1 | Erloschene Erinnerungen

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Sie hörte ein Piepen.

Ganz langsam öffnete sie ihre Augen. Sie konnte Umrisse einer Decke erkennen und Gegenstände, doch alles tanzte vor ihrem Auge verschwommen hin und her. Ihr wurde schwindelig. Ihr Kopf dröhnte und ihr Schädel fühlte sich an, als würde er jeden Moment explodieren. Sie fühlte sich unendlich schwach und hatte Schmerzen. Ihr ganzer Körper tat weh und dazu schwirrten ihr unendlich viele Fragen im Kopf herum.

Wo war sie hier? Wie war sie hierher gekommen? Und noch viel wichtiger war, wie hieß sie überhaupt noch?

Sie konnte sich an alles erinnern, doch das Geschehnis - sie wusste nicht wie lange es her war - und ihr Name blieben ihr unbekannt.

Wieso konnte sie sich nicht daran erinnern?

Es machte sie krank. Sie fühlte sich verloren. Ohne Halt.

Sie gab sich Mühe, durchforstete ihr Gedächtnis. Nichts.
Sie errreichte nur damit, dass ihr Kopf noch mehr zu schmerzen begann.
Sie seufzte tief und beschloß erst einmal herauszufinden wo sie sich befand.

Die Augen, die sie nach dem kurzen Schwindelanfall sofort geschlossen hatte, öffnete sie jetzt und sah sich um. Sie fixierte jeden Winkel und jeden Gegenstand.
Ein Krankenzimmer.
Ja, sie lag tatsächlich im Krankenhaus und diese weißen Wände waren zum verrückt werden. Alles war sehr nobel eingerichtet. Es hing ein Fernseher an der Wand und das Bett, worauf sie lag, konnte man verstellen. Sie schaute an sich herab. Sie trug diese dämliche Krankenhauskleidung.
Erbärmlich.

Ihr Blick wanderte ihren Arm herauf. Sie war an Schläuche festgebunden die überall in ihren Hals und ihre Schulter zu laufen schienen.

Intensivstation, kam ihr der Gedanke. Was war denn so schlimmes passiert?

Sie zog leicht die Decke zur Seite und erstarrte. Ihre Beine sahen schlimm aus. Ja, sie hatte seit längerer Zeit nichts Richtiges gegessen, dass erkannte man deutlich an ihren dürren Beinen. Doch das war nicht das Erschreckendste. Ihre Beine waren aufgeschlürft und wund, und mit sämtlichen blauen Flecken gekrönt. Zum Glück waren sie schon halb verheilt.

Sie schluckte und ließ die Decke darüber fallen.
Sie fühlte sich öde. Sie wollte einfach nur weg, nach hause, ihrem neuen zuhause. Zu den anderen.

Ob sie sie vermissten?

Sie riss sich die Maske vom Gesicht und sofort ertönte ein Piepen. Sie stöhnte auf.

"Sie sollten sie lieber anbehalten!", ertönte eine vorwurfsvolle Stimme.

Sie blinzelte und schaute in die Richtung, woher die Stimme kam. Ein älterer Mann in einem weißen Kittel kam auf sie zu. Er schob seine Brille zurecht und seine Augen blickten sie müde an.

Ein Arzt.

Sie ließ sich seufzend in ihr Kissen zurücksinken und ließ es über sich ergehen, dass er die ihr die Maske wieder über ihr Gesicht zurück schob.

"Ihr Zustand war die Wochen sehr instabil. Es wäre mir lieber, wenn Sie die noch ein paar Stunden anbehalten würden."

Wochen? Warte mal, wie lange war sie schon hier?

Sie räusperte sich. Ihr Hals fühlte sich rau an. "Wie lange bin ich schon hier?", krächzte sie und erschrak über ihre Stimme. Sie klang 'verrostet'.

"Eineinhalb Wochen."

"Was?!" Sie schaute ihn geschockt an.
Das sollte wohl ein Witz sein!

"Ich muss weg...", murmelte sie leise.

"Oh nein. Sie bleiben schön hier und entspannen sich erst einmal." Er drückte sie sanft, aber bestimmend auf das Kissen zurück. "Ich bin übrigens Doktor Adam's und war für ihre Unterbringung verantwortlich." Er lächelte.

Nѳ૨ʍαℓ¡τäτ✔      #Wattys2019Where stories live. Discover now