Kaum waren wir im Wasser, brach das Schiff hinter uns endgültig auseinander und ging unter. Während ich verzweifelt versuchte mich trotz der starken Wellen über Wasser zu halten, hoffte ich die ganze Zeit, dass meine Freunde es auch rechtzeitig vom Schiff geschafft hatten. Kiran hatte noch größere Schwierigkeiten sich über dem Wasser zu halten. Immer wieder ging sein Kopf unter Wasser, zudem schien er immer schwächer zu werden.
„Halte durch Kiran!" rief ich ihm zu, aber er schien mich nicht zu hören, auch wenn ich direkt neben ihm war. Das Ufer war noch weit von mir entfernt und es wirkte nicht so, als hätte Kiran genug Kraft um so lange durchzuhalten. Doch was hätte ich tun können? Kristall kann nicht schwimmen und ich war jetzt nicht gerade in der Situation um über weitere Möglichkeiten nachdenken zu können. Einer der Felsen war nicht mehr weit von uns entfernt. Schnell paddelte ich dorthin um mich daran festzuhalten. Die Wellen drückten mich immer und immer wieder gegen den Felsen, dabei behielt ich Kiran im Auge, der nicht voran zu kommen schien. Ich sah keine andere Möglichkeit um ihn vor dem Ertrinken zu bewahren. Ich streckte meine Hand nach ihm aus und erschuf eine Kapsel aus Kristall um ihn herum. Mit aller kraft versuchte ich sie über dem Wasser zu halten. Da man Elementarmagie und Energetische Magie nicht gleichzeitig verwenden konnte, musste ich die Verbindung zu ihm kurz abbrechen. Die Kapsel stürzte in die Fluten und drohte unter zu gehen.
„Nein! Ich werde jetzt nicht versagen!" schrie ich mir selbst Mut zu und wandte die Energetische Magie auf die Kapsel an. Die Kapsel schoss aus dem Wasser und flog in Richtung Ufer, wo sie in tausend Teile zerbrach. Kiran landete sicher im Sand, wo er regungslos liegen blieb. Erleichterung und Sorge zugleich machten sich in mir breit. Doch lange konnte ich nicht darüber nachdenken, denn ich war noch nicht in Sicherheit. Der Wind riss mich auf dem Felsen hin und her, als würde er jede Sekund die Richtung ändern. Das Salzwasser klatschte mir ins Gesicht und nahm mir die Sicht auf meine Umgebung. Wie durch einen Nebelschleier sah ich den nächst näheren Felsen vor mir. Mir blieb nichts anderes übrig. Entweder ich stürzte mich wieder in die Wellen, was mit meinen Steifgefrorenen Muskeln wohl keine gute Idee war, oder ich riskierte es von Felsen zu Felsen bis zum Ufer zu fliegen. Die Entscheidung stand fest. Ich stemmte mich auf, ließ meine Flügel erscheinen und flog los zum nächsten Felsen den ich erreichen konnte. Wieder wurde ich hin und her gerissen und verfehlte beinahe den Felsen. In letzter Sekunde drehte der Wind und presste mich so stark gegen das Gestein, das meine Rüstung beschädigt wurde. Das Wiederholte ich noch zweimal bis meine Rüstung an mehreren Stellen beschädigt war, ich dafür aber dem Ufer im Lebendigen Zustand immer näherkam. Kiran schien sich seit seiner Landung kein bisschen bewegt zu haben und ich machte mir Große sorgen um ihn. Mit letzter Kraft versuchte ich die letzten Meter zum Strand zu fliegen, doch ich wurde vom Wind erfasst und gegen die Meterhohe Felswand geschleudert die direkt an den Strand angrenzte. Augenblicklich verlor auch ich das Bewusstsein und landete im Sand.

Als ich meine Augen wieder langsam öffnete, spürte ich wie Heilmagie an mir angewandt wurde. Es fühlte sich an als würde Terra mich heilen.
„Sie wacht auf" hörte ich die besorgte Stimme von Kiran direkt an meinem Kopf. Offenbar lag mein Kopf auf seinem Oberschenkel.
„Das ist gut" ich zuckte zusammen, da mir diese männliche Stimme nicht bekannt vorkam. Die Sonne blendete als ich versuchte meine Augen vollständig zu öffnen. Durch meine Nase bekam ich schwer Luft und als ich nach ihr griff, spürte ich die Schmerzen und erinnerte mich daran das ich mit dem Gesicht voran gegen die Felswand geschleudert wurde.
„Ich kümmere mich um deine Nase sobald ich mit der Wunde an deinem Bein fertig bin" hörte ich erneut diese Fremde Stimme.
