Prolog

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Manchmal klingt eine Stimme so klar und unmissverständlich, dass niemand sie überhören kann. Doch bevor sie erhoben wird, ist es ruhig. Sie beginnt leise.

Ein Flüstern zwischen Papier, dass kaum einer sie wahrnimmt und doch ist sie da. Ein Kratzen von Tinte auf Notizheften. Ein monotones Klicken einer Tastatur.

Ein Herz, das schneller schlägt, weil es weiß: Hier stimmt etwas nicht.

Nicht immer müssen Worte über unsere Lippen kommen, um Gehör zu finden.

Manchmal ist das geschriebene Wort vernichtender, weil es nicht wie ein gesprochenes verhallt. Papier ist geduldig, so wie sich Worte sammeln. Es vergisst nicht.

Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als ich zum ersten Mal einer Druckmaschine lauschte. Leere Seiten wurden eingezogen, bedruckte Zeitungen stapelten sich am Auswurf. Es war beeindruckend dieses Grollen zu hören, ein Mahlen aus Metall und Kraft. So kraftvoll, wie die Worte selbst, die gedruckt wurden. Es klang wie die Geburt von Wahrheit und damals dachte ich: Hier entsteht etwas, das größer ist als wir alle.

Aber heute weiß ich: Nicht jede Wahrheit wird gedruckt.

Manche werden begraben.

Manche durch fremde Hände im Keim erstickt, noch bevor sie an die Oberfläche gelangen.

Aber wie ich bereits sagte, Worte sind geduldig, sie sammeln sich. Sie warten auf den richtigen Moment.

Und wenn sie endlich Bahn brechen, wenn sie unaufhaltsam werden, dann reißen sie alles mit sich.

Alles.

Between the LinesWhere stories live. Discover now