2 | Der geheimnisvolle Junge

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Flatternd öffnete sie ihre Augenlider. Sie drohten jeden Moment zuzufallen, doch sie hielt ihnen tapfer stand. Sie sah sich um und in ihr stiegen die Erinnerungen an gestern hoch.

Sie war übergegangen.

Sie vergoss leichte Tränen, als sie merkte, dass ihre Mission nicht geglückt war. Sie hatte versagt.

Plötzlich stieg eine Erinnerung ihrer toten Eltern in ihr hoch. Es durchzuckte sie. Der Schmerz saß tief. Es fühlte sich so an, als ob Dornen in ihr Herz einstießen.

Sie verzog das Gesicht und setzte sich langsam aufrecht hin. Jeder Muskel tat ihr weh, doch sie ließ sich davon nicht beirren. An ihrer linken, erspähte Melanie einen Jungen. Er hatte braune, dunkle Haare und schimmernde schockoladen braune Augen. Seine Haut, blass bis mittel, und er trug eine schwarze Lederjacke, die er über den Stuhl gehangen hatte. Unter seinem weißen Shirt zeichnete sich ein durchtrainierter Körper ab. Innerlich fuhr sie schon die Linien nach. Sie wachte endlich aus der Trance auf, als sich jemand räusperte.

"Melanie?" Der Junge sah sie erleichert. "Du lebst! Wir dachten schon, dir wäre etwas Schlimmes passiert. Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht."

Melanie blickte auf und sah, dass der Blick des Jungen auf ihr ruhte. Sie runzelte die Stirn und setzte sich langsam fluchtbereit hin. "W-wer bist du?"

"Oh...", sagte er traurig. "Ich bin Dylan."

Sie sah ihn ausdruckslos an. Dylan?

Sie hatte keinen blassen Schimmer wer dieser geheimnisvolle Junge sein mochte.

"Ich gehöre der guten Seite an, den Outsiders. Wir verabscheuen die Hell Riders", versuchte der Junge namens Dylan vergeblich, um ihr auf die Sprünge zu helfen.

Melanie besah ihn sich genauer, ehe sie misstraurisch nickte. "Ich habe dich nämlich bisher noch nie gesehen", erwiderte sie und sah ihn verwirrt an. "Und ich denke nicht, dass ich unter Amnesie leider. So viel Gedächtniserinnerungen besitze ich noch", fügte sie hinzu.

Dylan lachte. "Das kommt davon, dass ich neu hierher gezogen bin." Dann wurde er wieder ernst.

"Was ist?", fragte sie ihn neugierig und musterte ihn.

"Weißt du ... meine Eltern wurden von diesen Ungeheuern ermordet."
Auf Melanies fragenden Blick sprach er weiter. "Die Hell Riders...", antworte er traurig und ließ den Kopf hängen. "Ich war dabei ... ich habe es mit angesehen und konnte nichts tun."
Eine Träne kullerte über seine Wange.

Dylan tat Melanie leid. Sie selbst wusste wie es war die Eltern so aufzufinden. Sie zu verlieren.

Sie rutschte näher an ihn heran, so gut es eben bei den ganzen Schläuche an die sie angeschlossen war, ging.

"Weißt du ... ich habe die gleiche Vergangenheit und jetzt ... jetzt will ich es ihnen heimzahlen. Sie haben nämlich auch mir meine Eltern genommen, als ich noch klein war", erzählte sie.

Melanie wusste nicht, wieso sie es ihm zählte, ihm sich anvertraute, obwohl sie ihn kaum kannte. Doch Dylan hatte etwas an sich, was sie beruhigte und sie teilten einen gemeinsamen Verlust.

"Scheint so, als ob wir das Gleiche durchlebt hätten", antworte Dylan und lächelte sie schief an.

Sie legte ihm die Hand auf die Schulter.

Er sah zu ihrer Hand, welche jetzt auf seiner Schulter ruhte. Es beruhigte ihn.

"Hast du jemals den Gedanken gehabt, es ihnen heimzuzahlen? Für das was sie getan haben und noch unzählige Male tun werden?" Er stand auf. "Wieso tun die das?", fragte er verzweifelt und raufte sich die Haare. "Wollen sie uns verletzlich machen? Ich verstehe ihr Ziel nicht..."

Nѳ૨ʍαℓ¡τäτ✔      #Wattys2019Where stories live. Discover now