Flammen im Herzen

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Ich kannte sie nicht. Wusste rein gar nichts über jene Person, deren Bild nun vor meinen Augen auf dem Bildschirm meines Laptops angezeigt wurde. Dennoch schien mein Herz einen Takt schneller zu schlagen, als ich in diese wunderschönen, unendlich weit wirkenden blauen Ozeane scheu einen Blick wagte.  Schlussendlich nur, um mich von ihrer Wucht mitzureißen. 

Die Entfernung zwischen uns war auch nicht besonders groß. Dennoch zögerte ich noch mit dem Kontaktieren. Mein Herz machte es mir auch nicht gerade einfacher. Es schlug so sehr gegen meine Brust, dass ich kaum Luft bekam. 

Ich sah mich um. Blickte nun auf mein Leben, welches keines war. Eher eine Existenz, welche ich tagein und tagaus bei meiner Mutter fristete. Immer wieder derselbe Routine-Ablauf, welcher mich langsam in den Wahnsinn trieb. 

Mein Blick kehrte zu dem Bild zurück und meine Finger bewegten sich nun wie ferngesteuert in Richtung Maus. Es war nur ein einziger Klick, der alles bedeuten könnte. Etwas lockeres, Freundschaft, oder sogar die Liebe meines Lebens. 

In mir brach eine leichte Panik aus, die sich nun von Sekunde zu Sekunde steigerte. 

Ich hatte keine Erfahrung mit Frauen. Überhaupt war meine Erfahrung, was dieses Thema betraf, ziemlich gering, bis gar nicht vorhanden. Mein erstes Mal war ein komplettes Desaster gewesen, da ich auf einen Typen hereinfiel, der mir ein leeres Versprechen machte. Seit diesem Zeitpunkt lief nichts diesbezüglich. 

Dennoch gab es etwas, was mich seit geraumer Zeit magisch anzog. Ich fühlte diese dunkle Welt durch die unzähligen Geschichten, die ich darüber las. Sah mich in ihnen stets als die Person, welche kniete. Eine Peitsche, oder ein anderes Schlaginstrument stand mir nämlich nicht. 

Ich bekam jedes Mal aufs neue Gänsehaut, wenn ich solche Passagen las. Fühlte die Schläge, obwohl ich wusste, dass sie nicht real waren. 

In mir keimte eine unstillbare Sehnsucht auf. Mein Körper bebte zwar jedes Mal, jedoch wurde diese damit nicht vertrieben.  Es schien so, als würden mich unsichtbare Ketten irgendwo gefangen halten. 

Ich wollte fühlen, riechen und auch schmecken. 

In einen dafür vorgesehenen Club zu gehen, traute ich mir jedoch nicht zu. Ganz alleine unter wildfremden Menschen war schon immer nicht mein Ding gewesen. Parties waren für mich purer Horror. 

Das Nachrichtenfenster öffnete sich, wie von selbst. Mir blinkte jetzt eine Leere entgegen, die ich mit Worten füllen sollte. Doch womit anfangen? Ich hatte vorher noch nie eine Person auf diese Art und Weise kontaktiert. Bisher spielte nämlich die Angst vor Ablehnung stets ihre Karten gegen mich aus.  

Was sollte ich außerdem schon schreiben?  Ein plumper Smalltalk war nicht gerade das, wonach ich strebte. 

Sekunden später fiel es mir ein. In ihren Profilangaben stand, dass sie ihre Fantasie auch gerne zu Papier bringt. Eventuell war dies mein Los für den großen Jackpot. 

Ich öffnete Wattpad in einem anderen Browserfenster und las mir erstmal durch, was sie so schrieb. Meine Augen wurden größer mit jeder Zeile. Sie konnte schreiben. Allerdings war die Geschichte hier und da noch ausbaufähig. Sollte ich ihr das schreiben? Kritik half Nachwuchsautoren zwar ungemein, jedoch wollte ich sie nicht direkt mit meiner Ehrlichkeit erschrecken und gegebenenfalls verjagen. 

Ich wechselte zurück in ihr Nachrichtenfenster. Spürte mein Herz bis zur Kehle, als mir dieser weiße Hintergrund entgegen strahlte. Meine Gedanken befanden sich nun auf einer Achterbahnfahrt. 

Meine Finger flogen zwar über die Tastatur, jedoch löschte ich alles nach nur ein paar Sekunden wieder, weil mir meine Kontaktaufnahme irgendwie nicht richtig formuliert erschien. 

365 Tage devotWhere stories live. Discover now