Inalu (117p.c.)

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Grün, rot, blau, violett, gelb, türkis. Fasziniert wie das erste Mal, als sie das cinrum magicol als kleines Kind gesehen hatte, blickte Inalu auf das Gläserne Schloss der Magischen Farben, dessen Wände im Sekundentakt ihre Farben zu wechseln schienen. Es war Nacht und der volle Mond, der am Himmel schien, verstärkte das bunte Schauspiel. Inalu kam gerne bei Nacht her, gerade wenn Sie viele Gedanken in ihrem Kopf hatte, half ihr das Schloss, das sie als Kind immer als Prinzessin bewohnen wollte einen klaren Kopf zu bekommen.
Meist war sie zu dieser Uhrzeit alleine, aber heute fiel ihr ein junger Mann auf, der auf einer der Treppenstufen Platz genommen hatte. "Bei Nacht ist es am schönsten nicht wahr", sagte sie so laut, dass sie sich sicher war, er könne sie hören. Der junge Mann, der sie bis jetzt noch nicht bemerkt zu haben schien, drehte sich zu ihr um. Inalu stutzte überrascht, die Augen des Fremden waren nicht wie ihre in einem Braunton, sondern grün - er war ein Nador. "Gibts ein Problem?", fuhr er sie unwirsch an, als Inalu in etwas zu lange an zu starren schien.

"Oh nein", setzte sie entschuldigend an, " ich war nur überrascht, Nador verirren sich vor allem nachts hier eher selten hin." Sie setzte sich neben den fremden Mann, der sie hochnäsig ansah. Keine Sorge, ich bin nicht verirrt, ich weiß genau, wo ich bin." Inalu konnte nicht anders als bei seiner Aussage die Augen zu rollen, Nador waren so schwierig. "Und darf ich fragen, was du hier machts mitten in der Nacht?" Die grünen Augen des Fremden bohrten sich in ihre, er rümpfte die Nase, als würde sie schlecht riechen und schütte dann den Kopf. "Nein danke, mein Gesprächsbedarf ist momentan ziemlich gering, vor allem mit Sentellis." Inalu schnaubte hörbar, der Typ hatte sie echt nicht mehr alle.
"Blöd, dass du dann im Teil der Stadt bist, der von den Sentellis bewohnt wird", bemerkte sie schnippisch. "Das stimmt wohl", gab der Fremde widerwillig von sich, " war ein Akt der Rebellion." Inalu musterte ihn eindringlich. Auf sie wirkte nichts, aber auch wirklich gar nichts an ihm wie ein Rebell. Seine dunkelblonden Haare waren akkurat geschnitten und jedes von ihnen schien genau zu wissen, wo es liegen sollte. Er trug ein dunkles Jackett, das viel zu schick war für ein nächtlichen Ausflug und die protzige Uhr an seinem Handgelenk schrie beinahe "ich bin teuer".

"Eine Rebellion gegen wen?", fragte sie denn noch neugierig. Der Fremde presste ein Moment angespannt die Lippen aufeinander, bevor er knapp antwortete: "meinen Vater" "Wieso, hat er dir das Taschengeld gestrichen?", Inalu hatte einen scherzhaften Ton angeschlagen, jedoch schien ihre Aussage trotzdem einen wunden Punkt bei ihrem Gegenüber zu treffen. Seine grünen Augen funkelten böse und ein seiner Stimme lag etwas, das Inalu unwillkürlich zusammenzucken ließ. "Ich weiß ja nicht, was das werden soll, aber jemanden der mir blöde Sprüche drückt, kann ich gerade wirklich nicht gebrauchen", fauchte er und kam dabei etwas zu nah für Inalus Geschmack." Entschuldigung", murmelte sie besänftigend, da ihr sentellisches Bauchgefühl ihr riet, den Fremden nicht weiter zu provozieren. Der Nador rieb sich mit der Hand über die Schläfen und seufzte gequält.

„Mein Vater ist Richter", begann er dann, " und jetzt ist rausgekommen, dass er in vielen Prozessen bestechlich gewesen ist und ein falsches Urteil gefällt hat." Er schnaubte abfällig und schüttelte den Kopf. "Mein ganzes Leben wurde mir vorgebetet, wie wichtig der Ruf unserer Familie ist und was ich alles dafür tun muss, ihn aufrecht zu halten und jetzt", erneutes Kopfschütteln. "Jetzt kommt raus, dass all die Jahre, während ich alles getan habe, um ein guter Erbe zu sein und den Ruf unserer Familie zu schätzen und zu wahren er ihn nach und nach verraten hat, weil er den Hals nicht voll gekriegt hat."
Zum Ende hin war seine Stimme immer lauter geworden und mit einem festen Hieb schlug er seinen Handrücken auf die Treppe. Da diese jedoch aus Stein war, war die Leidtragende des Zusammenstoßes die Hand des fremden Nador und der zuckte zusammen.

"Oh" war alles, das Inalu sagen konnte, da ihr der Kontrast zwischen dem erst emotionsarmen und nun emotional explodierenden Fremden dank ihrer sentellischen Kräfte leicht zusetzte und ihr der Kopf schwirrte. Sie starte einige Momente auf die zerfetzte Hand und den leise fluchenden Besitzer dieser, bevor sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. "Zeig mal her", forderte sie den Fremden auf", "ich kann dir helfen". Sie wollte nach dem Handgelenk des Nadors greifen, aber dieser zuckte wie von der Tarantel gestochen zurück. „Nein danke", knurrte er dann und erhob sich hastig, " ich brauche keine Hilfe und schon gar nicht von einer Sentellis. War echt eine scheiß Idee hierher zu kommen", fluchte er vor sich hin und lief dann mit schnellen Schritten, ohne sich zu verabschieden davon. Inalu blinzelte überrascht und fühlte sich wie der letzte Trottel, als sie beobachtete, wie er in der Nacht verschwand.


Seonder-Schärfe deine SinneWhere stories live. Discover now