Kapitel 6

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Kapitel 6

Ich liege auf irgendwas. Es scheint genau auf meinen Körper angepasst zu sein. Was ist das? Doch mein Bewusstsein ist noch zu schwach um meine Augen zu öffnen.

Ich beginne wieder zu hören, zuerst nur wirre Stimmen, doch ich entkomme der drückenden Schwärze immer mehr bis ich wieder alles normal verstehen kann. „Maja?!" Eine sanfte und so vertraute Stimme reißt mich aus dem nichts, ich bin wieder komplett bei Bewusstsein. „Lia?" ein leises Kichern. Ich öffne meine Augen, und sehe Lias wunderschönes Gesicht vor mir. Ihre porzellanfarbene Haut wird von ihren schwarzen, langen Haaren umrandet, die ständig in Bewegung zu sein scheinen. Ihre großen, dunklen Augen mustern mich belustigt. „Bin ich im Himmel?"

Lias Erdbeerroter Mund verzieht sich zu einem Lächeln und schließlich fängt sie an schallend zu lachen.

„Nicht wirklich! Eher in der Hölle wenn ich auch da bin!" Ihr Humor hat sich also nicht verändert. „Aber wo bin ich dann?"

„Schau mich mal an, dann kommst du vielleicht darauf!" Mühsam setze ich mich auf und mustere Lia. Sie trägt ein weißes Gewand, das aussieht, als wäre es aus dem Meerwasser einer tropischen Insel mit weißem Sandstrand gemacht worden. Leicht türkis, und trotzdem klar. Mein Blick wandert weiter nach unten zu ihren Bei...Moment mal zu ihrem Fischschwanz?! „Du bist eine Meerjungfrau? Okay ich muss träumen. Aber ich kann den Sprung unmöglich überlebt haben! Kann mir mal jemand erklären was hier bitte los ist?!"

„ Na ja, wir nennen es nicht Meerjungfrau, sondern Nixe. Wir sind die Herrinnen des Wassers. Du weißt ja, wir sollten als Opfer für den Meereskönig springen. Die Geschichte ist so ziemlich wahr. Also die Flutwelle verursachen nicht der König und die Königin, sondern ein schreckliches Ungeheuer, das einmal im Jahr auftaucht. Die Aufgabe der Springerinnen ist es dieses Monster wieder für ein Jahr zu betäuben. Weil es jedes Jahr stärker wird, braucht man jedes Jahr ein weiteres Mädchen. Nur wir haben die Gabe das Monster zum schlafen zu bringen.

In der Zwischenzeit übernehmen wir einige Aufgaben im Meer

Nur einmal im Jahr öffnet sich das Portal durch das man hierher kommt, und nicht auf den Klippen zerschellt. Ich durfte dich dieses Mal abholen Ich bin so glücklich dass wir endlich wieder zusammen Zeit verbringen können!" Lia hat mal wieder einen Redefluss, bei dem sie immer schneller und schneller redet.

„Aha. Klingt jetzt irgendwie verrückt... Ziemlich unlogisch und so..." Wenn es nicht Lia wäre, hätte ich mich schon längst aus dem Staub gemacht und diese Person für Verrückt erklärt. Aber irgendwie finde ich keine Ausrede dafür, dass das ganze hier nicht stimmen kann. Denn es kann auf keinen Fall ein Traum sein, den Sprung habe ich sicher nicht überlebt.

„Es stimmt aber, ich fand es am Anfang auch schwer zu verstehen" Lia mustert mich eindringlich. Plötzlich realisiere ich etwas, was meinen ganzen Körper mit purer Freude ausfüllt : Lia lebt noch !!! Und ich bin bei ihr !!! Ich fange an zu Grinsen und mein Herz macht einen Luftsprung nach dem anderen. Ich habe Lia so sehr vermisst, dass es immer noch unwirklich scheint wieder mit ihr vereint zu sein. Und doch ist es wahr ! Wir müssen uns so vieles erzählen!

„ Welche Aufgabe hast du dann?" Lia bekommt ein stolzes Gesicht. „ Ich bin die Herrscherin der Strömungen" ja, das klingt passende zu Lias Wesen. Sie kann ganz schön aufbrausend werden. Und wehe jemand ist ungerecht zu einem ihrer Freunde, da wird sie richtig unberechenbar! Sie kann aber auch sanft und beruhigend sein, auf jeden Fall folgten ihr viele Menschen, sie war wie ein Vorbild für ihre Freunde und Geschwister. Sie lebte auf dem Land, musste viel schuften und sich um ihre vier kleinen Geschwister kümmern. Und sie riss immer alle mit ihrem Lachen mit. Ja, das mit den Strömungen passt zu Lia.

Pearl of hopeWhere stories live. Discover now