Kurzgeschichte #2

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"Ich hasse ihn!", zischte James sauer und ich unterdrückte mein Grinsen. Doch da es wirklich sehr lustig war, wie James sich über Stefan aufregte, musste ich doch leise lachen.

"Er macht doch gar nichts!"

"Der zieht dich mit Blicken aus!", antwortete James sofort knurrend. "Ach James", murmelte ich leise und stellte mich vor ihn, sodass sein Blick auf mich fiel und Stefan in Frieden ließ. Ich fummelte an seinem Kragen herum und blickte auf seine Brust. "Du weißt doch, dass ich nur dich will."

"Ja, aber Stefan scheint das nicht zu verstehen."

Ich drehte meinen Kopf ein bisschen um und guckte zu Stefan.

Er stand mit einigen anderen Männern, die ebenfalls im Anzug herumstanden, zusammen und guckte ab und an zu uns.

Als sein Blick wieder zu mir huschte, lächelte ich ihn an und er drehte sofort den Kopf beschämt zu dem Typen, der ihn gerade ansprach.

"Guck? Er hat es schon wieder gemacht!"

"James, er war nur neugierig. Und selbst wenn: sei doch einfach stolz, dass du jemand so tolles wie mich als Verlobte hast!", sagte ich grinsend und lehnte mich an seine Brust. Er legte seine Arme um meinen Bauch und zog mich fest an sich.

Ich drehte meinen Kopf etwas, sodass ich ihn leicht auf die Wange küssen konnte. Jedoch wollte ich ihm nicht roten Lippenstift auf Wangen und Mund verteilen.

Er lächelte und automatisch musste ich auch grinsen.

"James? Wie lange habe ich deine bezaubernde Frau nicht gesehen?", fragte auf einmal ein kleiner dicklicher Mann mit Glatze. Ein alter Kollege, der sogar schon hier gearbeitet hatte, als James hier alles geregelt hatte.

Ich löste mich von James und reichte ihm die Hand. Anstatt sie, wie bei jedem anderen auch, zu schütteln, küsste er sie, sodass es eher wie ein Lufthauch war.

Ich lächelte höflich. "Es freut mich Sie wiederzusehen, Frank!"

James schüttelte ihm auch kurz die Hand, bevor er sie wieder um meine Hüfte legte.

"Leider haben wir immer noch nicht geheiratet. Ich kann diese bezaubernde Frau noch nicht Ehefrau nennen."

"Was? Na dann, hopp hopp! Wie alt seid ihr beiden? Du bist doch bald schon 27!"

"Wir lassen uns Zeit", sagte James und ich lächelte. "In einem Jahr vielleicht."

"Vielleicht? Ihr solltet jetzt bald heiraten! Es kommt der Sommer und das wäre doch perfekt!"

"Dann müssten wir jetzt alles plannen und ich habe momentan genug Probleme in der Firma, Frank. Das weißt du doch."

Frank zwinkerte mir zu und beugte sich zu mir rüber. Als er sprach, tat er so als könne James es nicht hören und redete viel leiser. "Nicht, dass er nur blufft und Sie am Ende gar nicht zur Frau nehmen will!"

"Ich bin mir sehr sicher, dass wir solche Diskussionen und Probleme beseitigt haben. Nicht wahr?", fragte ich zuckersüß und sah, wie James schluckte und nickte. Ich kniff ihn leicht in den Arm und grinste.

Frank tippte sich an den nicht vorhandenen Hut und küsste danach meine Hand. "Es war mir eine Freude Sie wiederzusehen, Cinderella!"

"Ganz meinerseits!"

Ich lachte, während er zurück zu seinen Kollegen ging und lächelte James an. "Einige sind echt nett."

"Und dann gibt es noch solche wie Stefan," knurrte er und ich verdrehte die Augen. Damit er nicht die ganze Zeit Mordpläne schmiedete, zog ich seinen Kopf etwas zu mir runter und küsste ihn.

Dank meiner hohen Schuhe musste er sich nicht allzu sehr runterbeugen um mich kleinen Zwerg zu küssen.

"Stell dir vor, wie eifersüchtig Stefan jetzt bloß ist!", murmelte ich in den Kuss und er grinste. Um anscheinend noch mehr zu demonstrieren, dass ich nur ihm gehörte, zog er mich näher an sich.

