Kapitel 5

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Kapitel 5

Während der Fahrt zur Klippe wurde ich wie eine Prinzessin behandelt. Eine eingesperrte Prinzessin. Es gab verschiedene süße Häppchen die mir angeboten wurden, als ob man mich mästen wollte. Exotische Früchte, gezuckert, oder mit Schokoladenüberzug, Marzipan, Nougat... Ich langte kräftig zu, schließlich sollte auch ich noch mal etwas genießen dürfen! Als das Auto dann an der Klippe hielt, fesselte man meine Hände zusammen. Wie ein Hund an der Leine kam ich mir da vor - das Prinzessinnen Getue war vorbei.

Jetzt sitze ich auf einem Podest, die Weiße Frau neben mir, grinsend in ihrem pompösen weißen Kleid, das mich stark an eines der Barockkleider aus meinem Geschichtsbuch erinnert. Sie hält meine „Leine" und fühlt sich sichtlich wie ein Star. Früher ist sie mir nie aufgefallen, weil ich immer die armen Springerinnen bemitleidete.

Wahrscheinlich kleidet sich der weiße Teufel deshalb so auffällig - um auch Aufmerksamkeit zu bekommen.

Ein Mann der den König vertritt kommt auf die Bühne. Sichtlich zur Enttäuschung der Weißen. Sie hätte sich jemand anderes gewünscht! Sein Gesicht erscheint auch auf den vielen Monitoren und Leinwänden die überall angebracht sind, damit auch jeder etwas sieht.

„ Maja. Tochter unseres Volkes! Sie sind dieses Jahr die Auserwählte, Sie werden diejenige sein, die uns für dieses Jahr rettet! Ihr Opfer wird tausende Menschenleben vor dem sicheren Tod bewahren! Dafür sind wir Ihnen überaus dankbar!" Die Menge jubelt. Erst jetzt werfe ich einen Blick auf die Menschen. Wie viele es sind! Den Rest der Rede bekomme ich nicht mit, denn zwei Menschen stechen aus der breiten Masse heraus: Mama und Anope. Sie sind mittendrin, doch ich erkenne trotz der Entfernung jede einzelne Träne auf ihren Gesichtern. „Maja! Maja!" Ihre Stimmen übertönen den Lärm. Als sie versuchen näher zu mir zu kommen, tauchen plötzlich zwei Männer in schwarzen Anzügen auf, packen sie, und zerren sie weg. Wohin werden sie jetzt gebracht? Ich springe auf, und beginne zu schreien. „Mama! Anope! Was macht ihr da? Lasst sie los! Mama! Anope! Ich liebe euch!!!" Dann werde ich von der Frau zurück auf meinen Stuhl gezehrt. „Ihnen passiert nichts! Sie werden jetzt nur ruhig gestellt!" zischt sie mir zu. Notgedrungen nehme ich wieder platz und schaue stur gerade aus. Das Bild der Menge verschwimmt immer mehr vor meinen Augen, weil meine Tränen sich wie ein Schleier auf meine Pupille legen, bis sie mir die Wange runterkullern. Nur damit sich meine Augen erneut füllen können.

Endlich hört der Typ auf zu reden. „Maja, möchten Sie dem noch etwas hinzufügen?" Er sieht mich auffordernd an. Ähm NEIN?! Was stellt der sich denn vor? Das ich mich jetzt da hinstelle und vor Freude anfange dem Volk ein Lied vorzusingen so wie eine Springerin vor ein paar Jahren? Ganz sicher nicht. Am liebsten hätte ich mich auf ihn gestützt, mein Körper fühlt sich aber an wie gelähmt. Also schüttle ich nur den Kopf.

„Nun gut, Maja. Nun ist ihr großer Augenblick gekommen! Erheben Sie sich!" Ich stehe auf, das Volk beginnt zu jubeln. Blumen werden auf die von den Männern in schwarzen Anzügen bewachte Bühne geworfen. Kurz: die Menge tobt. Spätestens an dieser Stelle sind bei mir früher immer die Tränen geflossen, als das Mädchen dann springen musste hab ich einfach nur noch weggeschaut, anders hätte ich das nicht verkraftet.

Die Männer teilen die Masse von tausenden Menschen und schaffen einen etwa zwei Meter breiten Durchgang für mich.

Die weiße Frau schreitet zuerst die Stufen der Bühne hinunter, sie zieht kräftig an der goldenen Kordel die meine Hände fesselt. Ich stolpere also unbeholfen und nicht mal halb so elegant hinter ihr her, wobei mein Blick starr geradeaus gerichtet ist. Noch immer ist das Volk nicht verstummt, noch immer feiern sie ihre bald tote Heldin. Der Gang führt in Richtung Klippen. Aber ab ungefähr 20 Metern Entfernung zum Rand hindern Eisenzäune die zu allem Überfluss von lauter Security -Menschen bewachte Menschenmenge daran, weiter nach vorne zu gehen.

