»Ich interessiere mich eben nicht so sehr für Sport.«

»Ach, und jetzt schon?«

»Nein. Aber jetzt interessiere ich mich für Tim«, erwiderte sie zuckersüß. »Und Tim lebt nun mal diesen Sport.«

»Ich kann immer noch nicht fassen, dass ihr euch datet. Irgendwie kann ich nicht genau sagen, ob ich mich freue oder das eklig finden soll.«

»Wieso denn eklig?«

»Na, weil ihr irgendwann Sex haben werdet und ich inständig hoffe, dass niemals nie mitzubekommen.« Es folgten ein paar theatralische Würgegeräusche meinerseits. Denn darin war ich ausgesprochen gut. »Falls es mal soweit sein sollte, möchte ich es auf keinen Fall wissen!«

»Ich würde es dir auch nicht sagen, weil es dich nichts angeht, Reeva.« Sie tat einen tiefen Atemzug. »Falls es dich beruhigt, wir hatten noch keinen Sex. Wir haben uns nur ein wenig befummelt. Und vielleicht ein wenig herumgeknutscht, aber ansonsten ist nichts weitergelaufen.«

»Oh - mein - Gott! Wie alt seid ihr, zwölf?! Ich fasse es nicht, dass du das gerade wirklich gesagt hast!«

Romy streckte mir die Zunge heraus, ehe sie ihren Schal richtete. Tim hatte ihr diesen mit den Worten: »Willst du mich zu den nächsten drei Spielen begleiten?«, nachträglich zu Weihnachten geschenkt. Wenigstens sorgte er dafür, dass wir gute Plätze auf der Tribüne bekamen. Im Vip-Bereich war leider schon alles belegt gewesen, aber immerhin konnten wir uns den Anblick eines gegen die Scheibe schlitternden Eishockey-Spielers ersparen.

Um das Thema zu wechseln, klatschte ich enthusiastisch in die Hände und sagte: »Ich freue mich so sehr, dass wir gemeinsam Silvester verbringen!«

Mom und Dad waren am zweiten Weihnachtstag von ihrer Reise aus Schweden zurückgekehrt, nach dem ihr Flug vor knapp zwei Wochen gecancelt wurde. Und natürlich waren meine Eltern ganz hin und weg, als Tim ihnen erzählt hatte, wie er Romy quasi das Leben gerettet und sich anschließend in sie verliebt hatte.

Wobei ich nach wie vor glaubte, dass seine Hormone mit ihm durchgingen. Natürlich war ich davon überzeugt gewesen, dass sie etwas füreinander übrighatten, aber ob man wirklich von echten Gefühlen sprechen konnte?

Meine Eltern wollten gemeinsam mit uns Silvester in ihrer Ferienresidenz in Whistler Blackcomb verbringen und hatten sich spontan dazu entschlossen, Romys Mom ebenfalls einzuladen. Dad meinte, die beiden könnten vielleicht Skifahren lernen. Wobei ich es für äußerst unrealistisch hielt, an nur zwei Tagen von einer Vollblutanfänger zum Profi zu werden. Und ich hatte herzlich wenig Lust darauf, auf irgendwelchen Kinderpisten rumzuhängen.

Auf Amar und Lio konnte ich dieses Jahr leider nicht zählen. Die beiden hatten für Silvester schon andere Pläne. Und was Tony anging - Skifahren war nicht gerade sein Ding. Er würde lieber schlittenfahren, als sich freiwillig Skier anzuziehen.

»Oh«, entfuhr es Romy plötzlich. »Ich habe eine Nachricht von meiner Mom bekommen ...«

Im nächsten Moment entglitten Romys Gesichtszüge. Sie wirkte resigniert und steckte schweigend ihr Smartphone zurück in ihre Jackentasche.

»Was ist los?«

»Meine Mom, sie ... schafft es leider nicht, Silvester gemeinsam mit uns zu verbringen.«

Nun bekam ich ein schlechtes Gewissen. Ich sollte mich eigentlich für Romy und Tim freuen. Beide hatten in der Vergangenheit sehr unter ihren Partnern gelitten und es verdient, miteinander glücklich zu sein. Und bei Romy kam noch die Zusatzbelastung wegen des Verhältnisses zu ihrer Mom dazu.

Wenigstens hatten sie Weihnachten miteinander verbracht ...

»Weißt du was? Das macht nichts, Romy!« Ich nahm ihre Hand, um ihr etwas Trost zu spenden. »Wir werden trotzdem eine gute Zeit haben! Du lernst Skifahren, dann gehen wir ganz oben auf der Hütte etwas essen und am Abend setzen wir uns in den Whirlpool und lassen den Tag ausklingen. Und ehe du dich versiehst, ist auch schon Silvester!«

Between Mistletoes and FireworksOn viuen les histories. Descobreix ara