Kapitel 8

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Plötzlich öffnet sich die Tür. Wir schrecken zusammen und trennen uns voneinander.

Es taumelt Daniél zu uns nach draußen. Um Halt zu suchen, stützt er sich an der geöffneten Tür und schaut zu uns. Theodor distanziert sich mit einem Schritt zur Seite weiter von mir. Man merkt, dass Daniél versucht uns in seinem Sichtfeld zu fokussieren, doch zuerst scheint es, als würde er durch uns hindurchsehen, ehe er uns erkennen kann.

„Man Theodor", lallt er „was willst du eigentlich von der?"

Er taumelt auf uns zu und schlägt ihm auf die Schulter. Dann schaut er zu mir und verengt die Augen. Er nimmt seine Hand von Theos Schulter herunter, trinkt einen großen Schluck von seinem Bier und dreht sich mir zu. Unerwartet packt er mich am Kinn, als hätte er es geschafft ein Tier zu greifen. Schockiert will ich reagieren und zurückweichen. Er dreht meinen Kopf zur linken und zur rechten Seite und betrachtet mich wie ein Objekt. Empörung breitet sich in mir aus. Ich merke die Wut in mir aufkochen. Was erlaubt er sich?

„Du hast doch Hayden."

Er will mit seiner anderen Hand nach mir langen und lässt sein Bierglas fallen, das am Boden in Tausend von Scherben zerspringt. Ich merke, wie das Bier gegen mein nacktes Bein spritzt. Ich will zurückweichen, doch Daniél hält mich fest.

Unerwartet trifft Daniél eine Faust im Gesicht. Es reißt ihn augenblicklich zur Seite. Er lässt mich sofort los. Verunsichert taumle ich nach hinten und stoße gegen die kühle Wand. Was ist da gerade passiert?

Als Daniél sich erneut aufrichten möchte, schlägt Theodor nochmals zu. Theo hat ihn mit voller Wucht erwischt. Blut läuft über Daniéls Gesicht und sammelt sich in seinem Auge an. Ohne zu zögern, schlägt Theo nochmals zu. Das Blut bleibt an seinen Händen kleben. Diesmal hat es seine Nase erwischt und eine Wunde zeichnet sich über seinem Wangenknochen ab. Ehe ich mich sammeln kann, zieht Theodor seine Waffe aus seinem Hosenbund. Er zögert keine Sekunde und zieht den Hahn der Waffe zurück, bereit sofort abzudrücken.

Das geht zu weit. Ich erwache aus meiner Starre und schlage seine ausgestreckte Hand mit der Waffe nach unten, dann packe ich ihn am Arm, um ihn zurückzuhalten.

„Was machst du!", zische ich entsetzt.

Wütend fährt Theodor herum und wirft mir einen bösen Blick zu. Sein hasserfüllter Blick trifft mich, wie ein Schlag, der mein Herz stehen bleiben lässt. Augenblicklich lasse ich ihn los und trete zurück.

Theo steckt die Waffe wieder in seinen Hosenbund, zieht sein Jackett darüber und beugt sich zu Daniél hinunter. Er packt ihn am Kragen seines Hemdes und richtet ihn ein wenig auf. Daniéls Nase ist am Bluten und in seinem linken Auge hat sich das Blut gesammelt. Er sieht schaurig aus. Bei diesem Anblick krampfen einem selbst die Adern vor Ekel.

„Das geht dich einen Scheißdreck an."

Theodor drückt ihn zu Boden und will ausholen, um ihm einen letzten festen Schlag zu verpassen.

„Nein Theo, nicht!", schreie ich.

Er stoppt abrupt. Richtet sich auf und ballt mordlustig seine Fäuste. Meine Worte haben gewirkt. Dann richtet er sein Hemd und blickt zu mir. Seine Augen funkeln wütend. Tief atmet er durch, während sich seine Nasenflügel aufplustern. Etwas scheint ihn noch zu fuchsen. Ich weiß nicht genau, was es ist. Es könnte zum aktuellen Zeitpunkt vieles sein. Vielleicht auch alles zusammen.

„Lass uns gehen", raunt Theodor nochmals hinter mir und lässt seinen Freund am Boden liegen.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, gehen wir.

*** 

Herzen aus GlasWhere stories live. Discover now