Abrupt bleibt der weiße Teufel stehen und nimmt mir die Kordel von den Händen. Ich schaue mich sofort nach Fluchtmöglichkeiten um: es gibt keine. Nicht mal den Hauch einer Chance für mich meinem Tod noch zu entgehen.

Hinter mir stehen fünf der schwarz gekleideten Männer, auf meinen zwanzig Metern zur Klippe jeweils um die dreißig auf jeder Seite, jedoch immer fünf Meter zu mir entfernt. Alle bilden eine geschlossene Reihe und sehen nicht so aus, als könnte ich ihre Mauer irgendwie durchbrechen.

„Das Volk gibt Sie frei! Unser Dank gilt Ihnen, Maja! Nun gehen Sie und erfüllen Ihre Aufgabe! Opfern Sie sich für das Volk auf!"

Ich spiele nervös an meiner Kette herum. Opfern Sie sich für das Volk auf! Ich opfere mich hier nicht freiwillig auf, ich werde dazu gezwungen! Ich will das alles doch gar nicht! Ich will einfach in die Arme meiner Familie, nichts weiter! Wie muss sich Lia gefühlt haben? Sicher ähnlich wie ich jetzt.

„Jetzt laufen Sie doch schon los! Sonst müssen wir diese sympathischen Herren hier bitten Ihnen dabei behilflich zu sein!" Der Typ von der Regierung versucht witzig zu sein, und tatsächlich fangen die Leute an zu lachen! Erstens ist das hier überhaupt keine komische Situation, und ich finde diese Aussage einfach respektlos! Hallo?! Ich werde gleich tot sein!

Und zweitens hat der das ganz sicher ernst gemeint, denn zum einen sieht er mich mit so einem Blick an, der mir sagt dass er nicht davor zurückschreckt mich ins Wasser werfen zu lassen, zum anderen haben alle der security – Menschen plötzlich eine Pistole aus ihren Anzügen gezaubert. Wie charmant.

Als dann alle zeitgleich einen Schritt auf mich zumachen werfe ich einen letzen Blick auf mein altes Zuhause und beginne langsam und bedächtig auf den Rand der Klippe zuzuschreiten.

Meine Hände liegen an meiner Kette, in meinen Gedanken rufe ich mir die Gesichter der Menschen die mir wichtig sind vor mein inneres Auge: Mama, Anope, Papa, Lia.

Mit jedem Schritt laufe ich auf meinen Tod zu. Erst als ich genau am Abgrund bin bleibe ich stehen. Meine Füße stehen genau an der Kante, kleine Steinchen bröckeln hinunter und treffen erst ein paar Augenblicke später auf dem Wasser auf. Wie tief es hier wohl runter geht? Diese Steilklippen haben mich schon immer fasziniert, jetzt sehe ich sie das erst mal in ihrer vollen Schönheit.

Verdammt mein Leben fing gerade erst an, und jetzt sollte es schon vorbei sein! Das Adrenalin wird geradezu in meinen Körper gepumpt, jetzt ist er also da. Mein letzter Augenblick.

Ich will nicht in Angst sterben, nicht in Trauer oder Schmerz! Ich will meinen letzten Atemzug genießen!

„Ich liebe euch!" flüstere ich leise, nur an meine geliebten Menschen gerichtet. Dann hebe ich meine Arme über meinen Kopf und springe.

Mein Herz rast, ich bin aufgewühlt und voller Adrenalin. Der Wind zerrt an meinen Haaren, mein Kleid flattert hinter mir her. Ich nehme einen letzten, tiefen Atemzug. Plötzlich wird mir ganz warm, mein ganzer Körper beginnt zu kribbeln.

Dann wird alles um mich herum schwarz.

Hey!!! Danke dass ihr noch dabei seid!!!  Also, ich bin momentan nicht wirklich zufrieden mit meinem Cover...War eher eine Notlösung weil ich mein Buch möglichst schnell veröffentlichen wollte. Ich erstelle meine Cover immer mit Paint, aber dieses Mal hatte ich echt Probleme ein Bild zu finden, das groß genug ist um nacher nicht verschwommen zu wirken... Also ich versuche ein neues zu erstellen. 

Eure Meinung dazu?

Viel Spaß weiterhin noch!  *dreaming_fairy*

Pearl of hopeWhere stories live. Discover now