Das dritte Ungeheuer

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Meine Beine fühlten sich wie Pudding an. Die Chimäre beugte sich so nah zu uns herab, dass sein warmer Atem meine Haare zum wehen brachte.
„Und jetzt bist du hier um mich zu Töten... nicht wahr?" ich zögerte und blickte zu meinen Freunden in dessen Augen ich die pure Angst und den Schrecken sehen konnte. Ich wollte sie nicht in Gefahr bringen oder Riskieren einen von ihnen zu verlieren. Meinen ganzen Mut zusammennehmend stellte ich mich vor sie und blickte der Chimäre direkt in die Augen.
„Wir wollen niemanden Töten. Wir wollen nur zum Schattenportal hörst du!? Und das können wir nur wenn wir an euch vorbeikommen!" ich versuchte so Selbstbewusst wie möglich zu klingen, ich konnte jedoch das zittern in meiner Stimme nicht ganz verbergen. Skeptisch begann die Chimäre mich zu mustern.
„Verstehe ich das richtig?" begann er und richtete sich wieder auf.
„Ihr seid nicht mit der Intension hergekommen um mich zu töten?" verwirrt sah ich ihn an und fragte mich wie die Prüfung der Chimäre aussehen sollte.
„Nein, auch deine Schwestern haben wir nicht getötet. Wir haben die Rätsel der Sphinx gelöst und den goldenen Kopf der Hydra leben lassen und wir wollen auch euch nicht töten, wenn es nicht unbedingt notwendig ist!" wurde ich lauter. Ungläubig sah er uns eine ganze weile schweigend an. In dieser Zeit fing ich an zu schwitzen und ich hörte nur mein Herz wie wild gegen meine Brust hämmern. Erneut beugte sich die Chimäre zu uns runter.
„Du bist die Schattenfee über die alle reden. Ich habe mich schon gefragt wann wir uns endlich kennen lernen" er stellte seinen Kopf schief, als wollte er mich noch genauer ansehen.
„Worauf wartest du? Töte sie!" fauchte die Schlage.
„Zerquetschen, zerquetschen!" kommentierte die Ziege. Mit seiner riesigen Löwenpranke verpasste er der Schlange einen hieb der sie verstummen ließ.
„Ignoriert die beiden. Sie sind nicht mit so einer Redegewandten Intelligenz gesegnet wie ich es bin" erklärte der Löwe.
„Ich... verstehe das nicht. Ihr greift uns nicht an?" fragte Kiran und die Chimäre sah ihn an als hätte er vergessen das außer mir noch andere hier waren.
„Ein ganz schön bunter Haufen... und alle laufen sie einer Schattenfee nach, sowas sieht man nicht alle Tage" sein Blick ging wieder zu mir.
„Was ist es, das dich so besonders macht?" fragte er dann. Nervös rieb ich mir den Hinterkopf.
„Ich würde mich jetzt nicht als was besonderes bezeichnen"
„Bescheiden ist sie auch noch. Faszinierend und doch folgen dir diese Kreaturen wie die Motten dem Licht" meine Freunde schienen beleidigt darüber zu sein, als Kreaturen bezeichnet zu werden. Die Chimäre ignorierte das und kletterte von dem Felsen zu uns hinab. Der Boden bebte als die riesigen Pfoten auf dem Boden aufkamen.
„Also. Schattenfee. Was macht dich so besonders? Ist es das Mondzepter?... oder ist es..., weil du bei... nun... bei Unbegabten aufgewachsen bist"
„Wovon redet ihr? Ich bin nicht besser als die anderen. Mein Ziel ist es, dass alle Feen gleichberechtigt werden!" protestierte ich. Es erschien ein eigenartiges schiefes Grinsen in seinem Löwengesicht ehe er sich die Umgebung ansah.
„Suchen wir uns einen geeigneteren Platz um uns zu unterhalten" Die Chimäre setzte sich in Bewegung, hielt aber dann noch mal inne.
„Nur ich und die Schattenfee" ich schluckte schwer und als ich entschlossen weiterlaufen, griff Kiran nach meinem Arm um mich abzuhalten.
„Pass auf dich auf" sagte er nur, was mich verwunderte. Ich nickte nur und folgte der Chimäre ohne zu wissen was auf mich zukam.

Auf einem großen flachen Felsvorsprung setzte sich die Chimäre an den Rand. Ich stand mit etwas Abstand hinter ihm.