„Wer ist da?" fragte ich schwach und verwirrt.
„Eine Naturfee aus Dragona. Er hat uns gefunden" erklärte Kiran und auch wenn er erleichtert darüber war, hörte ich eine gewisse Unsicherheit in seiner Stimme.
„Ich bin Leonis. Ich gehe seit Jahren jeden Morgen hier spazieren, aber angespülte bewusstlose Feen habe ich bisher noch nie gefunden" stellte er sich vor. Nachdem er mein Bein und meine demolierte Nase geheilt hatte standen wir auf und stellten uns nochmals vor. Nervös sah ich mich um.
„Wo sind die anderen?"
„Es gibt noch mehr?" allein, dass er diese Frage stellte, sagte mir bereits, dass er nicht wusste wo der Rest unserer Gruppe war. Als ich zu den wenigen Teilen die von Selenes Schiff noch übrig waren rüber sah, breitete sich in mir die Angst aus, dass sie es vielleicht nicht rechtzeitig geschafft hatte. Ohne auf die anderen beiden zu achten lief ich los und schrie die Namen der anderen, so lange bis meine Kehle brannte. Niemand antwortete und ein Kloß kroch meinen Hals hinauf. Kiran und Leonis liefen mir nach.
„Wir werden sie schon finden Azura" versuchte Kiran mich zu beruhigen.
„Und was, wenn nicht!? Was wenn sie es nicht geschafft haben!? Wir hätten es fast nicht geschafft. Sie könnten Tod sein!" schrie ich hysterisch und mit Tränen in den Augen herum. Kiran war mit der Situation Maslos überfordert.
„Seht mal da drüben" unterbrach mich Leonis und zeigte mit seinem Finger in eine bestimmte Richtung. Verwirrt folgte ich seinem Blick und sah eine Meerblaue Schwanzflosse aus dem Wasser ragen.
„Selene" hauchte ich panisch und rannte dicht gefolgt von Kiran und Leonis zu ihr. Mit vereinten Kräften zogen wir sie aus dem Wasser um sie dann auf den Rücken zu drehen. Außer ein paar Schrammen schien sie keine Verletzungen zu haben. Schnell kramte ich nach ihrer Kette die sie mir anvertraut hatte.
„Hoffentlich habe ich sie nicht verloren" zum Glück fand ich die Kette wieder und legte sie ihr an. Kurz darauf verwandelte sich ihre Flosse wieder in Beine. Leonis stand Fassungslos neben uns und an seinem Blick erkannte ich mich selbst wieder. Es war ein komisches Gefühl das ich nun die war für die das ganze hier gerade das normalste der Welt war.
„Was ist das für eine Magie?" fragte Leonis erstaunt.
„Ähm... das wissen wir selbst nicht so genau. Wir haben diese Ketten von einer sehr mächtigen Fee erhalten. Gängige Magie ist es glaube ich nicht" erklärte ich es ihm, was auch ein komisches Gefühl für mich war.
Habe ich gerade jemandem Magie erklärt? Ich?
Das alles war aber nicht mehr wichtig, als sich Selene Stirnreibend aufrichtete.
„Was ist passiert?" reflexartig wichen ich und Kiran zurück. Keiner von uns wollte ihr erklären müssen, dass ihr Schiff zerstört wurde.
„Mein Schiff!" sie sprang auf uns sah zum Meer hinaus. Zugegeben war ich schon etwas erleichtert, dass es ihr selbst wieder eingefallen war. Als Selene dann anfing wild und wütend herumzufluchen, wurden wir hinter ihr ganz still und klein. Selbst Leonis der uns gar nicht kannte schien schuldbewusst woanders hinzusehen.
„So eine verdammt Scheiße! Mein Schiff ist kaputt! Habt ihr überhaupt die leiseste Ahnung was das bedeutet!" schimpfte sie uns nun direkt. Wir konnten nichts sagen, nur nervös den Kopf schütteln.
„Das heißt, dass wir auf dieser Gottverlassenen Insel festsitzen!" erst als sie das sagte wurden wir uns unserer Situation bewusst, sagen konnten trotzdem nichts dazu.
„Gottverlassen würde ich unsere Insel jetzt nicht bezeichnen" schmollte Leonis hinter uns. Selene sah wütend zu dem Fremden und wir sahen nur wie ihr Gesicht vor Wut Rot anlief. Doch bevor die ganze Sache komplett eskalierte, rannte Rune mit einem blauen Auge auf uns zu... 

Schattenelement - Krieg der FeenDove le storie prendono vita. Scoprilo ora