Episode 15 || 1

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Ich fühlte mich richtig wie Zuhause.
Und das nicht grundlos oder übertrieben, nein, es war momentan wirklich wie Zuhause.
Nachdem Misa zum Einkaufen abgehauen war, hatte ich es mir so bequem wie nur möglich auf unserer Couch gemacht. Ich wäre zugegeben zwar auch gerne mit Misa einkaufen gegangen, doch diese wollte danach zu Sehun und Kwangsoo zum EXO Haus, wohin ich wiederum nicht wollte.
Umhüllt war ich von zwei verschiedenen, dünneren Decken, die ich mir aus dem Schrank geklaut hatte. Sie rochen ein wenig nach Zitronen Waschmitteln. Obwohl das unter trieben war, sie rochen sogar so stark nach Zitronen, dass sie den Geruch nach Chips, Keksen und Cola übertrumpften, die ich auf der Couch und auf dem kleinen Tisch verteilt hatte.
Im Haus wäre es eigentlich relativ still, doch das Videospiel, welches ich auf volle Lautstärke laufen ließ, unterbrach die Stille erbarmungslos. Das ganze Haus war deswegen eingehüllt von dem Geräusch des Zersplashen von crepierenden Zombies.
Hoffentlich würde sich niemand wegen dem Lärm beschweren kommen, was eigentlich schwachsinnig war, so laut war das Zombie Game nicht.
Es gab doch nichts besseres als hirnlose Zombie-Killer-Spiele um seine Gedanken und sein Gehirn abzuschalten.
Ja, ich war mir ziemlich sicher, so könnte ich eine gute Weile beziehungsweise die nächsten Tage überleben.
"Und du willst wirklich hier bleiben?", fragte mich Laura zum gefühlt tausendsten Mal.
Als könnte sie sich teleportieren war sie plötzlich neben mir an der Couch aufgetaucht und musterte mich mit diesem unglaublich besorgten Gesicht. Sie selbst war genauso wie ich warm eingehüllt, jedoch nicht in zwei Decken sondern in einem schönen, eleganten Wintermantel.
Bestätigend nickte ich und konzentrierte mich weiter auf das Zersägen von Zombies. Ich würde mir meine Combo jetzt nicht kaputt machen lassen, auf keinen Fall!
"Ganz sicher?", hakte Laura nochmal nach und setzte zum ebenfalls tausendsten Mal an, mir ihre Pläne zu erzählen. "Chen und ich wollten hier in der Nähe in eine Eishalle zum Schlittschuh laufen. Das soll super sein. Du kannst wirklich gerne mit, das wäre kein Problem! Ehrlich!"
"Nein, danke. Ich habe fürs Erste genug von jeglicher Kälte", lachte ich. Allein schon der Gedanke an die kalte, dunkle Eishalle ließ mich erschaudern.
"Ihr solltet euch lieber Gedanken machen, wie Chen nicht erkannt wird."
Das war ganz schön problematisch, doch direkt im Anschluss fiel mir auf, wie genial das eigentlich war. In der Eishalle war es relativ dunkel und durch die Kälte waren alle eingehüllt und eingemummt in ihre Klamotten. Die Hauptzeit bestand außerdem Abends, wenn das Diskolaufen begann, sodass Nachmittags kaum etwas los sein sollte. Eigentlich müssten die Beiden keine Fans befürchten.
"Wenn du meinst...", Laura seufzte und trat einen Schritt zurück, meinen Einwurf ignorierend. Offensichtlich hatte sie endlich aufgegeben.
"Ich nehme mein Handy nicht mit. Solltest du also irgendwas brauchen oder dich einsam fühlen, kannst du nebenan zu den Jungs.", fuhr sie langsam fort. Hastig schüttelte ich meinen Kopf.
"Wird nicht passieren, glaub' mir."
Ich drückte den Kreisknopf, um meine hohe Combo auszunutzen, einen unglaublich krassen Move auszuführen, der allen Zombies den gar aus machen sollte. Da bemerkte ich, dass Laura bereits gegangen war.
Seufzend drückte ich auf Pause, legte den Controller auf meinen Schoß und warf meinen Kopf in den Nacken.
Irgendwie fühlte ich mich leer. Genauso leer wie die Geräuschkulisse des Hauses gerade in diesem Moment - Totenstille, Tot wie die fünf Zombies, die ich mit dem letzten Move erwischt und erledigt hatte.
