Kapitel 2

78 16 8
                                    

Das Feuer der Leidenschaft lodert überall, nur nicht in mir.

POV. Reeva

Nachdem ich mehr oder weniger zufällig herausgefunden hatte, dass Tony etwas für mich empfand, wurde es komisch zwischen uns beiden. Die meiste Zeit über gingen wir uns aus dem Weg. Allerdings ging das nicht mehr, als wir auf dem Weg in das Winter-Resort meiner Eltern waren, weil Tim im Flieger neben Romy sitzen wollte.

»Können wir nicht tauschen, Tim?«, flüsterte ich ihm unauffällig zu.

»Was, wieso?« Mein Bruder war ziemlich schlecht darin, sich unauffällig zu verhalten. »Hast du etwa herausgefunden, dass er auf dich steht?«

»Das ist jetzt nicht dein ernst!«, zischte ich in einem wütenden Unterton. »Du wusstest davon?«

»Jeder wusste davon, Reev. Sogar Mom und Dad.«

»Himmel nochmal!« Mir entfuhr ein lautes Schnauben. »Ist denn niemand von euch auf die Idee gekommen, mir diese winzige Information mitzuteilen, hm?«

Tim zuckte mit den Achseln. »Wir dachten, du wüsstest es. Abgesehen davon ist es nicht unsere Aufgabe, dich aufzuklären. Schließlich bist du alt genug, um eigenständig denken und handeln zu können.«

Ich äffte ihn nach, ehe ich die Flugtickets an mich riss und innerlich die Augen verdrehte.

Tja, Reeva ... da musst du jetzt wohl durch.

***

»Willst du am Fenster, oder am Gang sitzen?«

Tony zuckte mit den Achseln. Diese bescheuerte Art, zu antworten, geht mir so langsam aber sicher auf den Zeiger! Aber, weil ich mir zu einhundert Prozent sicher war, dass ich während des Flugs mindestens einmal auf die Toilette musste, beschloss ich, ihm den Fensterplatz zu überlassen.

Nachdem die Stewardess uns etwas zu trinken gebracht hatte, steckte Tony sich seine Kopfhörer in die Ohren und drehte die Musik auf. Das einzige, was ich noch von ihm mitbekam, war die Melodie des gedämpften Hip-Hop-Songs, die er leise mitsummte bis er einnickte.

Männer waren eine Spezies für sich. Ich würde nie begreifen, wie man so schnell einschlafen konnte.

Während des Fluges orderte ich einen Drink nach dem anderen, um die Situation zumindest etwas aufzulockern. Ich gab die Hoffnung nicht auf, vielleicht doch noch einzuschlafen, merkte aber, dass ich gescheitert war, als der Pilot soeben durchgesagt hatte, dass er zum Landeanflug ansetzen würde.

So ein Mist, jetzt bin ich auch noch beschwipst! Besser konnte es wohl kaum kommen.

»Entschuldigen Sie, aber kennen Sie den Herren, der neben Ihnen sitzt?«, wollte die Stewardess von mir wissen.

Ich wünschte, mir wäre ein lautes »Nein« herausgerutscht. Aber stattdessen nickte ich nur mechanisch und starrte ihr gedankenverloren entgegen.

»Würden Sie ihn bitte aufwecken? Wir landen gleich und ich muss nachsehen, ob er angeschnallt ist. Zudem sollte er aufrecht sitzen.«

Ohne darüber nachzudenken, griff ich nach Tonys Sweatshirt-Jacke, die er zur Decke umfunktioniert hatte und zog sie ihm weg. Dabei wachte er von selbst auf und versuchte mich mit wütenden Blicken zu erdolchen.

Die Stewardess nickte und ging weiter. Währenddessen nahm Tony seine Kopfhörer heraus und fragte: »Hättest du mich nicht einfach aufwecken können, wie ein normaler Menschen?«

Ehe ich antworten konnte, bekam ich Schluckauf.

»Warte, Reeva ... hast du dir während des Fluges etwa die Kante gegeben?«

Between Mistletoes and FireworksWhere stories live. Discover now