¹|Olympia Pain [Lellinger]

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°♥︎•Playlist•♥︎°
Never say never - the fray
Where ever you go - the calling
Patience - Take that
You found me - the fray
Left outside alone - Anastacia

[Stephans Sicht:]

Gerade hatte Eisei einen Anruf bekommen. Sein geschockter Blick galt mir. Zunächst verstand ich nicht warum, schließlich war im Trainingsdurchgang alles gut gelaufen, so wie die restliche Saison eben auch. Nicht dass es mich wirllich interessierte, wer Eisei da anrief, aber warum er ausgerechnet mich so ansah, machte mich dann doch neugierig. Da ich aber auch nicht der Typ dazu war, so etwas zu hinterfragen, beließ ich es dabeinund versuchte mich auf die kommende Qualifikation vorzubereiten. Es fiel mir ausnahmsweise schwer mit meinen Gedanken bei mir zu bleiben, sonst war ich, vor allem vor Wettkämpfen, die Ruhe in Person. Nichts konnte mich dann noch aus dem Konzept bringen. Karle und Constantin betraten so eben das Mannschaftslager. Während Karl sofort zu Eisei ging, immerhin hatten sie ihre Taschen direkt nebeneinander abgestellt, kam Constantin auf mich zu.
"Alles klar bei dir?", wollte er wissen.
"Ja, was soll schon sein? Ist ja nur die Qualli", versuchte ich den Jüngeren zu beruhigen. Ich wusste, dass er seinen Starzplatz bei Olympia noch nicht hatte und es die Chance für ihn war, mit gerade mal 22 Jahren bei Olympia teilzunehmen. Hätte mir das jemand früher gesagt, wäre ich vermutlich ausgerastet und hätte bis zur Entscheidung nicht mehr geschlafen. Da es für mir aber schon entschieden war, dass ich nach Peking fahren würde, machte ich mir für die Wettkämpfe hier in Titisee keinen Kopf mehr darüber. Zumindest nicht wegen meiner Qualifikation. Viel eher wegen der meines Freundes. Auch er hatte die Olympia-Nominierung noch nicht in der Tasche, aber ich war davon überzeugt, dass er in den beiden letzten Weltcupspringen sich den Platz sichern würde. Verdient hätte er es auf jeden Fall, außerdem würde ich mich unglaublich darüber freuen, mit meinem Freund zusammen nach Peking fahren zu können. Wenn wir es schonmal beide schaffen konnten, wieso sollte es dann nicht jetzt sein. Meine Gedanken schweiften immer weiter zum Jüngeren. Die Qualifikation würde gleich anfangen und ich hatte keine Ahnung wo Andi schon wieder steckte, er hatte heute morgen geschrieben, dass er es vermutlich gerade so vor der Qualli hier her schaffen würde und auch noch auf sein Test-Ergebnis warten musste.

Ich konnte den Stadionsprecher schon die nationale Gruppe ankündigen hören. Langsam wurde es wirklich Zeit, dass er hier auftauchte, sonst würde das Springen ohne ihn stattfinden und ich würde mir mal wieder mehr Sorgen als nötig machen. Mittlerweile hatte ich mir eingestanden, dass ich dazu tendierte mir schnell zu viele Sorgen zu machen. Wenn Andi etwas an mir störte, dann vermutlich das. Mit meinen Skiern machte ich mich auf den Weg zum Springerturm. Da ich erst eine späte Startnummer hatte, konnte ich gemütlich nach oben bevor ich meinen zweiten Spring auf der Hochfirstschanze dieses Jahr wagen würde. Im Trainingsdurchgang hatte es sich nicht so schlecht angefühlt. Ich hoffte zumindest auf ein gutes Ergebnis dieses Wochenende. Nachdem es in Bischhofshofen für mich nicht wirklich gut gelaufen war, fühlte sich jede andere Schanze wie eine Erleichterung an. Hoffentlich spielte der Wind mit. Ein bisschen Aufregung kroch in mir hoch, die ich aber gerade noch so ausbremsen konnte, dass man mir rein gar nichts anmerkte. Mit man war jeder gemeint, der mich nicht mit einem Blick durchschauen konnte und das konnte nur eine Person: Andi. Und genau der war aus unerklärlichen Gründen nicht hier. Irgendwo tief in mir spürte ich die Enttäuschung darüber, dass er nicht schon früher da war und wir wenigstens ein bisschen gemeinsame Zeit vor dem Wettkampf hatten. Aber damit musste ich mich eben abfinden und mich auf meine eigenen Dinge konzentrieren.