Ich seufzte zweimal, zuerst zögerlich, doch da fiel mir ein, dass ich alleine war, sodass ich das zweite Mal lauter seufzte.
Woran es lag wusste ich nicht, aber irgendwie fühlte es sich genauso falsch an, Abstand zu halten wie keinen Abstand zu halten. Ich sehnte mich nach Chanyeols Nähe, seinem Lachen, aber andererseits sollte ich ihm und Ji Zeit für sich lassen. Aber was sollte ich machen? Ich konnte schlecht nerven, aber fernhalten gefiel mir wiederum nicht. Was war nun richtig und was falsch?
Gäbe es doch nur eine Anleitung für das Leben, ich würde sie mir zu Weihnachten wünschen... Sollte ich vielleicht nicht doch zumindest mit Laura und Chen Schlittschuhlaufen gehen? Aber dann würde ich die Beiden auch stören, genauso wie ich es bei Chanyeol und Ji eigentlich vermeiden wollte. Oder sollte ich irgendwen um Rat fragen?
Meine Gedanken wurden von meinem Handy unterbrochen, dass lauthals von meiner rechten Seite neben der Chipsschüssel um meine Aufmerksamkeit klingelte.
Ein Blick auf den Display verriet mir leider gar nichts, die Nummer, die mich versuchte zu erreichen, war unbekannt. Also konnte es weder Laura noch Misa sein, die mich anriefen, schade. Meine Motivation zum Abheben betrug direkt wieder null. Ich ließ es klingeln, bis es wieder verstummte und nahm stattdessen den Controller von meinem Schoß.
Gerade als ich mein Zombiespiel wieder aufnehmen wollte, eine Lösung für mein schwachsinniges Problem hätte ich wahrscheinlich sowieso nicht gefunden, also hätte ich genauso gut wieder mein Gehirn abschalten können, klingelte mein Handy wieder.
Diesmal war es jedoch eine andere Nummer. Verwirrt ließ ich den Controller wieder hinunter sinken und griff zögerlich nach meinem Handy. Merkwürdig. Wer konnte das nur sein?
"Si?", statt mir das Handy ans Ohr zu halten stellte ich es auf laut, ich war eh alleine Zuhause.
"Chris?", D.OS Stimme, anscheinend wegen dem Spanisch etwas verwirrt, erklang aus dem anderen Ende der Leitung. Enttäuscht atmete ich auf. Irgendwie hatte ich gehofft, Chanyeol würde mich anrufen, doch den Gedanken verwarf ich sofort wieder. Warum sollte er mich auch anrufen?
"Ja? Chris hier. Was ist?"
"Endlich", statt mir eine genaue Antwort zu geben seufzte D.O erleichtert auf.
"Chanyeol hatte dich eben schon versucht zu erreichen, warum hast du nicht abgehoben?"
Mein Atem stockte. Chanyeol war das eben tatsächlich gewesen? Warum hatte er versucht mich zu erreichen?
Und warum hatte ich nicht abgehoben?!
"A-achja?", gab ich nur stotternd zurück, unfähig irgendetwas anderes zu entgegnen. Eine Ausrede oder Notlüge wäre vielleicht angebracht gewesen, ein Grund, warum ich nicht abgehoben hatte, doch D.O fuhr einfach fort.
"Wir brauchen jedenfalls gerade jede Hilfe die wir kriegen können", fuhr er fort, Ernsthaftigkeit in der Stimme.
"Komm' auf den Punkt", drängte ich ihn sofort. Allein der Fakt, dass Chanyeol mich angerufen hatte, ließ meinen Puls sofort schneller schlagen und katapultierte meine Neugierde auf ein ganz neues Niveau. Ich wollte unbedingt erfahren, wo ich helfen konnte.
D.O am anderen Ende der Leitung seufzte, er schien ein wenig gestresst.
"Wir brauchen Hilfe beim Suchen. Kennst du jemanden, der sich hier und in der Umgebung des Krankenhauses in der Nebenstadt auskennt?"
Suchen schon wieder.
Laura müsste sich hier über all auskennen, schoss es mir durch den Kopf.
Doch wonach suchten wir? Bevor ich fragen konnte, kam mir D.O schon zuvor.
"Suho ist aus dem Krankenhaus verschwunden."

EXO Next Door AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt