Kapitel 1

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„Noch einen", knurrte Luc und  starrte finster auf das leere Glas vor ihm. Wortlos nahm der  Barkeeper es und stellte ein neues Glas Scotch vor den Dämon.

Sein wievieltes war es für ihn schon?  Luc wusste es nicht und wollte es auch nicht wissen.Gedankenverloren schwenkte er die bernsteinfarbene Flüssigkeit kurz  und nahm dann einen tiefen Schluck, ohne jedoch wirklich etwas zu  schmecken.

Er hatte all das so satt. Die Unsterblichkeit wurde auf die lange Sicht nicht spannender. Es war nichts weiter, als eine stete Wiederholung der selben blutrünstigen Kämpfe und vollkommen stumpfsinniger Konflikte, die immer und immer  wieder zwischen den dämonischen Gruppierungen entflammten. Luc hatte unzählige seiner Kameraden und Freunde in diesen Schlachten  verloren. Ehrenhafte Männer, die ihr Leben für das Wohl aller gegeben hatten und trotzdem nichts als Schatten ihrer Selbst in der  Geschichte zurückgeblieben sind. Ihn schmerzte dieser Verlust noch immer und wieder stand eine Schlacht bevor, wieder würden er und seine Männer für das Richtige kämpfen.
Aber dieses Mal würde es anders werden. Dieser Kampf verhieß noch gigantischer und blutrünstigen zu werden als alle Vorangegangenen. Dieses Mal ging es ums Ganze und das Ende würde über aller Zukunft bestimmen.

Die Jahre hatten bei allen ihren Tribut gefordert und seine Legion war erheblich geschrumpft. Sicher andere Legionen und ganze Armeen waren gefallen. Seine Männer hingegen  haben zu den Stärksten gehört und sie hatten die Kriege immer ambesten überstanden – die wenigsten Verwundeten, die wenigsten Tote. Trotzdem waren von seinen Männern nur noch die unbarmherzigsten und kaltblütigsten übrig. Ein kleiner Kreis von engen Verbündeten und Freunden, die sich bis zum Ende gemeinsam dem wahren Bösen stellen werden.

Luc wurde aus seinen Gedanken gerissen,als sich jemand neben ihn setzte. Finster blickte er auf und erkannte  seinen ältesten Freund Amon.

Amon hatte in den ersten Schlachten zu Beginn ihrer Existenz an seiner Seite gekämpft. Er hatte Luc das Leben gerettet, als ein Feuerdämon ihm den Kopf abschlagen wollte.Luc hatte schon die Hitze der Feuerklinge an seiner Kehle gespürt,als dem Feuerdämon erst der Arm abgehackt und dann der Körper in zwei geschlagen wurde. Amon war schief grinsend über den Leichnam hinweg gestiegen und hatte ihn gefragt, ob er nicht ein Bisschen Unterstützung bräuchte. Seine Augen hatten in dem mit Blut und Dreck verschmiertem Gesicht golden geblitzt.

Lucifer schüttelte die Erinnerung ab,als Amon sich zu ihm wandte und mit finsterer Mine zu sprechenbegann: „ Es gibt Neuigkeiten." Mit hochgezogenen Augenbrauenschaute Luc zu ihm. Amons Gesicht zeigte eine für ihn so untypischen Ausdruck. Mit einer Geste forderte er ihn auf fort zu fahren. „Es wird keinen Kampf geben.", murmelte dieser leise , während er sich  in der Bar umschaute.
Genauso leise und so beiläufig wie möglich fragte Luc: „Was meinst du damit, dass es keinen Kampf geben wird?Alle Anzeichen deuten darauf. Er und seine Leute haben schon damit angefangen, jagt auf andere Dämonen zumachen. Die Wächter sind so gut wie alle wie vom Erdboden  verschluckt. Crom hat fast alle seiner Männer verloren." - an Gabriel versteht sich. Dieser verlogene Bastard spielt wie immer  gegen die Regel. „Tja, dass ist es ja, was er erreichen will. Er versucht seine Gegner ohne einen wirklichen Kampf aus dem Wegschaffen.. Er weiß, dass wir und andere Truppen ihm gefährlich werden können, deshalb wird er nicht angreifen." Luc nahm noch  einen Schluck vom seinem Scotch und stieß ein freudloses Lachen aus.„Anscheinend besitzt er nicht genug Eier, um sich uns zu stellen."Nach einigen Momenten der Stille seufzte Luc: „Das heißt dann  wohl, dass es keinen Krieg gibt." „Kein Krieg und trotzdem Tote aus Lügen und Intrigen.", sagte Amon daraufhin unheilvoll.

