15.

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Y/n pov.

Als ich aufwachte, konnte ich nicht beschreiben wie ich mich fühlte. Nun am ehesten passte wohl - wie von einem LKW überfahren. Alles in meinem Kopf drehte sich und ich konnte mich an nichts erinnern. Ich wusste nicht einmal wo ich mich befand.

Das erste was ich wahrnahm, war eine helle Lichtquelle und ein weicher Untergrund, dazu war ich umgeben von Wärme - man könnte schon fast glauben ich wäre im Himmel. Meine Sicht war noch etwas verschwommen, doch auch dies schwand. Immer mehr bekam ich ein Gefühl in meinem Körper, auch wenn mir alles gerade unglaublich schwer fiel.

,,Y/n?", vernahm ich eine tiefe Stimme. Ich konnte die Stimme nicht wirklich zu ordnen. Ich spürte, wie sich eine warme Hand auf meine Schulter legte und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Ran bei mir wäre.

,,Alter ist mir schlecht", waren die ersten Worte, die ich über meine Lippen, bekam und im selben Moment wurde mir ein Eimer in die Hand gedrückt. Ich war definitiv bei Ran, mittlerweile hatte sich mein Kopf wieder etwas gefangen und ich konnte Rans Schlafzimmer wiedererkennen, dazu roch es verdächtig nach seinem Deo.

Doch leider konnte ich meinem dummen Sitznachbarn keinen weiteren Gedankengang schenken, da mich die Übelkeit einholte und ich mich in dem Eimer erbrach.

,,Ist schon gut, das wird wieder", meinte der Größere, hielt mir meine Haare zusammen und strich mit seiner anderen Hand vorsichtig über meine Schläfe. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, war ich froh, dass er hier war, denn offengestanden jagte es mir eine Heidenangst ein, dass ich mich an nichts mehr erinnerte.

Als mein Würgreitz endlich nachließ, gab mir Ran ein Stück Küchenrolle und ein Glas gefüllt mit Wasser. Langsam und vorsichtig nahm ich einen kleinen Schluck, gefolgt von einem etwas größeren Schluck. Erschöpft schloss ich meine Augen, reichte ihm das Glas wieder. Ich vernahm, wie er das Glas zurück auf den Tisch stellte und mir den Eimer aus meiner rechten Hand nahm, da ich mit der linken Hand das Glas gehalten hatte.

,,Gehts dir besser?", fragte er, half mir mich etwas aufzurichten, so dass ich mich gegen die Wand lehnen konnte. Erschöpft musterte ich meinen Gegenüber. Er saß im Schneidersitz vor mir, trug eine schwarze lockere Jogginghose, ein weißes T-shirt und weiße Socken. Seine langen gepflegten Haare hatte er zu einem Messidutt gebunden. Einige blond-braune Strähnen hatten sich aus dem Dutt befreit und hingen etwas wahllos herum.

,,Was ist passiert?", murmelte ich, griff mir verwirrt an den Kopf. Offengestanden verstand ich gerade gar nichts mehr. Ich verstand nicht, was ich hier tat, warum es mir so schlecht ging und warum mich Ran so besorgt musterte.

,,Wie wäre es, wenn ich dir einen Tee mache und dir alles in Ruhe erzähle?", schlug er vor, lächelte mich warm an. Mein Herz rutschte mir fast in die Hose. Er hatte mich doch ignoriert und gemieden, wie kommt es, dass er mich nun so fürsorglich behandelte?

,,Okay", war alles was ich dazu sagte, da mich seine Höflichkeit einfach verwirrte. Vorsichtig versuchte ich aufzustehen, wurde im nächsten Moment wieder zurück ins Bett gedrückt und von tadelten Lavendel angesehen.

,,Glaub mir, dass macht dein Kreislauf jetzt nicht mit. Liegen bleiben oder getragen werden - du hast die Wahl", sprach er, was mich nur die Augen verdrehen ließ. Mein Gott, er führte sich auf wie eine Mutter.

,,Fein, dann trag mich", meinte ich lustlos, wurde im nächsten Moment im Brautstyle hochgehoben. Automatisch schlingen sich meine Arme um seinen Hals. Röte schoss mir in die Wangen, weswegen ich verlegen meinen Kopf in seinem T-shirt vergrub. Und der Haitani hatte recht, diese plötzliche Bewegung, hatte meinen Kreislauf ziemlich ins Schwanken gebracht.

Der Haitani trug mich in das Wohnzimmer inklusive Küche. Die Sonne stand recht tief, ging die Sonne gerade erst auf? Hatte ich so wenig geschlafen? Ran legte mich auf dem Sofa ab und reichte mir eine Decke, die ich dankend annahm. Ein Blick auf die Wanduhr verritt mir, dass die Sonne gerade nicht aufging sondern unter.

