Mein Handy vibriert in der Jackentasche. Ich spüre, dass mehrere Nachrichten eingegangen sein müssen, denn die Vibration hält einige Zeit lang an. Ich werde sie später beantworten, da ich mich zurzeit mitten in einem Fluss von wildfremden Menschen befinde. Dieser reißt mich mit und lasst mich vollkommen in eine komplett neue Welt eintauchen. Ich bin gerne hier. 

Es kommt aber durchaus vor, dass 

ich mit leeren Händen nach Hause gehe. Ich inspiziere dennoch jeden der Stände haargenau. 

Selbst kleine Kinder verkaufen hier, was mir ein Lächeln beschert. Ihre stolzen Eltern sind in naher Reichweite. Selbstgemalte Bilder liegen zu meinen Füßen. Darunter befinden sich Charaktere, die ich kenne. Unter anderem aus Pokémon und Disney. Meine Augen werden riesig, als ich einem kleinen Mädchen ein paar Euro Münzen in ihre kindliche Hand lege. Diese Bilder werden prächtig in meinem Zimmer an den Wänden aussehen, da sie einen minimalen emotionalen Wert für mich haben. Ich bedanke mich bei dem Mädchen. Schlendere nun mit einer selbstgemalten Kreation von Bisasam, Glumanda und Schiggy fröhlich aus ihrem Sichtfeld und verschwinde dann bald ganz in der Menschenmenge. 

Einige Stände später stoße ich auf einen Jungen im Teenageralter, welcher sich von seiner Kartensammlung trennt. Ich beuge mich über die Ordner und durchblättere  die Folien. Im ersten sind allerdings nur Standardkarten enthalten, die eines Kaufes nicht würdig sind. 

Im zweiten wird die Kollektion schon zu dem, was mich mehr anspricht. 

Der weiße Drache mit eiskaltem Blick funkelt mich mit seinen Augen an. Allerdings wäre es reine Geldverschwendung ihn zu kaufen, da er sich bereits dreimal in meinem Besitz befindet. Ich blättere also weiter. Sehe die drei ägyptischen Götterkarten. Jedoch sind sie in keinem besonders guten Zustand, denn ihre Enden sind gelblich verfärbt. Zudem gibt es auch irgendwelche Flecken.

Die letzten Karten sind überhaupt nichts wert, deswegen blättere ich in Sekundenschnelle weiter und komme schließlich zum Ende. Dieser Junge wird leer ausgehen. Ich schüttle den Kopf und werde wieder eins mit den Menschen, welche sich um mich herum tummeln. 

Mein Magen knurrt plötzlich laut auf. Ein Zeichen, um Pause zu machen. Ich beschließe mir, einen Backfisch zu kaufen. Nicht nur, weil ich Fisch lecker fand. Ich hatte seit längerem mal wieder richtig großen Appetit darauf. 

Steuerte nun den Stand an, wo welcher unter die Kunden gebracht wurde. Hier tummelten sich kaum Leute, was mich ein wenig wunderte. 

Meine Bestellung kam auch recht zügig. Vor einem freien Tisch kam ich mit dem Backfisch zum Stehen. Er lag auf einem kleinen Pappteller in meiner Hand, der noch ein bisschen heiß war. 

Während ich ihn mit dem Plastikbesteck in kleine Stücke schnitt, folgten meine Augen den Geschehnissen, welche sich vor mir abspielten. Ich wurde dabei auch ein bisschen sentimental, als ich Kinder sah, die sich gegenseitig jagten. Fühle mich plötzlich wieder in meine Kindheit zurückversetzt. 

Ich hielt die Hand meiner Mutter fest umklammert. Sah mit einem Mal zig Menschen, die hin und her liefen. Einige schrien sogar. 

>>Willkommen auf dem Trödelmarkt.<< Ihre Stimme nahm mir kaum die Angst. Ich rückte näher an sie ran und berührte ihr Bein mit meiner Wange. Zittere leicht. 

Sie scheint mein Unwohlsein zu bemerken und geht mit mir an einen der Stände. 

>>Du darfst Dir hier von etwas aussuchen.<<  Sie deutet auf den Stand, der wie ein gigantischer Wagen aussieht. Meine Augen werden größer und größer. Er ist nämlich voller bunter Süßigkeiten. 

Ich entscheide mich für ein mittelgroßes Lebkuchenherz, worauf in geschwungenen Lettern Prinzessin geschrieben steht. Meine Mutter bezahlt und meine Augen strahlen vor Freude. Die Angst ist irgendwo im Nichts verpufft. 

365 Tage devotWhere stories live. Discover now