Überrascht schauteLuc zu ihm. „Du hast etwas gesehen?" Bedächtig nickte Amon und schaute ausdruckslos ins Nichts.

Amon war zwar einer  der Ältesten und ein Seher, aber seine Gaben waren nie stark genug gewesen, um konkrete Aussagen zu machen. Jedes Mal, wenn er versucht  hatte nicht nur ein paar Fetzen der Zukunft zu sehen, die er nicht deuten konnte und immer wieder daran gescheitert ist, hatte er irgendetwas zerstört oder eine Schlägerei angefangen. Die schwäche seiner Gabe hatte ihn belastet und in gewisser Weise streitsüchtiger und gefährlicher gemacht. Es hatte ihm den Ruf als mörderischen Wahnsinnigen eingebracht. Tonlos entgegnete er: „Ja. Es ist grauenhaft. Ich weiß nicht, was schlimmer ist. Blind zu sein und einer ungewissen Zukunft entgegen zu treten oder alles sehen zukönnen – das eigene Schicksal und das der Anderen und mit der Furcht leben zu müssen, das Grauen nicht verhindern zu können."
Daraufhin folgte ein bedrücktes Schweigen. Darauf konnte Luc nichts  entgegnen und leerte statt dessen sein Glas. Er konnte ihm nicht seine Sorgen nehmen, so gerne Luc es auch getan hätte. Jedoch wusste  er, dass Amons Gabe wahrscheinlich der Wendepunkt der kommenden Geschehnisse sein würde. Schließlich durchbrach er die Stille. „Was ist, wenn wir versuchen aus dem, was du gesehen hast, die Dinge so zudrehen, dass sie für uns stehen?" Gedankenverloren fuhr Amon über seinen Nacken. „Daran hatte ich auch gedacht. Aber im Moment ergibt nichts Sinn. Ich müsste erst alle Dinge in einen Kontext bringen.Doch ich kann für nichts garantieren. Ich versuche es schon die ganze Zeit, aber jedes Mal kommen weitere Dinge hinzu und bringen alles noch mehr durcheinander. Irgendwie fühle ich mich, als versuchte ich Sandkörner in einer Wüste zu zählen. Aber ich weiß, dass es unsere einzige Chance ist, wenn nicht das unsere Zukunftwerden soll."
Luc Gesicht verfinsterten sich wieder bei den Worten seines Freundes. „Wir sollten trotzdem jetzt schon etwas unternehmen. Nicht, dass es zu spät sein wird, wenn du den Sinn deiner Visionen gefunden hast." Luc wandte sich zum Gehen." Ich werde Chrom fragen, ob er sich uns anschließen. Ich bin sicher, er ist bereit eine Alianz mit uns zu schließen. Besonders jetzt, wo er in dieser prekären Lage ist und seine Aufgabe auf dem Spiel steht."Luc war schon aufgestanden und klopfte Amon auf die Schulter. „Wenn er zustimmt, müssen wir uns neu formieren. Wir sollten auf das Schlimmste gefasst sein." Über die Schulter hinweg sagte er noch:„Morgen Abend treffe wir uns im Haupthaus. Versuche bis dahin ein  wenig Klarheit in deine Gedanken zu bekommen." Amon winkte ab und bestellte sich noch einen Drink. „Ich versuch's". Als Luc aus der Bar in die kühle Nacht trat, holte er sein Handy heraus und wählte Chroms Nummer. Die Unruhe hatte ihn gepackt und der Verdacht,dass etwas Folgenschweres ihm bevorstand, regte sich in ihm. Währender eindringlich in den Hörer sprach, lief er in die Schwärze der dunklen Gasse- weg von dem Trubel und den bunten Lichtern Las Vegas.Ohne es zu wissen, brachte er den ersten Stein einer Reihe von Geschehnisse ins Rollen. Geschehnisse, die nicht nur seine Zukunft,sonder auch die Zukunft der ganzen Welt beeinflussen würden.

Gefährliche VersuchungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt