Different. Hyunlix

Chapter Twenty-six: Sob

Sometimes happy memories hurt the most. ~Unknown

Nach und nach dringt die Morgensonne in Felix' Zimmer. Jedoch kann die zarte Wärme, die von ihr ausgeht, die Kälte der Schlaflosen Nacht nicht verdrängen. Er richtet sich auf und setzt sich an die Bettkante. Mit seinen Händen reibt er die Müdigkeit aus seinen sehr roten und trockenen Augen. Blinzelnd öffnet er sein Handy, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen und beginnt, durch die Bilder zu scrollen; Bilder von glücklichen Momenten mit ihm und Hyunjin. Jedes Foto scheint eine Tür zu den vergangenen Erinnerungen zu öffnen, und Felix lässt seinen Blick über die feinen Gesichtszüge auf dem Bildschirm schweifen.

Sofort wird er wieder an das Lachen, die gemeinsamen Abende und die zarten Berührungen erinnert. Die Erschöpfung der schlaflosen Nacht spiegelt sich in seinen Augen wider, und er sieht seine Hände leicht zittern. Ob das an der Schlaflosigkeit oder an den Bildern von Hyunjin liegt, kann er selber nicht beantworten. Dennoch kann er nicht aufhören, die Bilder anzusehen. Die Liebe, die sie einmal geteilt haben, ist in diesen digitalen Erinnerungen eingefangen. Doch mit jedem Bild scheint auch die Bitterkeit der Trennung durchzusickern, und in Felix' Augen bilden sich erneut Tränen. Er kann schon gar nicht mehr mitzählen, wie oft er in der vergangenen Woche wegen Hyunjin weinen musste.

Mit seiner Hand streicht er sie aus dem Gesicht und richtet sich auf. Seine Beine scheinen gar nicht mehr sein Gewicht halten zu können, so schwach ist er wegen der Schlaflosigkeit. In naher Zukunft muss er dagegen etwas unternehmen. Schlafmittel? Vielleicht sogar K.O.-Tropfen? So kann es nicht weitergehen!

Seine Beine tragen ihn in die Küche, wo er sich einen Kaffee zubereitet; ja, einen Kaffee für Felix. Das klingt ungewöhnlich aber seit der Trennung hat er damit angefangen. Ohne dieses morgendliche Heißgetränk würde er nur noch wie ein Zombie durch das Leben wandern. Er braucht die Energie, die sein Körper ihm im Schlaf nicht geben will um über die Runden zu kommen.

Er greift nach der befüllten Tasse und geht mit ihr zu dem Esstisch. In dem Moment, als er sich umdreht und zu den Tischchen schaut, beginnt sein Kopf erneut Spiele mit ihm zu spielen. Es herrscht totale Stille in dem Raum. Er sieht wie Hyunjin dort sitzt und sich einen Happen Rührei in seinen Mund schiebt. Es ist eine Erinnerung an das Frühstück, was er für Felix zubereitet hatte. In Hyunjins Haaren ist noch etwas Mehl von ihrer kleinen Essensschlacht davor. Der weißhaarige befindet sich in einer Schockstarre und seine Hand zittert so sehr, dass ihm die Kaffeetasse entgleitet und zu Boden fällt.

Das Klirren der Tasse durchbricht die Stille und er erschreckt selber vor seiner eigenen Handlung. Er richtet seinen Blick von Hyunjin weg zu seiner zitternden Hand und danach starrt er auf die Scherben zu seinen Füßen, dem Kaffee, der zwischen ihnen hindurch rinnt und eine große Pfütze bildet. Die Realität dieser Situation durchbricht seine Gedanken an Hyunjin und die Erinnerung verblasst, bis sie nicht mehr zu sehen ist. Nur noch ein leerer Tisch und zwei einfache Holzstühle.

Die Scherben erinnern ihn an ihre Beziehung und sind wie Fragmente der vergangenen Zeit, die nicht wieder zusammengeführt werden können. Die zitternde Hand, die nur vor wenigen Sekunden die Tasse gehalten hat, greift nach einem Lappen um die Überreste des Kaffees aufzuwischen. Er sammelt eine der Scherben vom Boden auf. „Au!" Sofort lässt er das scharfe Porzellanteil wieder auf den Boden fallen und steckt seinen blutenden Finger in den Mund.

Der Tag könnte nicht besser starten.

Der Raum ist gefüllt mit einem Gemisch aus Kaffeeduft und Emotionen, während Felix weiter aufwischt. Schnell mischen sich die Tropfen der dunkelbraunen Flüssigkeit mit seinen Tränen, die seine Wangen hinunter strömen. In dem Moment wird ihm klar, dass Erinnerungen nicht einfach weggewischt werden können. Sobald man sie ignoriert, werden sie lästiger und verfolgen einen bis in den Schlaf. Die Erinnerungen bleiben immer bestehen, auf den Bildern in seinem Handy und noch viel wichtiger; in seinem Kopf. Jeder ihrer Momente ist abgespeichert wie auf einer Festplatte, nur dass man sie nicht so einfach löschen kann. Egal wie sehr man es will...