicht.

„Du bist wach. Super!" Ein Mädchen stand vor mir, die Arme in die Hüften gestemmt, und grinste mich freundlich an. Sie hatte ihre braunen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden und trug braune Hosen und einen grauen Pullover. An ihrem Gurt hing ein Messer.

Langsam setzte ich mich auf und rieb mir schlaftrunken über meine brennenden Augen, während ich versuchte, zu verstehen, was genau vor sich ging.

Sie schien keine Antwort zu erwarten, denn sie setzte sich neben mich aufs Bett und zwinkerte mir zu. „Ich bin Thea und schon seit einem Monat hier. Meine beiden Mitbewohnerinnen sind vor einer Woche ihrer Abteilung zugeteilt worden und seitdem habe ich alleine ein Zimmer. Anfangs ist das zwar noch lustig, doch jetzt ist es langweilig. Es ist gut, dass du da bist!"

Theas graue Augen funkelten fröhlich und obwohl ich müde war, musste ich gegen meinen Willen lachen. Sie redete schnell und viel und war fröhlich, das merkte ich schon jetzt.

„Ich muss dir den Tagesablauf und alles erklären, hat Froy gesagt. Er hat auch gesagt, dass ich dich nicht wecken solle, da du viel-" Sie verstummte und warf mir einen erschrockenen Blick zu. „Oh."

Ich gähnte ausgiebig und lachte dann leise. „Ich wäre sowieso schon fast aufgewacht."

„Das ist gut, das... das war Ironie, nicht wahr?" Thea schüttelte den Kopf. „Tut mir leid."

„Kein Problem", meinte ich leichthin und schwang mich aus dem Bett. „Länger hätte ich nicht schlafen können."

„Dabei habe ich mir Mühe gegeben, leise ins Zimmer zu kommen." Die Braunhaarige sah geknickt aus und ihre Mundwinkel senkten sich traurig. „Wäre nicht so gedacht gewesen."

Statt einer Antwort rieb ich mir erneut die Augen und schaute mich dann neugierig im Zimmer um. Es war ein weisser Raum und an jeder Wand stand ein Bett. Unter den Betten befand sich eine Art Schublade, in welche man sein Hab und Gut packen konnte, sofern man solches hatte. An den Fussenden der Betten war ein hüfthoher Schrank angebracht, der vermutlich zum selben Zweck dienen sollte.

Mein Bett stand an der linken Wand, das der Tür gegenüber war unbenutzt; die Laken waren ordentlich zusammengefaltet und ans Bettende geschoben. Über dem dritten Bett hing ein Bildschirm, vielleicht war es auch eine Projektion, die eine schöne Landschaft zeigte. Offensichtlich war es Theas Bett. Ich traute mich nicht, sie zu fragen, was es mit der Landschaft auf sich hatte. Neben der Tür hing eine Kontrollkonsole, daneben war ein Spülbecken mit einem Spiegel. Die Badezimmer mussten wir uns vermutlich mit den anderen Neulingen teilen.

„Schönes Zimmer", murmelte ich und drehte mich wieder zu Thea um, die immer noch auf meinem Bett sass und mich eingängig musterte. „Ich habe mich noch nicht vorgestellt. Ich bin Resa Hayes. Offensichtlich."

Das fröhliche Lächeln auf Theas Gesicht erschien wieder und sie erhob sich ebenfalls. „Das weiss ich doch. Du bist in aller Munde."

„Bin ich das?" Unwohl trat ich zum Spiegel und betrachtete ich meine Reflektion.

Thea lachte leise und stellte sich neben mich. „Na klar doch. Du bist die Erste, die den Test nicht bestanden hat. Worüber sollten wir hier sonst reden? Sicherlich nicht über die neuste Marke von Gleiter." Unsere Augen begegneten sich im Spiegelbild und sie runzelte die Stirn. „Möchtest du einen Kamm und ein wenig Schminke von mir leihen? Um ehrlich zu sein, du siehst schrecklich aus."

Ich fühlte mich auch so. Ein Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus. „Gerne, vielen Dank."

„Kein Problem." Das braunhaarige Mädchen ging zurück zu ihrem Bett und öffnete die Schublade darunter, um einen kleinen Beutel herauszuholen, den sie dann in meine Richtung warf. „Wenn du bereit bist, können wir dann eine Rundtour machen und du kannst dir die wichtigsten Sachen besorgen. Vielleicht auch weitere Kleider oder Waffen, so wie ich." Sie deutete auf ihr Messer. „Trainieren müssen wir erst am Nachmittag. Am Abend bekommen wir den zweiten Teil unserer täglichen Nahrung." Wie von einer Tarantel gestochen sprang sie auf und eilte zu ihrer Jacke, die achtlos auf den Boden geworfen war. „Ich habe dir noch deine Nahrungspillen, die mir Hiro mitgegeben hat."

UngeeignetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt