-- 2 --

68 11 15
                                    


Lúthien ließ erschrocken ihren Kopf nach oben schnellen, während Elwe noch versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Thranduil hingegen bewahrte die Ruhe im Blickkontakt mit seinem alten Freund und zog nur herausfordernd eine Augenbraue nach oben.

»Lasst uns etwas essen!«, schlug er gelassen vor, während Elwe noch versuchte, die Situation zu retten. Etwas hektisch umklammerte er den großen Holzstock, den er stets bei sich trug, da er ohne ihn zu Fuß hilflos gewesen wäre.

»Ich weiß nicht, was du meinst, alter Freund...«, fügte er möglichst beiläufig hinzu. Doch ein einziger Blick von Thranduil ließ ihn verstummen. Es war besser, den König des Düsterwalds nicht zum Narren zu halten. Beschämt senkte Elwe den Blick und deutete stattdessen einladend mit der Hand auf den Tisch. Inzwischen waren alle eingetroffen, die heute so tapfer auf dem Schlachtfeld gekämpft hatten.

Nach der Aufforderung des Gastgebers nahmen langsam alle an der langen Tafel Platz. Elwe schleppte sich mühsam als Letzter zum Tisch. Er musste sich schwer auf seinen Stock stützen, um vorwärtszukommen. Das Geräusch des hölzernen Stocks, der auf den Steinboden traf, hallte durch die große Halle, wurde aber sogleich vom Lärm der Unterhaltungen am Tisch verschluckt.
Nur der König des Düsterwaldes musterte seinen alten Freund nachdenklich und ließ seinen Blick dann zu Lúthien schweifen, die ihm direkt gegenüber saß.

Als auch der Gastgeber schließlich am Kopfende des Tisches Platz genommen hatte, räusperte er sich kurz laut. Seine Stimme war zwar schwach, aber man konnte deutlich nach wie vor erkennen, dass er der König eines bedeutenden Elbenvolkes war. Er musste nur zum Reden ansetzen, und die ganze Halle verfiel in Schweigen: »Wir haben heute viele Männer verloren..., setzte Elwe mit seiner Rede an, »großartige Kämpfer, welche zum Teil noch viel zu jung zum Sterben waren...«

Ein bedrückendes Raunen ging durch die am Tisch versammelten Elben. »Dennoch waren wir siegreich und konnten die widerwärtigen Orks dem Erdboden gleichmachen. Ich weiß, es fühlt sich nicht so an, als hätten wir heute viel bewirkt ...« Seine Miene wurde traurig. »Das haben wir auch nicht. Es wurde sinnlos viel Elbenblut vergossen. Trotzdem haben wir den Feind für heute zurückgeschlagen, und wir werden nicht aufhören zu kämpfen, bis wir alle wieder in Sicherheit leben!« Zustimmendes Gemurmel erfüllte den Saal.

»Wir hier im Reich werden Hilfe von Saeros und seiner Armee erhalten.« Stolz hob er das Haupt, als er in die verblüfften Gesichter am Tisch blickte. Bisher war es niemandem gelungen, den Herrscher des wohl größten Elbenvolkes, das weit im Westen des Landes siedelte, zu einem Verbündeten zu machen. Zwar waren sich die Elbenvölker friedlich gesinnt, doch Saeros hatte sich und seine Krieger stets aus allen Kriegshandlungen herausgehalten.

Thranduil runzelte leicht die Stirn, als er Elwes Worten lauschte. Er selbst hatte schon versucht, ein Bündnis mit Saeros zu schließen, doch waren sich alle Beteiligten darin einig gewesen, dass man besser weiterhin getrennte Wege gehen sollte. Saeros hatte zwar bei weitem die größte Armee, doch war er so rachsüchtig und gewaltbereit wie ein ungehorsames Kind. Sicher kein Mann, zu dem man in ein Abhängigkeitsverhältnis treten wollte.

»Welchen Preis wollte er dafür?«

Der Raum verstummte und alle blickten den König mit den langen blonden Haaren an, der ruhig seine Hände faltete und sie auf den Tisch legte, ohne Elwe aus den Augen zu lassen.

»Um den Preis sollst du dir keine Sorgen machen, mein alter Freund ...«, sagte Elwe mit einem müden Lächeln, »wir sind hier, um zu essen! Das haben wir uns redlich verdient!« Ein kurzes Klopfen auf den Tisch genügte, und schon eilten Diener herein und stellten große Platten mit Speisen auf den Tisch.

Kaum war das Essen auf dem Tisch war die Stimmung im Saal ausgelassen, die Elben unterhielten sich, tranken Wein und genossen die köstlichen Speisen des Hauses. Nur Thranduil schien die Feier nicht gänzlich zu genießen. Ungeduldig schwenkte er den Wein in seinem Kelch hin und her und beobachtete Elwe, wie er immer wieder seine Tochter musterte. Schließlich ergriff diese leise das Wort.

Thranduil || Ein silbernes BandWhere stories live. Discover now