Noch ein Springer, dann musste ich auf den dünnen Holzbalken direkt vor mir. Dann gab es kein zurück. Leider hatte ich nichts Neues zu meinem Freund heraus gefunden. Jetzt hieß es aber erstmal noch ein letztes Mal konzentrieren, bevor ich mich die Schanze herunterstürzte. Tief holte ich Luft, bevor ich mich auf den Balken schob und darauf wartete, dass Stefan mir das Startsignal gab. Ich durfte heute kein Platz für Unskcherheiten lassen. Noch einmal kontrollierte ich die Bindungen bevor ich mich vom Balken abstieß und die Schanze hinunter schoss. Während dem Flug hatte ich die Luft angehalten. Die grüne Line, die ich übertreffen musste um mich vor meinen Mannschaftskollegen Constanitin zu schieben, war bereits in Sichtweite und ich war auf dem besten Weg darüber zu springen. Und tatsächlich landete ich - sogar mit Telemark - hinter der Linie auf dem Auslauf der Schanze. Somit konnte ich zunächst mal in die Leaderbox. Nach einem Handschlag mit Consti fing ich auch sofort an mich umzuziehen. Es war bereits klar, dass ich die Qualli locker schaffen würde.

Eine kurze Teambesprechung stand nach der Qualifikation, die doch viele der Deutschen geschafft hatten, an. Noch immer hatte ich Andi nicht gesehen. Er war nirgends auf dem Gelände und ich war wirklich überall gewesen. Wenn das so weiter ging, würde ich ganz bestimmt heute Abend noch eine Vermissten-Anzeige machen.
"Ach Stephan da bist du ja, dann sind wir komplett", begrüßte Stefan mich dann, als ich als Letzter den Raum betreten hatte. Mein Blick glitt suchend über die Athleten, fand aber nicht die strahlenden blauen Augen, die ich gewohnt war.
"Wo ist Andi?", wollte ich leise wissen, nachdem ich mich auf einen der freien Stühle gesetzt hatte. Alle Blicke lagen auf mir.
"Stefan, du hast es ihm nicht gesagt?", Karl sah unseren Trainer entgeistert an.
"Was denn? Ist was passiert?", man konnte die Panik in meiner Stimme gar nicht mehr überhören.
"Mach dir keine Sorgen, ihm geht es -", setzte Stefan an, jedoch wurde er von Eisei unterbrochen.
"Du kannst doch jetzt nicht sagen, dass es ihm gut geht. Würde es ihm gut gehen, wäre er hier", und damit hatte der Siegsdorfer recht. Es war also doch was passiert.
"Jetzt sag schon", forderte ich unseren Trainer auf. Es war mir verdammt nochmal egal, wie lange ich die Besprechung aufhalten musste, um endlich zu erfahren, was mit Andi war, nachdem alle anderen scheinbar Auskunft darüber hatten, nur ich nicht.
"Sein Test heute morgen war positiv", übernahm Karl die ganze Sache, da es ihm schon wieder zu lange ging.
"Sein Test - Was?", brachte ich nur hervor. Das war der Grund weshalb er nicht hier war? Warum hatte es ihn erwischt? War es das mit Olympia gewesen?
"Genau deswegen wollten wir mit den Neuigkeiten bis nach dem Wettkampf warten", meinte Stefan und schüttelte den Kopf.
"Warte mal... Ihr wolltet es mir nicht mal erzählen?", davon war ich absolut nicht begeistert. Ich konnte verstehen, dass sie nicht wollten, dass ich mir Sorgen machte, aber mich unwissend zu lassen machte alles doch viel Schlimmer.
"Seit wann wisst ihr davon?", setzte ich leise nach.
"Er hat mir vorhin angerufen", bestätigte Markus das Ganze. Er hatte Markus angerufen? Warum hatte er mich nicht angerufen? Wurde ich heute denn von allen außenvor gelassen? Wie sollte ich denn jetzt noch zwei gute Sprünge zeigen?

Inspo:
Die Idee zu diesem Oneshot kam mir tatsächlich durch den leider Gottes positiven Test von Andi :( Es tut mir wirklich schrecklich leid, dass er in Peking nicht dabei sein kann :(
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Lasst gerne ein Sternchen, Kommentar oder Wunsch (für ein Oneshot) da, darüber freu ich mich riesig :) Wir lesen uns
Lene <3

more than a world || Skijumping OneshotsWhere stories live. Discover now