„Von hier aus kann ich direkt zu Dragona hinübersehen... eine Schande es so zu sehen, eine noch größere nicht der Verursacher zu sein" fing er an. Neugierig ging ich näher an die Klippe heran und mir stockte der Atem. Meterhohe Rauchsäulen stiegen in den Himmel und nur noch das Drachenskelett war zwischen den Flammen zu erkennen.
„Sie haben die Stadt komplett niedergebrannt" stellte ich schockiert fest.
„So ist der Krieg und uns bleibt nicht mehr viel Zeit"
„Zeit wofür? Was wollt ihr von mir!?" fuhr ich ihn verzweifelt an.
„Ich habe dich hergebracht um zu bestätigen was ich schon wusste. Die Gerüche der anderen haben ... mich irritiert"
„Ja genau, die Gerüche meiner Freunde waren das Problem" konterte ich schnippisch.
„Bescheiden und Schlagfertig. Du bist wahrlich eine eigenartige Schattenfee" nun hatte ich aber eine frage an ihn.
„Warum habt ihr vorhin gezögert, bevor ihr die Unbegabten erwähnt habt?" Die Chimäre begann um mich herum zu laufen.
„Es ist doch eigenartig, dass es auf Hyperion ein ganzes Viertel gibt in dem Unbegabte leben. Und das während es auf Dragona keinen einzigen davon gibt. Ist dir das nicht aufgefallen?"
„Doch... aber"
„Warum hast du das nicht hinterfragt? Du die über alles Fragen stellt was sie sieht, hört oder liest. Warum wolltest du diese eine Frage nicht stellen die dir so auf der Zunge brannte?"
„Ich..."
„War es, weil du sorge hattest zu hören das ihnen in dieser Stadt ein schlimmeres Schicksal ereilt wie es auf Hyperion schon der Fall ist... oder hattest du Angst die Wahrheit über sie zu hören" unterbrach mich die Chimäre während er lauernd immer weiter um mich herumschlich. Die Nervosität stieg immer weiter in mir auf.
„Ich... ich weiß es nicht" sagte ich nur.
„Aber ich weiß es und ich kann dir sagen das du nicht genug weißt um zum Schattenportal zu gelangen" jetzt wurde ich hellhörig.
„Das heißt du weißt wo es ist?" stellte ich nun ernster fest. Die Chimäre blieb stehen.
„Clevere Schattenfee. Aber um zuerst zu meiner Frage zurück zu kommen. Was ist es das dich so besonders macht?"
„Ich weiß nicht was ihr damit meint? Ich bin nichts Besonderes"
„Ach nein? Du bist die letzte Schattenfee auf dieser Ebene, du hast 16 Jahre hier gelebt ohne das dich je einer entdeckt hat und du trägst das mächtigste Artefakt der Schattenfeen in deinem inneren. Wer sonst könnte das von sich behaupten?" verwirrt sah ich ihn ah, traute mich aber nicht nachzufragen woher er das alles wusste.
„Ich habe mir das nicht ausgesucht!" protestierte ich dann nur.
„Das tut man nie oder? Ich habe mir auch nicht ausgesucht mir meinen Körper mit einer kampfsüchtigen Schlange und einer Neumalklugen Ziege zu teilen!" konterte die Chimäre, dann räusperte er sich und sprach wieder ruhiger weiter.
„Menschen und ihre Fantasien"
„Menschen?" die Chimäre verdrehte die Augen.
„So schlau und doch so dumm. Hast du je über ein Fabelwesen gelesen das auf der Magischen Ebene entstanden ist... außer der Feen?" ich dachte nach.
„Nein... es stand immer dabei das sie von der Magielosen Ebene hierhergekommen sind"
„Und du hast dich nie gefragt wie diese Fabelwesen in der Menschlichen Welt entstehen konnten, wenn es dort doch keine Magie gibt?" fragte er und das ließ mich tatsächlich stutzig werden, sagen tat ich aber nichts dazu.
„Die Feen lehren immer das Menschen schwache Kreaturen sind, weil sie keine Magie besitzen. Aber Magie ist nicht alles... Menschen besitzen Fantasie und das ist... wenn man mich und meine Geschwister so ansieht, viel schlimmer"
„Das haben Feen doch auch" merkte ich an.
