#Chapter37

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-Samantha's Sicht-

Ich wachte wegen einem leichten Kribbeln an meiner Wange auf. Ich blinzelte und sah nur braun. Braun? Hä?

Ich atmete ein und aus, als mir der Geruch in die Nase kroch. Ich schloss die Augen. Es war, als würde man versuchen, sich aus einem dichten Nebel zu befreien. So sehr man sich auch bemühte, man schaffte es nicht. Genauso ging es mir mit diesem Geruch. Es roch ein wenig nach Schokolade, Aftershave und Minze. Zusammen eine göttliche Kombination.

"Ryan, geh weg von mir", presste ich hervor. Jetzt wusste ich auch, was das Kribbeln auf meiner Wange war. Sein Atem.

Er lachte rau auf und eine Gänsehaut zog sich über meinen ganzen Körper. Dann lehnte er sich zurück und setzte sich wieder. "Wir landen gleich."

Ich sah sofort nach unten auf meinen Gurt, als der Jet ein wenig wackelte.

"Flugangst?", grinste Ryan und verschränkte lässig die Arme hinter seinem Kopf. Mistkerl! Ich schüttelte verbissen den Kopf. Ich hatte keine Flugangst, ich hatte extreme Absturzangst.

Und nein, es ist nicht das gleiche wie Flugangst, denn ich hatte diese Angst nur beim Landen oder Abheben, wenn das Flugzeug wackelte.

"Willst du mir immer noch nicht sagen, wo wir sind?", sagte ich und machte einen beleidigten Schmollmund. Es regte mich verdammt nochmal auf, dass ich hier anscheinend die Einzigste war, die nichts wusste.

"Sam, du siehst es doch gleich", lachte er auf und fuhr sich durch die Haare. Dabei hatte er den Kopf so weit in den Nacken gelegt, dass sein Adamsapfel gut sichtbar war.

Schluck. Verdammte Scheiße.

Du sprichst mir aus der Seele!

Ich bin deine Seele, Holzkopf!

Ja ja ...

"Ich will es aber jetzt wissen", schmollte ich wie ein kleines Kind und verschränkte die Arme vor der Brust, obwohl es verdammt wehtat. Okay, schlechte Idee. Ich ließ meine Arme wieder sinken und rieb mir den Unterarm, der in einen Verband gewickelt war. Ich hatte die Narben, die Lio's Messer hinterlassen hatte, in dem Monat, seit dem ich sie hatte, nicht ein einziges Mal gesehen. Wahrscheinlich dachten die Ärzte, das würde zu sehr an meiner Psyche kratzen.

Mit einem sanften Ruckeln landeten wir und augenblicklich fühlte ich mich besser.

"Muss ich dich wieder tragen?", grinste Ryan. Ich verpasste ihm einen meiner Killerblicke und griff nach meinen Krücken.

"Ich bin kein Baby, Ryan", fauchte ich und bedeutete ihm, vorzugehen. Das Treppensteigen war nicht gerade leicht mit Krücken. Und meine Knochen und Wunden protestierten heftig bei jeder Bewegung.

"Sam, bitte", sagte Ryan gequält, als wir ein Viertel der Treppe hinter uns gelassen hatten. Es waren fünf Stufen, für die ich wahrscheinlich fünf Minuten gebraucht hatte. Eine Minute pro Stufe. Nicht gerade meine Bestzeit. "Vergiss deinen Stolz und lass mich dir helfen."

Ich schüttelte den Kopf, obwohl mir alles wehtat. Als ich meinen Fuß auf die nächste Stufe setzte, rutschte ich ab, und da ich Krücken hatte, konnte ich mich nirgendwo festhalten. Ich kniff die Augen zusammen und wartete auf die höllischen Schmerzen, die ich zu überspielen versuchen würde.

Aber natürlich hatte ich die Rechnung ohne Ryan gemacht. Er passte auf wie ein Luchs und streckte sofort die Hände nach mir aus, um mich aufzufangen.

"Es reicht jetzt. Du brichst dir noch alle Knochen", sagte Ryan und hob mich im Brautstyle hoch. Wir waren die restliche Treppe schneller runtergekommen als ich alleine eine einzige Stufe geschafft hätte.

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