Kapitel 13

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***

Geduldig schneide ich ein Stück meines Essens ab und hebe die Gabel zu meinem Mund. Das Restaurant, in dem wir uns befinden ist dunkel. Die einzigen Lichtquellen sind gedämmten Deckenleuchten, die die dunkelroten Wände beleuchten. Die Tischdecken sind in dem gleichen Ton gehalten. Ein leises Gemurmel ist von den umgebenen Tischen wahrzunehmen. In der Mitte des Raumes steht ein Tisch, auf dem sich ein Blumenstrauß befindet. Er ist klein gehalten und vermutlich aus künstlichen Blumen. Neben der Vase steht eine Weinflasche.

Dieses Treffen ist ihm wichtig, denke ich mir und lasse meinen Blick zu ihm schweifen.

Er erhebt konzentriert die Gabel zu seinem Mund. Wobei ihm einige seiner blonden Strähnen ins Gesicht fallen. Er hat sich heute Hemd und Sakko angezogen und sich seinen Bart rasiert. Es muss wirklich ein besonderer Anlass sein. Er sieht zu mir auf und lächelt mir zu, nachdem er sein Essen heruntergeschluckt hat. Zufrieden lächle ich zurück und blicke ausweichend zu den Blumen vor mir.

„Lucy, ich muss dir etwas zeigen", meint er plötzlich ganz ernst und legt seine Serviette neben seinen Teller. Daraufhin greift er zu seiner Manteltasche und holt ein kleines quadratisches Kästchen heraus. Augenblicklich weiten sich meine Augen und ich bekomme ein aufregendes Kribbeln in meinem Bauch.

Er öffnet das kleine Kästchen vor sich und betrachtet selbst den Ring genauer. Dann zeigt er ihn mir.

„Wie findest du ihn?", fragt er gespannt und überlässt das Kästchen in meine Hände.

Ich nehme das Kästchen mit dem Ring entgegen und betrachte ihn. Der Ring ist sehr schön. Ein größerer Diamant befindet sich in der Mitte und wird von zwei kleineren umrandet. Die Steine sind in Weißgold gefasst. Das verrät der innenliegende Stempel mit der Zahl „585".

Er lässt sich nicht Lumpen, denke ich mir und ziehe den Ring aus seiner Festigung. Ich betrachte ihn genauer und ziehe ihn mir an meinen Finger. Er würde mir passen. Dann strecke ich meinen Arm und betrachte den Ring aus weiterer Entfernung. Er sieht toll aus. Er ist bezaubernd. Ich liebe ihn. Doch ich hole den Ring wieder näher, ziehe ihn von meinem Finger ab und stecke ihn zurück in sein Polster. Dann lasse ich den Deckel des Kästchens zuschnappen und gleichzeitig zerplatzen meine Träume, dass dieser Ring mir gelten könnte. Ich reiche ihm das Kästchen wieder zurück.

„Er ist sehr schön. Sie wird sich sehr darüber freuen", meine ich dann und überspiele meine Enttäuschung.

„Ja? Bist du dir sicher? Ich möchte nicht, dass Hayden ihn nicht mag", meint er und betrachtet den Ring selbst nochmal.

„Ja, ich bin ganz sicher."

Ich beobachte ihn dabei, wie er den Ring vollkommen fasziniert und verliebt anschaut. Mich überkommt das Gefühl der Eifersucht und im nächsten Moment ärgere ich mich darüber, dass ich neidisch bin. Schnell drehe ich meinen Kopf zur Seite, um diesem Anblick nicht länger sehen zu müssen. Ich erhebe die Serviette von meinem Schoß und lege sie auf den Tisch neben meinem Teller.

„Ich würde gerne gehen", meine ich dann, während er noch immer den Ring betrachtet.

Eilig packt er ihn weg und erhebt seine Hand, um die Bedienung zu sich zu rufen. Er fragt nach der Rechnung.

