Sinnliches Wochenende

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Ich erreiche Loana nur Sekunden später. Sage ihr, dass ich schon das meiste eingepackt habe. Wir unterhalten uns einige Zeit lang über dies und jenes.  Wir trennen uns erst nach einer Weile voneinander, weil Loana zu tun hat und ich noch einiges zusammensuchen muss, das ich unbedingt mitnehmen will. Zum Beispiel meinen Laptop. Der muss auch irgendwie im Koffer seinen Platz haben. Kann ihn doch unmöglich zwischen Zahnbürste und Unterwäsche rein quetschen. 

Das Wochenende an sich stelle ich mir großartig vor. Auch, wenn ich noch nicht weiß, was mich erwarten wird. Gerade das finde ich am aufregendsten daran.

Während ich nach einem geeigneten Platz für meinen tragbaren Computer suche, betritt meine Mutter das Zimmer. Wieder einmal, ohne anzuklopfen und ich verdrehe leicht genervt die Augen. 

Sie geht zu meinem Schreibtisch und legt etwas darauf ab, ohne einen einzigen Ton von sich zu geben. Dann verlässt sie mein Zimmer wieder.

Ich gehe zum Schreibtisch und staune nicht schlecht, als ich sehe, was genau sie darauf abgelegt hat. 

Geld, allerdings so viel, dass es für eine längere Zeit ausreicht. 

Ich gehe nun ins Wohnzimmer und meine Mutter blickt zu mir auf, als ich auf sie zukomme. Dann wird sie wortlos von mir in die Arme geschlossen und ich lächle an ihrer Schulter. Wir stehen einige Zeit lang so da, bevor ich das Wohnzimmer wieder verlasse. 

Einige Zeit später setze ich mich erneut an meinen Laptop. Es ist nämlich an der Zeit, nach einer Zugverbindung zu suchen. Die um 13:29 Uhr wäre echt optimal. 

Es ist gerade mal elf Uhr durch. 

Endlich ist alles zusammengepackt. Die Altkleider habe ich wieder im Schrank verstaut. Ich gehe ins Wohnzimmer, um mich zu verabschieden. Ich treffe meine Mutter, wie üblich, auf der Couch. 

>>Ich mache mich dann mal auf den Weg und melde mich, wenn ich angekommen bin.<< Es sind zwar nicht die passenden Abschiedsworte, aber wenigstens sind sie ehrlich. Ich bemerke in ihrem Gesicht keine Gefühlsregung. Sie sagt auch einige Zeit lang nichts. 

>>Pass auf Dich auf, mein Kind.<< Meine Mutter steht auf und wirkt plötzlich furchtbar verloren. In ihren Augen scheint nun auch etwas zu schimmern. Jenes bilde ich mir nicht ein. Ich erwarte eine Umarmung ihrerseits, doch nichts derartiges passiert. Es ist an der Zeit zu gehen. 

Den Weg zum Bahnhof lege ich in einem normalen Schritttempo zurück. Mein Zug kommt auf Gleis 11. Vorfreude ergreift nun von mir Besitz und mischt sich unter das Gefühl der grenzenlosen Freiheit. Hier gibt es niemanden, der mir irgendwelche sinnfreien Vorschriften macht. 

Am Gleis steht der Zug schon. Ich steige ein und finde direkt einen Platz am Fenster, was mein Herz vor Freude hüpfen lässt. Solch einfache Dinge haben mich schon als Kind sehr glücklich gemacht. 

Ich bin bei meiner Großmutter im Garten. Ziehe den aromatischen Duft des Blühens so intensiv in meine Nasenflügel, dass ich beinahe niesen muss. Schaue mich um. Hier und da liegt noch ein wenig Schnee. Morgen dürfte dieser allerdings komplett geschmolzen sein. 

Ich laufe durch die kleinen Wege und schaue nach den Pflanzen. Unbeschwerte Freude erfüllt mein Herz. Es ist ein herrliches Gefühl, das einem komplett durch die gesamte Brust fährt. 

Einige der Pflanzen drehen ihre Köpfe dem herrlichen Wetter zu, welches trotz milder Temperaturen die Oberhand gewinnt und begrüßen den Beginn des Frühlings. Andere  wiederum scheinen Spätzünder zu sein. Sie lässt all das nämlich vollkommen kalt. 

Ich gehe in die Hocke. Schaue mir neugierig die Stängel an. Sehe auch die eine, oder andere Ameise auf dem Boden krabbeln und lächle diesbezüglich. Alles um mich herum erfüllt mich mit einem unbeschreiblichen Glücksgefühl. 

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