Kapitel 12

10.1K 453 14
                                    

Während wir durch die Baumreihen stürmten, sah ich mich immer wieder nach hinten und zu den Seiten um, weshalb zahlreiche Zweige meinem Gesicht Kratzer zufügten. Ich spürte die hektischen Beinbewegungen von Uriel deutlich, seine Oberkörpermuskeln spannten sich bei jedem Schritt erneut an, lockerten sich dann kurz und wurden dann wieder hart wie Stein. Was immer ihn aufgeschreckt hatte, es sollte ein guter Grund zur Sorge sein.

Plötzlich zischte etwas vor meinem Gesicht vorbei und streifte meine Wange. Ich hielt es anfangs für einen weiteren Ast, doch da spürte ich etwas Warmes meine Wange hinab fließen. Mit zitternder Hand griff ich nach der Stelle und tatsächlich: meine rechte Wange zierte eine riesige Wunde. Was auch immer das gewesen ist, es konnte weder ein Ast noch ein Stein gewesen sein. Eine weitere Angstwelle durchströmte mich und ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. „Uriel! Schneller!", quietschte ich aufgebracht. Er war bereits so außer Atem, dass er nicht antworten konnte, aber ich spürte wie er sich bemühte noch schneller zu laufen, als dass er es sowieso schon tat. Mit einer Hand presste ich gegen meine Wunde, mit der anderen klammerte ich mich verbissen an Uriel, als wäre er das einzige auf dieser Welt, was mich halten würde. Er lief so schnell, dass ich mich kaum auf seinem Rücken halten konnte. Seine Angst war spürbar, ließ die Luft um uns herum förmlich flirren. Auch ich zitterte schrecklich und barg ängstlich mein Gesicht an ihm.

Nach einer Weile schlug er einen Haken, der mich fast von ihm warf, doch er zuckte mit den Händen nach hinten, um mich festzuhalten. Dankbar klammerte ich mich noch fester an ihn, doch das war nicht mehr nötig, denn Uriel trabte langsam aus und kam schließlich zum stehen. „Wir sind da.", keuchte er. „Und es ist weg." Erleichtert ließ ich mich von seinem Rücken gleiten. „Ich danke dir, Uriel. Ehrlich.", meinte ich aufrichtig und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er lächelte leicht. Ebenfalls lächelnd ließ ich meine Hand von seiner Schulter gleiten. Auf seiner Schulter war nun ein blutroter Handabdruck zu erkennen. Dumm wie ich war, hatte ich ihn mit der Hand berührt, die ich zuvor auf meine Wunde gedrückt hatte.

Immer noch etwas verstört inspizierte ich seinen Körper, um zu sehen ob er ebenfalls verletzt war. Erst konnte ich nichts Ungewöhnliches entdecken, doch dann blieb mein Blick an etwas hängen. Entsetzt keuchte ich auf. Merkte er das denn nicht? Das musste ihm doch unglaubliche Schmerzen bereiten. Als er meinen Blick wahrnahm runzelte er verwirrt die Stirn. Er spürte es also wirklich nicht. Wie ging das denn? Das war doch unmöglich.

„Uriel... Da steckt...ein Pfeil in deiner Seite. Merkst du das denn nicht?", keuchte ich. Verwirrt sah er an sich herunter und riss dann entsetzt die Augen auf. „Oh Gott, oh Gott. Ich war zu fixiert darauf dich in Sicherheit zu bringen, dass ich gar nichts gemerkt habe. Aber jetzt, wo du es sagte, es brennt ganz schön.", nuschelte er. „Das ist süß von dir, aber wir müssten das verarzten. Du hast etwas von dem besten Heiler in euren Reihen gesagt. Wo kann ich ihn finden?", fragte ich besorgt. Er schielte leicht zu mir. Seine Augen glitzerten wegen der Tränen, die er versuchte zurück zu halten. Sein Gesicht war rot und er hatte seine Zähne fest zusammen gebissen.

„Im großen Zelt. Du müsstest es bereits sehen. Er ist immer dort.", meinte er gepresst. Ich nickte und rannte in die Richtung, wo tatsächlich ein weißes Zelt zwischen den Bäumen hervorblitze. Ich musste den Heiler so schnell wie möglich holen. Uriel sollte keine Schmerzen haben, nur weil ich so naiv war zu ihm zu gehen. Wäre ich nicht zu ihm gegangen hätte er die Gefahr wahrscheinlich früher bemerkt und hätte weglaufen können. Und nun hatte ich seine Flucht behindert. Ich fühlte mich schuldig und das war ich schließlich auch. Wie dumm konnte ich denn sein? Zentauren waren beliebte Opfer für allerlei Geschöpfe, obwohl sie stark waren.

Als ich an dem Zelt ankam hörte ich innen eine hitzige Diskusion, aber erstens wollte ich nicht lauschen und zweitens war Uriel in Gefahr, also zögerte ich nicht einfach so ins Zelt zu stürmen. Ich schlug den Zelteingang zur Seite und schrie aufgebracht: „Hallo? Ich brauch Hilfe. Mein Freund ist in Gefahr!" Vor mir standen zwei Zentauren. Sie starrten mich erzürnt an. „Wie hast du uns gefunden, Zauberweib?", fragte einer von ihnen harsch. Er war eindeutig der ältere von beiden. „Das ist doch unwichtig gerade! Mein Freund wurde mit einem Pfeil getroffen. Bitte, sie müssen mir helfen. Uriel wird sterben, wenn Sie ihm nicht helfen!", kreischte ich nervös. Wenn sie nicht kommen würden, hätte ich ein Geschöpf getötet, dass zum einen mein Freund ist und zum anderen faszinierend und vom aussterben bedroht ist. Das konnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Ich würde sie dazu bekommen, mir zu helfen, ob durch reine Überzeugungskraft oder durch Zauberei. Sie würden ihm helfen! „Uriel? Wo ist er? Bring uns augenblicklich zu ihm!", meinte der Jüngere schroff. Verwundert runzelte ich die Stirn, war dann aber froh, dass sie mitkommen würden. Also drehte ich mich um und rannte zurück in Richtung, wo sich Uriel befand. Hoffentlich war er in der Zeit nicht gestorben oder diese Viecher hatten ihn gefunden. Das wäre schrecklich.

Die beiden Zentauren waren noch vor mir bei Uriel, als sie ihn erblickt hatten. Sie wirkten beide äußerst besorgt um ihn. Verständlich, immerhin waren sie ja nicht mehr viele.Ich hörte nicht viel von dem, was sie sagten. Erst als Uriel mich ansah und sagte: „Danke, Esila.", hörte ich ihnen zu. „Los Emhyr, bring dieses Mädchen fort." „Nein, Vater. Sie kommt mit. Sie gehört zu mir. Ihr werdet ihr nichts tun!", keuchte Uriel kraftlos. Der Jüngere sah ihn nur verständnislos an, nickte dann aber verärgert. Die beiden Männer zogen Uriel, der sich erschöpft hatte fallen lassen, hoch und stützten ihn.


So , da ist das Kapitel für heute. Hoffe es gefällt euch.<3

Omg, ihr seid die Besten! Fast 600 reads! *-* Ich danke euch für die ganzen lieben Kommentare und vielen Votes. Es ist schön zu sehen, dass so vielen meine Geschichte gefällt. <3

Immer weiter so ! ;-)

Bis dahin, gehabt euch wohl

~Schokokekschen <3


Verbotene Liebe (Severus Snape FF)Where stories live. Discover now