Kapitel 3

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Es war bereits spät, als ich die Schürze ablegte und mir die Jacke nahm. Wie auch am Abend zuvor, prasselte der Regen gegen die Fensterscheiben des Diners. Ich konnte kaum erwarten mich zuhause ein zu mummeln und ein wenig zu lesen. Bücher waren schon immer eine Möglichkeit für mich gewesen, der Welt und der Realität zu entfliehen.

Voller Vorfreude verließ ich das Diner, diesmal gut vorbereitet mit einem schwarzen Regenschirm.

Während ich die Straße entlang lief, sah ich auf einmal einen jungen Mann am anderen Ende der Straßenseite. Seine hellen langen Haare spiegelten sich im Mondlicht. Mein Herz klopfte und ich beobachtete ihn.

Er schaute sich mehrmals um, ehe er in einer Gasse verschwand. Dabei wirkte er mehr als nur verdächtig. Langsam überquerte ich mit pochendem Herzen die Straßenseite und folgte ihm in die Gasse. Das war Wahnsinn. Du bist jetzt vollkommen übergeschnappt, sagte ich in Gedanken zu mir selbst. Ich folgte einfach so einem Fremden in eine dunkle Gasse.

Der Mann schien mich nicht zu bemerken und lief die dünnen Straßen immer wieder entlang, bis er plötzlich stehen blieb. Er hob den Kopf und es wirkte so, als würde er nach etwas riechen. Ich zog meine Augenbrauen zusammen, konnte jedoch nicht schnell genug reagieren, als er sich plötzlich zu mir umdrehte und sich auf mich stürzte. Ein Schrei entfuhr meinen Lippen, als er mich auf den Boden drückte. Rote Augen betrachteten mich und ein spöttisches Lächeln lag auf den Lippen. Mit weit aufgerissenen Augen schaute ich ihn an.

Das ist alles andere als normal, dachte ich panisch, während ich versuchte, ihn von mir weg zu schubsen. Er war zu schwer und seine Klauen gruben sich in meine Handgelenke. Spitze Klauen, keine Hände. Erneut musste ich vor Schmerzen aufschreien.

Auf einmal wurde es unglaublich hell um mich herum, wodurch sich der Mann jedoch von mir löste und selbst anfing zu schreien. Mit einem dumpfen Knall war er weg. Ich blinzelte gegen das helle Licht an, ehe ich panisch einatmete.

"Was zum Teufel?", fluchte ich, während ich mich aufsetzte und meine Handgelenke begutachtete.

"Das ist beinahe richtig", hörte ich eine mir bekannte Stimme. Überrascht drehte ich mich um und sah den fremden jungen Mann aus dem Diner.

"Scheiße", murmelte ich bloß, als ich merkte, dass ich immer noch aus meinen Wunden blutete.

"Wo wohnst du? Wir müssen das so schnell wie möglich verarzten", sagte er und kniete sich zu mir. "Ein Scheiß werde ich mit dir tun. Ich sag dir doch nicht, wo ich wohne", sagte ich ungläubig außer Atem.

"Sag mir, wo ich dich hinbringen soll oder du stirbst", sagte er mit zusammengepressten Lippen.

Ich zog die Augenbrauen zusammen, "Das sind doch nur ein paar Schürfwunden". Ich versuchte, meine Worte selbst zu glauben.

"Diese Wunden sind durch die Klauen des Dämons entstanden. Das bedeutet, es fließt jetzt Gift durch deine Adern und ich muss mich darum so schnell wie möglich kümmern. Sag mir, wo du wohnst", sagte er erneut.

"Kensington Road 12", nun war ich diejenige, die ihre Lippen zusammenpresste. Ich war zu müde, um noch weiter zu diskutieren.

Mit einem Ruck hob er mich vom Boden auf und trug mich in seinen Armen.

"Hey! Spinnst du?", rief ich, aber im nächsten Moment verschlug es mir die Sprache. Die Welt um uns herum drehte sich und mir wurde speiübel. War das die Wirkung des Gifts?

Ein paar Sekunden später fanden wir uns vor meiner Haustür wieder. Ich blinzelte ein paar Mal. "Wie?", murmelte ich verwirrt.

"Wo sind deine Schlüssel"

"In meiner Jackentasche", wie in Trance, griff ich hinein und reichte ihm meine Schlüssel.

Was ging hier vor sich?, meine Gedanken schwirrten, als er mich auf den Esstisch legte.

NachtengelWhere stories live. Discover now