Ich löste mich jedoch, auch wenn es wunderschön war, bald von ihm und drehte mich um. So etwas sollten wir nicht unbedingt vor anderen machen, aber James fand oft, dass er Sachen machen durfte die andere nicht tun durften. Immerhin war er ja der große, mächtige Boss!

Auf einmal vibrierte meine Handtasche und ich löste mich entgültig von James.

Luci.

"Ich komm gleich wieder", sagte ich leise und er nickte.

Wie es sich gehörte ging ich raus, aber dafür schnell. Nein, man rannte nicht, man ging nur schnell.

Ich lehnte mich draußen an einen Pfahl und ging schnell ran. "Ella?"

"Ella? Ich bins... Egal, du hast meine Nummer ja eh eingespeichert. Ich habe dir doch von Tim erzählt oder? Dieser große, schwarzhaarige Typ, den ich auf der Feier von Chris kennengelernt habe?"

"Ja, was ist mit dem?"

"Rate", sagte sie sofort und ich konnte mir zu gut vorstellen, wie sie sich auf die Lippe biss. Ich machte eine kurze Kunstpause und stellte dann die erste Vermutung auf: "Er hat dir gesagt, dass er unsterblich in dich verliebt ist, du hast gesagt, dass du schwanger bist und nun seid ihr ein glückliches Paar?"

"Ella!"

"Ist ja in Ordnung... Ihr habt euch getroffen?"

"Ja", antwortete sie schwämerisch, wobei sie das a langzog.

"Und ihr habt euch am Ende geküsst?"

"Ja."

"Und bekomme ich jetzt, wo ich fast alles erraten habe, mehr Details?"

Und dann ratterte sie alles ohne Punkt und Komma runter, so wie man es von ihr kannte.

Sie beiden waren essen gegangen und dies hatte bei Tim zu Hause so geendet, dass sie sich auf der Couch mit Wein beglückt haben und er sich im Laufe des Abends geküsste hatte.

Wie rührend, dass meine beste Freundin auch endlich glücklich wurde und ich nicht mehr Scherze über sie und Daniel bringen musste.

"Aber er hat noch nicht geschrieben", murmelte sie und ich runzelte die Stirn. "Macht er bestimmt noch! So was wie: wunderschöner Abend gestern!", antwortete ich mit schnulziger Stimme und Luci lachte. "Na klar!"

"Er schreibt noch", beruhigte ich sie lächelnd und spürte eine warme Hand, die sich auf meinen Bauch legte, während ich gegen seinen Rücken gepresst wurde. "Komm doch nachher mal vorbei, Luci! Um acht sind wir wieder zu Hause und dann können wir mal etwas quatschen. Kannst ja Tim mitbringen!"

"Ha. Ha. Ha. Witzbold", murrte sie und lachte dann, weshalb ich breiter grinste. James küsste mich auf den Nacken und ich erschauerte. "Dann bis nachher, Ella. Viel Spaß dir und James noch!"

Sie legte auf und ich drehte meinen Kopf etwas, sodass ich meinem Verlobten in die Augen sehen konnte. Selbst jetzt kribbelte noch mein Bauch bei seinem Anblick. "Sind diese Umarmungen zu unserem Ding geworden?", fragte ich grinsend und funkelte ihn belustigt an.

Er zuckte schweigend die Schultern und fasste dann an meine Hand. "Komm mit rein, Frank halt gleich seine große besondere Rede!"

"Ich komme ja schon", sagte ich und folgte ihm, wobei er trotzdem leicht an meiner Hand zerrte, da er so schnell lief.

"James, ich habe Schuhe mit Absatz an und keine Treter wie du!", rief ich lachend und James grinste mich an. "Dann muss ich dich tragen?"

"Um Gottes Willen, nein!", lachte ich und er machte eine Andeutung, als wolle er mich hochheben. "Du Dummkopf!", lachte ich weiter und löste mich schnell von ihm.

Als wir den großen Saal betraten hatten wir uns wieder beruhigt und lächelten beide nur noch über unseren kleinen Ausbruch von gerade eben.

Anette, eine Kollegin von James und Frank, hielt mir ein Glas Sekt hin. "Gleich wird angestoßen", sagte sie leise und ich nickte dankend.

Zum Glück waren hier im Allgemeinen nur nette Menschen!

EllaWhere stories live. Discover now