Stumm beobachtete ich den Sonnenuntergang. Ich liebte dieses Farbenspiel. Jedesmal, wenn ich diese Farbkombinationen sah, fühlte ich mich so verbunden mit der Welt und doch so alleine - aber im positiven allein. Es fühlte sich jedes mal so an, als würde dieser Moment nur ganz allein mir und dem was ich sah gehören.

,,Magst du Sonnenuntergänge?", fragte der Haitani, folgte meinem Blick.

,,Ja ich finde sie ziemlich beruhigend", antwortete ich, sah zu ihm. Seine blasse Haut wurde durch die tiefen Sonnenstrahlen in Gold eingetaucht. Seine violetten Augen strahlten in dem Licht. Wie konnten solche Augen, die so viel schlimmes gesehen hatten, nur so schön aussehen?

Oh gott, was für scheiße dachte ich nur schon wieder?

,,Komm her", meinte der Haitani nach einer Weile des Schweigens, zog mich vorsichtig auf die Beine, hing mir meine Decke um die Schultern. Er hielt kurz inne und fragte ob es mit gut gehe, was ich mit einem Nicken bestätigte. Seine Hände ruhten an meinem Rücken und meine an seinen Oberarmen. Ich konnte seine Körperwärme spüren, seinen Herzschlag ganz leise vernehmen, als ich meinen Kopf an seine Brust legte.

Vorsichtig dirigierte er mich in Richtung Küche, wo es eine kleine Glastreppe hinauf ging. Als wir an der halboffenen Etage ankamen, entpuppte sich ein Balkon und ein Raum der offenbar nicht genutzt wird, da dort nichts rumsteht.

Der Haitani löste sich von mir, um den Schlüssel der im Schloss steckte auszuschließen. Der Balkon war nicht groß, aber die Aussicht war ein Traum. Mit vorsichtigen Schritten betrat ich den Balkon. Wir setzten uns auf die Stühle. Ran holte aus seiner Jackentasche - mein Kippen-Etui?

,,Hast du mir das abgezogen?", fragte ich empört, zog gespielt angepisst die Augenbraue hoch.

,,Klar, sieh es als kleine Entschädigung für deine Pechsträhne", erwiderte er, nahm sich eine Zigarette und zündete sich diese an. Er schob mir das Etui herüber, inklusive Feuerzeug.

,,Tut deinem Kreislauf nicht gut, aber ich glaube, deine Nerven könnten gerade etwas Niktion vertragen, nicht wahr mein kleiner Streber?", sprach er, rollte den glühenden Zylinder zwischen seinen Fingern.

Ich zog nur unkommentiert meine Augenbraue hoch, nahm mir ebenfalls eine Zigarette und steckte sie mir an. Man konnte das Geräusch des Feuersteins vernehmen, als ich das Rädchen meines Feuerzeugs drehte und die giftigen Stoffe entfachte.

,,Dann erzähl mal", setzte ich an, machte es mir auf dem schwarzen Stuhl etwas gemütlicher. Schon beim ersten Zug, spürte ich, dass mein Kreislauf noch sehr empfindlich war und ich nach der Kippe vermutlich erstmal wieder eine Runde schlafen müsse.

,,Naja also, du warst in meinem Club, hast getrunken, dich mit einem Typen unterhalten, der hat dir dann Tilidin untergejubelt, dann habt ihr getanzt und er wollte dich auf dem Klo vögeln. Hab ihn dann verprügelt und dich zu mir gebracht", schilderte er mir, die vergangene Situation.

,,Meine Unschuld durfte ich wohl behalten", erwiderte ich ironisch, da ich noch immer die selbe Kleidung, von gestern anhatte. Der Haitani hatte nicht Hand an mich gelegt.

,,welche Unschuld?", lachte er, fuhr sich durch seine Haare. Der Haitani hatte es sich auf dem Stuhl bequem gemacht. Sein rechtes Bein hatte er über das linke geschlagen und sein Arm ruhte entspannt auf dem Geländer des Balkons, während er meine Zigarette rauchte.

,,Haha wie lustig", setzte ich an, verdrehte gespielt beleidigt die Augen, bevor ich weiter zu sprechen ansetzte. ,,Danke Ran. Ich meine es ernst. Danke und es tut mir leid, dass ich meinte, du sollst dich aus meinem Leben verpissen - das war nicht fair"

𝐼 𝑑𝑜𝑛'𝑡 𝑙𝑜𝑣𝑒 𝑦𝑜𝑢ᴿᴬᴺ ˣ ᴿᴱᴬᴰᴱᴿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt