Schnell bewegten wir uns über die freie Grasfläche. Zunächst sahen wir nichts und niemanden, bis wie aus dem nichts eine Herde Qilin links und rechts neben uns auftauchten. Sie galoppierten neben uns über die Wiese ohne dabei auch nur einen Grashalm umzuknicken oder gar zu berühren. Sie sahen uns mit ihren Pechschwarzen Augen an und die Blauen Drachenschuppen auf ihrem Körper leuchteten im Sonnenlicht. Sie alle hatten Hirschgeweihe aus Elfenbein auf ihrer Stirn von denen einige mehr und andere weniger Abzweigungen und Äste hatte. Ich hatte ihr Kapitel im Buch der Mystischen Wesen nur überflogen, doch ich wusste das das hier die wenigen friedvollen Fabelwesen waren und das man sie eigentlich nur selten zu Gesicht bekam. Es war ein beeindruckendes Gefühl in Mitten dieser einmaligen Wesen zu fliegen. Sie begleiteten uns bis zum Rand des nächsten Waldes, dann drehten sie ab und verschwanden genauso schnell wie sie gekommen waren.
„Wow, das war unglaublich!" rief ich euphorisch nachdem meine Füße endlich wieder den Boden berührten. Ich war völlig überwältigt während die anderen eher nachdenklich aussahen.
„Was habt ihr?"
„Im Ernst? Du bist fast ausschließlich mit dem Leitfaden der Mystischen Wesen zu Gange und weißt nicht was es bedeutet, wenn ein oder mehrere Qilin auftauchen!?" fuhr mich Ahila an. Ich zuckte nur mit den Schultern.
„Ich habe mal überflogen... ich habe mich mehr auf die Gefährlichen Fabelwesen konzentriert" gab ich zu. Ahila verdrehte die Augen.
„Unglaublich! Ein Qilin ist mehr als ein Verwandter des Einhorns. Es ist ein Vorbote. Und zwar dafür das ein neuer Weiser Herrscher kommen wird... oder reichen Kindersegen. Hoffentlich ersteres" erklärte sie dann mürrisch.
„Aber... das ist doch gut oder nicht? Ich meine jeder ist besser als König Amos" warf Selene nun ihre Meinung zu dem ganzen ein.
„Natürlich ist das gut! Ich bin nur sauer das Azura das nicht wusste obwohl sie immerzu das Buch liest indem das drinsteht" fauchte Ahila nun Selene an.
„Es tut mir leid Ahila... sobald ich es wieder in die Hände bekomme wird das das erste Kapitel sein das ich lesen werde" entschuldigte ich mich mit erhobenen Händen und bevor noch jemand sich über dieses Thema aufregen konnte, tauchte Delwin bei uns auf. Keuchend hob er einen Finger hoch, er konnte aber nicht gleich antworten.
„Ok... das wars! Ich brauche ein Reittier... sonst hängt ihr mich bald noch ab" Terra lachte und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
„Vielleicht kannst du dir ja ein Einhorn zähmen. Qilins haben wir schon gesehen, dann sind ihre nahen Verwandten sicher nicht weit" Delwin richtete sich beleidigt auf und klopfte sich den Staub von seiner Kleidung.
„Sehr witzig Terra! Wie sieht das denn aus? Ein Vampir auf einem Einhorn. Da fliege ich euch lieber auf einem Simurgh hinterher" auch ich musste bei der Vorstellung Delwin auf einem Einhorn sitzen zu sehen ein kichern unterdrücken.
„Wo willst du denn jetzt ein Reittier herbekommen?" fragte ich um nicht weiter an das Bild in meinem Kopf denken zu müssen.
„Mir wird schon was einfallen. Jetzt hört auf zu kichern! Wir sollten einen Unterschlupf suchen" maulte er.
„Delwin hat recht. Da braut sich ein Gewitter zusammen" bestätigte Ahila und damit war Schluss mit lustig und wir machten uns auf die Suche.

Der Wind frischte auf während wir tiefer ins Tal vordrangen und nachdem wir den nächsten dichten Wald durchquert hatten, standen wir vor einer Felsformation die uns den Atem verschlug. Hinter der höchsten Felsebene verbarg sich ein riesiger gehörnter Drachenkopf aus Stein aus dessen Aufgerissenen Maul ein Wasserfall in die tiefe stürzte.
„Wow" konnten einige von uns nur sagen. Kurz darauf war mein Fokus auf zwei Große Felsen gerichtet die neben dem See in die höhe ragten.
„Die Felsen sollten uns vor dem Wind schützen"
„Aber nicht vor dem Regen" kommentierte Delwin gleich Skeptisch.
„Das bekommen wir schon hin. Ich schlage vor ich und Terra kümmern uns um den Unterschlupf und ihr überprüft die Umgebung" da kaum einer scharf darauf war einen Unterschlupf zu bauen, waren alle einverstanden. Alle außer Delwin.
„Vergiss es! Ich lasse dich nicht alleine durch die Wälder streifen" mürrisch verschränkte er die Arme. Kurz dachte ich nach und sah dabei wie Kiran hinter ihm die Augen verdrehte.
„Na gut. Du kannst bei uns bleiben. Wenn du und Kiran in einer Gruppe seit bekommt ihr ohne hin nichts auf die reihe und wir könnten jemanden mit Muskelkraft gebrauchen" beide sahen mich perplex an, sagten aber nichts weiter dazu.

Ein paar Stunden sammelten wir Stämme und Geäst um daraus etwas zu bauen. Terra und Delwin bestanden darauf die Schweren Sachen zu tragen, da ich noch zu schwach dafür war. Als alles an dem Platz aufgestapelt war, stand ich noch kurz da und überlegte.
„Terra. Kannst du in der Mitte der Felsen vier Bäume wachsen lassen die Parallel zu einander stehen?" fragte ich nachdenklich.
„Ja natürlich"
„Aber sie dürfen nicht höher als die Felsen sein"
„Das bekomme ich hin" sagte sie und stellte sich neben mich. Um ihre Hände herum erschien eine Hellgrüne Aura die sie dann an die Stelle schickte wo die Bäume wachsen sollten. Kurze Zeit später standen die Bäume und ich konnte mithilfe von Delwin anfangen das Gerüst für den Unterschlupf zu bauen.
„Woher hast du gelernt so zu bauen?" fragte er. Meinen etwas genervten Blick bemerkte er zunächst nicht.
„Ich habe 16 Jahre lang auf einer Müllhalde gelebt. Schon vergessen?" an seinem darauffolgenden Blick erkannte ich das er begriffen hatte in was für ein Fettnäpfchen er gerade getreten war. Schweigend bauten wir das Gerüst fertig.
„So Terra, das Gerüst ist fertig. Kannst du es mit deinen Efeuranken verdichten?"
„Aber sicher doch" kurz darauf standen wir vor einem Unterschlupf das uns vor Wind und Regen schützte.

Wir versuchten gerade ein Lagerfeuer zu machen als die anderen wieder zurückkamen.
„Das ist ja unglaublich. Wie habt ihr das so schnell geschafft?" fragte Rune.
„Mithilfe einer Naturfee und einem Straßenkind" knirschte ich während ich weiter versuchte ein Feuer mit zwei Stöcken zu entfachen. Kiran kniete sich vor mich.
„Du kannst ein ganzes Lager bauen aber kein Feuer entzünden?" mürrisch blickte ich in sein belustigtes Gesicht.
„Genau für solche Sachen haben wir ja zum Glück eine Feuerfee dabei" konterte ich dann. Kiran lachte auf, schnippte mit den Fingern und entzündete das Lagerfeuer als wäre es das einfachste der Welt für ihn. Beeindruckt von seinen Fähigkeiten starrte ich das Feuer an, an dem ich endlich meine kalten Finger aufwärmen konnte. Dann ging ich zu meiner Tasche und sah nach was Professor Erion für mich eingepackt hatte. Es waren Kleidung, ein paar Kleinigkeiten zum Essen, Getränke, Hygieneartikel und das Buch der Mystischen Wesen. Kaum sah ich es, holte ich es heraus und schlug es auf. Ein kleiner zusammengefalteter Zettel fiel aus den Seiten und glitt zu Boden. Als ich es aufhob und auseinanderfaltete, erkannte ich das es eine Nachricht vom Professor an uns war...

Schattenelement - Krieg der Feenحيث تعيش القصص. اكتشف الآن