Nach dem er bezahlt hat, geht die Kellnerin davon und wir erheben uns gleichzeitig. An der Kleiderstange zieht er meinen Mantel von dem Kleiderbügel, um mir dabei zu helfen ihn anzuziehen. Ich bedanke mich bei ihm und folge ihm aus dem Restaurant zu seinem Auto.

Im Dunklen der Nacht versucht er das Schlüsselloch zu seiner Wohnung zu finden. Vorsichtig öffnet er mir die Tür und lässt mich freundlicherweise zuerst eintreten. Ich lasse langsam meinen Mantel von meinen Schultern gleiten, während er bereits in sein Schlafzimmer geht, um sich umzuziehen.

Doch ich lasse mir absichtlich viel Zeit und blicke eine Weile noch aus dem Fenster, um den Sternenhimmel zu betrachten und meine Gedanken zu fassen.

Er wird sie heiraten und mich aus seinem Leben ausschließen. Und das ist vielleicht ganz gut so. Doch ich merke ein unangenehmes Gefühl meine Kehle hochkriechen. Ich spüre Neid in mir, Eifersucht, die mich wieder aufsucht. Meine Augen füllen sich mit Tränen. Ich mag diese Gefühle nicht.

Ich betrachte weiterhin den Nachthimmel und denke weiterhin über seine und meine Zukunft nach. Es wird ein Uns nicht mehr geben. Ich erschrecke, als ich seine Stimme hinter mir hören kann.

„Kommst du?", fragt er lieb und vorsichtig, als würde er befürchten, dass ich ihn diese Nacht allein lassen würde.

Ich nicke und versuche den Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken. Da ich mir unsicher bin, ob er mein Nicken gesehen hat, will ich ansetzen etwas zu sagen. Doch er scheint sich damit zufrieden zu geben und begibt sich in sein Schlafzimmer. Ich wische die Träne weg, die sich langsam gesammelt hat.

Als ich sein Schlafzimmer betrete, ist das Licht noch immer an. Glücklich schaut er zu mir auf.

Es wird ein uns nicht mehr geben, wiederhole ich für mich. Ich erwidere sein Lächeln, doch merke zugleich, wie meine Beine unter mir zittrig werden. Augenblicklich lasse ich mich auf dem Bett nieder. Ich lege mich neben ihn und lege die weiße Bettdecke über mich.

Das Schlafzimmer geht in vollkommener Dunkelheit unter. Ich merke, wie Theodor neben mir sich bewegt und sich in seiner Schlafposition zurechtfindet. Dann spüre ich seine warme Hand vorsichtig an meiner Hüfte. Ich rücke ein wenig zurück, sodass ich ihm näherkomme. Dann streicht er seine Hand über meinen Bauch und legt sie um die andere Hüfte. Mit einem kurzen, starken Zug zieht er mich zu sich heran, sodass unsere Körper direkt nebeneinander liegen. Ich spüre wie sein Bauch sich zu seinem Atmen hebt und anspannt als er wieder ausatmet. Ich spüre diesen warmen Atemzug in meinem Nacken und schließe entspannt die Augen, denn ich weiß mich in Sicherheit in seinen Armen.

***

Als ich meine Augen öffne, sehe ich trostlos zur Decke. Ich liege auf meinem Rücken und habe meine Arme um mich geschlungen, als könnte ich so die Einsamkeit, die ich verspüre, abwehren und von mir fernhalten. Die Einsamkeit jedoch hat mich schon lange im Griff.

Eine Träne läuft mir über meine Wange und landet auf dem weißen Lacken. Das warme Atmen von Theodor aus meiner Erinnerung verblasst langsam und ich spüre, wie mein Herz sich zusammenkrampft. Erneut rennt mir eine Träne über die linke Seite meines Gesichtes. Ich versuche mich zusammenzureißen, da ich weiß, dass ich dem Ganzen standhalten kann. Doch das starke Verlangen nach ihm quält mich und macht mich vollkommen kirre. 

Herzen aus GlasWhere stories live. Discover now