⁷|'Muss ich dir das auf Deutsch sagen, damit du es verstehst?' [Loufenig]

71 5 4
                                    

„Nein."
„Was? Wieso nicht?", entgeistert sah er die Kanadierin an.
„Ich stehe nicht auf Kinder, Tschofenig", erwiderte die Jüngere und verdrehte dabei die Augen. Als hätte er nicht bereits mit ihrer Antwort gerechnet... Im Hintergrund konnte sie die Skispringer aus Österreich - die offenbar interessiert das Gespräch zwischen ihr und ihrem Teamkollegen verfolgten - überrascht nach Luft schnappen hören. Ein weiterer Anlass, um die Augen zu verdrehen, allerdings verkniff Alexandria sich dies und versuchte die Österreicher zu ignorieren. Bereits seit einigen Monaten wurde sie ständig von Daniel Tschofenig, dem wohl nervigsten Skispringer der Weltgeschichte, gefragt, ob sie nicht mit ihm ausgehen würde. Inzwischen hatte sie Spaß daran gefunden, ihm beinahe täglich eine Abfuhr zu geben. Leider hatte das noch nicht dazu geführt, dass der junge Österreicher aufgab. Alexandria hatte inzwischen sogar das Gefühl, dass er es deshalb vermehrt versuchte. Angfangs hatte sie wirklich geglaubt, dass Daniel wahrhaftig an ihr interessiert war, aber durch die Reaktionen seiner Teamkollegen hatte sie geschlossen, dass er es entweder tat, um sie zu ärgern oder weil er eine Wette verloren hatte. Sie verbuchte es als Sieg, dass er auf ihre Abfuhr nicht weiter reagierte und ein wenig bedröppelt davon zog.

„Wow Ally, ich glaube du hast gerade sein gesamtes Ego zerstört", kicherte Natalie, die Abigail gerade ein Glas abnahm. Sie hatte das gesamte Gespräch verfolgt und musste sich bereits zuvor zusammenreißen, nicht plötzlich in schallendes Gelächter auszubrechen.
„Keine Sorge, davon hat er noch genug. Das verkraftet er schon", antwortete die Skispringerin trocken. Nun schlich sich auch auf Abigails Gesicht ein Grinsen. Generell sah sie die Versuche von Daniel eher weniger als nervig an, sondern freute sich insgeheim für ihre Freundin, die bereits das ein oder andere mal geäußert hatte, dass sie den Österreicher gut fand. Gut, das war bevor diese ganze Sache mit den ständigen Fragen nach Dates begonnen hatte, aber Abigail glaubte, dass da dennoch etwas dran war.
„Lass mich raten, dein Verehrer hat noch nicht aufgegeben?", die Brünette sah Alexandria prüfend an. Eigentlich wusste sie selbst, dass die Frage ziemlich überflüssig war. Alexandrias Laune sprach für sich.
„Natürlich nicht. Langsam befürchte ich, dass es niemals aufhören wird", gab Alexandria niedergeschlagen zu und seufzte leise. Inzwischen war es ihr peinlich, dass sie ihren Teamkolleginnen gegenüber einmal erwähnt hatte, dass sie den Österreicher eigentlich ganz süß fand.
„Also ich fände es ganz süß, wenn sich jemand so viel Mühe für mich geben würde", mischte sich nun Nicole ein und wurde sofort von verständnislosen Blicken ihrer Teamkolleginnen erdolcht.
„Diese Kerl ist alles, aber nicht süß. Ich schenk ihn dir, wenn du möchstest", konterte Alex. Anscheinend hatte Nicole nichts davon mitbekommen, was Daniel sonst so in seiner Freizeit trieb. Denn wann immer Alexandria nicht gerade nach einem Date fragte, brachte er sie auf die Palme und spielte ihr kindische Streiche.

„Daniel Tschofenig! Wenn ich dich in die Finger bekomme, reiße ich dir alle Haare aus!", wie eine Furie kreischend rannte Alexandria durch das Hotel auf der Suche nach dem Österreicher. Bloß mit einem Handtuch bekleidet war sie aus den Gemeinschaftsduschen gehastet, um den Österreicher zu finden, der für das grüne Glitzer verantwortlich war. Es war eine Sache, dass er es überall in ihrer Kulturtasche verteilt hatte, aber dass er es in ihre Schampoo-Flasche gefüllt hatte und nun ihr gesamtes Haar mit grünem Glitzer bedeckt war, hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Es würde Wochen dauern, das Glitzer zu entfernen. Dementsprechend hatte sie sich nicht wie bei seinen anderen Streichen zurückhalten können. Damit hatte er es maßlos übertrieben. Es war ihr egal, dass jeder sie sehen und hören konnte. Stephan Leyhe, einer der Deutschen, konnte sich gerade noch so davor retten, mit der Kanadierin zusammen zu prallen. Verdutzt sah dieser der Skispringerin nach, die ihren Weg fortsetzte. Er konnte sich schon denken, wen sie suchte. Im ganzen Skisprungzirkus gab es exakt eine Person, die Stephan in den Sinn kam, die zu so etwas im Stande war. Andi neben ihm zuckte nur unwissend mit den Schultern.
„Was schreist du denn so rum?", ertappt drehte sich Alexandria um. In ihrem Blickfeld erschienen nun Michael und Manuel. Die beiden mussten doch am besten wissen, was ihr Teamkollege ihr antat.
„Ich schreie gar nicht. Außerdem, schaut euch doch mal meine Haare an!", verteidigte sich die Jüngere und deutete auf ihre im Licht grün schimmernden Haare.
„Ich finde, grün steht dir ausgezeichnet", Manuel grinste sie frech an. Dafür kassierte der Östereicher einen Stoß in die Rippen von seinem Teamkollegen.
„Sieh es -"
„positiv? Nein, garantiert nicht! Sagt eurem Teamkollegen, dass er das Letzte ist!", fauchte die Kanadierin den Blonden an, der versucht hatte sie zu beruhigen. Dann stürmte sie an den beiden Östereichern vorbei. Sie war vollkommen fertig mit ihren Nerven. Inzwischen hatte sie es sich anders überlegt. Sie würde eine andere Rache für Daniel finden. Jetzt musste sie allerdings zuerst in ihr Zimmer zurück.

more than a world || Skijumping OneshotsWhere stories live. Discover now