„Das stimmt, aber eure ist lange nicht so mächtig wie die der Menschen. Wenn Menschen sich eine Kreatur ausdenken und es schaffen, das hunderte andere Menschen auch daran glauben, dann reicht dieser Glaube und die Fantasie aus um Kreaturen wie mich und meine Geschwister zu erschaffen" wieder konnte ich nur schlucken, denn diese Information stand nirgendwo geschrieben.
„Und woran liegt es dann, dass es hier nur Kreaturen gibt, die sich Menschen vor hunderten von Jahren ausgedacht haben?"
„Ich hatte gehofft das du das fragst. Die Fantasie der Menschen, ist über die Jahrhunderte mächtiger und... gefährlicher geworden. Ich weiß nicht wie es mittlerweile dort aussieht, aber die neuen Fabelwesen sind zu gefährlich um sie hier frei herumlaufen zu lassen"
„Das heißt?" fragte ich und ahnte dabei schon, dass mir die Antwort gar nicht gefallen wird.
„Fabelwesen, die sowohl für die Magielose, als auch für die Lichtdimension zu gefährlich sind.... Werden durch das Schattenportal in die Schattendimension verbannt. Dort leben die monströsesten, gefährlichsten und blutrünstigsten Fabelwesen die sich die Menschheit je ausgedacht hat. Dagegen sind ich und meine Geschwister harmlose Schoßhündchen" ich behielt recht, ich wollte die Antwort auf diese Frage nicht wissen und doch musste ich sie wissen. Die Chimäre nahm vor mir Platz und starrte mich an.
„Du bist nicht nur eine Schattenfee die Pech gehabt hat. Du bist die Außerwählte, die dazu bestimmt ist Licht und Schatten wieder zu vereinen und ich bin mir sicher, dass deine Eltern das auch wussten. Warum sonst sollten sie ihr einziges Kind in einer so lebensfeindlichen Welt zurücklassen?" mein ganzer Körper zitterte.
„Warum? Warum ich?"
„Sieh dich doch um. Du kannst die Magiesignaturen in deinem inneren beeinflussen. Du hast Lichtfeen, einen Vampir, einen Werwolf und eine ganze Stadt dazu gebracht dir zu folgen und ihr leben für dich zu riskieren und du hast es geschafft, das sich eine Feuerfee sich in ein Wesen verliebt welches er von klein auf gelernt hat zu hassen" jetzt wo er es aussprach wurde mir erstmal bewusst, was ich schon alles erreicht hatte und das in einer so kurzen Zeit.
„Du bist die Fee, die es schaffen kann meinen Bruder aus den Fängen der Lichtfeen zu befreien und das Schattenportal zu reaktivieren"
„Reaktivierten?"
„Das Portal wurde von beiden Seiten verschloss nachdem die Schattenfeen dorthin verbannt wurden. Ihr müsst es erst reaktivieren um es betreten zu können. Dazu wird es nicht ausreichen meinen Bruder zu besiegen" erklärte die Chimäre verschlüsselt.
„Aber wie soll ich das machen?" fragte ich unsicher.
„Keine Sorge. Alle Schlüssel die du dazu brauchst, trägst du bereits bei dir" er stand auf und wollte gehen.
„Wartet! Und was war denn jetzt die dritte Prüfung?" die Chimäre blieb stehen.
„Die Prüfung war mich nicht anzugreifen. So wie es alle vor dir getan haben. Sobald nämlich geschrieben steht, dass ich das stärkste Fabelwesen der vier Prüfungen bin, impliziert jeder, dass man mich töten muss um die Prüfung zu bestehen. Nun... jeder der es auf diese weise versucht hat, liegt Tod in meiner Futtergrube... ich wünschte es gäbe mehr wie dich, die es erstmal mit einem Gespräch versuchen. Findest du nicht?" das zu hören ließ mich erschaudern, denn wir waren ursprünglich mit dem gleichen Vorhaben hierhergekommen, hätten wir ihn angegriffen, wären wir jetzt alle Tod.
„Ja... das wäre schön nicht wahr?" bestätigte ich.
„Ich wusste das du das verstehen würdest" Die Chimäre blickte nachdenklich in die Ferne.
„Ihr findet meinen Bruder Kerberos und das Schattenportal auf den Nocturainseln. Viel Glück, ihr werdet es brauchen" das waren seine letzten Worte ehe er seine Flügel ausbreitete und davon flog...

Schattenelement - Krieg der FeenWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu