#Chapter17

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-Samantha's Sicht-


Als ich noch genau zwei Stunden hatte, bis Ryan mich abholen kommen würde, schnappte ich mir missmutig das Kleid und versuchte, nicht auf den Zettel zu starren, der unerklärlicherweise immer noch auf meinem Bett lag.

Ich würde gerne wissen, warum ...

Frag einfach nicht, du bekommst eh keine Antwort!

Schon komisch, wie ich immer diese inneren Dialoge mit meiner inneren Stimme führte.

Als ich schon im Bad war, wollte ich gerade duschen gehen, als mir einfiel, dass ich noch eine andere Unterhose brauchte.

Ich ging also zurück und kramte ein wenig in meinem überfülltem Schrank. Eigentlich hätte ich wirklich nicht so viel gebraucht, doch ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Und außerdem, selbst in Dubai konnte es mal regnen, also waren lange Hosen und Pullis keine Blamage.

Ich fand schließlich eine. Warum ich die eingepackt hatte, wusste ich auch nicht, aber jetzt war ich irgendwie froh darüber. Auch wenn das Teil mehr einem Dessous als einer Unterhose ähnelte. Es bestand komplett aus Spitze, war schwarz und sehr knapp. An den Seiten wurde es nur von einem schmalen Gummiband zusammengehalten. Aber sie war ein wenig höher geschnitten, also konnte ich sie getrost tragen. Außerdem würde ja keiner sehen, dass ich so ein Dessous-Teil trug, denn ich würde garantiert niemanden an meine Wäsche lassen. Vorher konnte sich derjenige einen Grabstein suchen. Wenn ich in dem Moment gut drauf war, würde ich ihm sogar Zeit geben, einen Grabspruch zu verfassen. Aber nur vielleicht.

Ich ging zurück ins Bad und ging duschen. Das heiße Wasser lief in kleinen Tropfen meinen Körper hinunter und entspannte meine verkrampften Muskeln. Doch kaum dass ich aus der Dusche stieg, hörte die entspannende Wirkung des Wassers auf meinen Körper auf. Am liebsten hätte ich den ganzen Abend unter der Dusche verbracht, doch ich konnte doch kaum ein kleines Mädchen wegen einer dreistündigen Dusche sterben lassen. Mike, Brian und Ryan würden mich umbringen. Ganz zu schweigen von meinem Selbsthass. Aber so eiskalt war ich nun auch wieder nicht. Kinderleben gingen vor Duschen.

Frisch rasiert und geduscht schlüpfte ich in das Kleid. Es schmeichelte meinem Körper extrem, nur leider würden mich dadurch alle angaffen.

Ich machte mir einen Dutt; um meine Haare würde ich mich später kümmern.

An das Bein, wo der Riss nicht war, band ich mir einen schwarzen Ledergurt um den Oberschenkel, wo ich ein paar Messer und andere Waffen reinsteckte. Die K.O.-Tropfen schob ich mir in den Ausschnitt, damit sie keiner entdecken konnte.

Dann schminkte ich mich. Ich machte mir Smoky Eyes und trug roten Lippenstift auf. Ein wenig Rouge legte ich auch noch auf, damit ich nicht ganz so künstlich rüberkam.

Als ich meine Haare öffnete und auf die Uhr sah, bekam ich einen leichten Schock. Ich hatte nur noch eine halbe Stunde Zeit!

Meine Haare waren schon ein wenig angetrocknet, aber ich föhnte sie trotzdem noch weiter, bis sie komplett trocken waren. Nasse Haare sahen immer so aus, als wären sie fettig, und mit fettigen Haaren wollte ich auf keinen Fall auf einen Ball gehen. Auch wenn mein Aufenthalt dort keiner Spendengala diente, wichtig war er trotzdem.

Dann nahm ich mir eine Rundbürste und föhnte mir leichte Locken. Als dies mehr oder weniger misslang, nahm ich genervt einen Lockenstab zur Hand und lockte meine Haare damit zu Ende, bis ich zufrieden war. Sie fielen mir nun in sanften Wellen bis zur Mitte meines Rückens hinunter.

Ich räumte das angerichtete Chaos im Badezimmer weg und ging wieder zurück in das Hauptzimmer, um mich prüfend im Spiegel zu betrachten. Ändern konnte ich jetzt sowieso nichts mehr, aber vielleicht noch ein paar kleine Makel oder Unebenheiten ausbessern. Doch ich war überrascht.

Das Mädchen im Spiegel, was ich als mich selbst identifizierte, war ausnahmsweise mal hübsch. Das rote Kleid betonte meine Figur extrem gut, es war ein Wasserfall aus Seide und Chiffon, der meinen Körper hinabfloss. Der Rouge hauchte meinem Teint ein wenig Leben ein, aber nicht zu fiel, es sah immer noch natürlich aus. Meine Haare erkannte ich gar nicht wieder. Normalerweise waren sie immer glatt und langweilig, deshalb band ich sie meistens zu einem Zopf zurück. Doch jetzt sahen sie voluminös und schön aus.

Mein Blick fiel auf mein Dekolletée. Ich brauchte eine Kette. Dringend!

Ich riss meinen Schmuckkoffer auf und suchte fieberhaft nach einer goldenen Kette. Mir stach ein komplettes Set ins Auge; Kette, Ohrringe und Armreifen. Ich zog einfach alles an.

Als ich mir die Armreifen ansteckte, fielen mir meine tristen Nägel auf. Schnell holte ich einen roten Nagellack, verglich ihn mit der Farbe des Kleides und trug ihn, erleichtert weil er passte, auf. Gerade als er trocken war, klopfte es. Schnell räumte ich den Nagellack weg und warf noch einen Blick in den Spiegel.

Plötzlich wurde ich nervös. Wie Ryan wohl aussah? Bestimmt gut. Er sah in allem einfach verboten gut aus.

Ich ging zur Tür und öffnete sie verlegen. Ryan sah besser aus, als ich erwartet hätte. Schwarzer Anzug, weißes Hemd. Schlicht und klassisch, aber es stand ihm perfekt. Er musterte mich, was mich ein wenig verlegen machte und schüchtern lächeln ließ.

Schüchtern? Verliebt wohl eher ...

Halt die Fresse ...

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