Chapter 1 - Das Gefühl des ersten Kusses

42 1 0
                                    

„Und unsere Liebe, sie fühlt sich an wie in einem romantischen Film. Das Gefühl, wenn die Protagonisten sich zueinander bekennen. Das Gefühl des ersten Kusses, der ersten Begegnung. Nur dass unsere Liebe nicht gefilmt ist, sie ist echt, und unsere Kamera ist das Leben und unsere Erinnerungen. Sie hat verdammt viele Hürden und Steine. Aber können wir unseren Mut zusammenlegen? Jeder gibt so viel er kann. Und dann, dann nehmen wir uns bei der Hand und betreten unseren Weg aufs Neue. Wir brauchen kein Happy End. Wir können einfach sein."

Rückblick

Ethans Grinsen reicht von einer Seite seines Gesichts zur anderen. Seine Augen kneift er dabei zusammen, und es dauert nur einige Sekunden, bis er den Mund aufreißt und anfängt, so laut zu lachen, dass sein ganzer Körper dabei bebt. Nun fehlt nur noch, dass er sich auf seine Oberschenkel klopft.

Seine dunkelblonden Haare, die wirr auf seinem Kopf verteilt liegen, wackeln stetig mit seinem bebenden Brustkorb mit.

Meine Augen weit aufgerissen stehe ich im Schulflur, während massenweise Schüler an mir vorbeirauschen. Auch über die laute Geräuschkulisse hört man Ethans Lachen klar heraus. Mein Magen flattert vor Aufregung, mein Herz rast in meinem Brustkorb und meine Schulbücher liegen verteilt vor mir auf dem graumelierten Flurboden.

Ich beobachte Ethan dabei, wie er sich nach vorne beugt, mit der Absicht, meine Schulbücher aufzuheben, während ich noch steif wie eine Statue dastehe. Bis ich mich in Bewegung setze, aushole und Ethan mit meiner flachen Hand auf den Rücken haue. Ein mittellauter Klatschton ertönt in meinen Ohren, gefolgt von einem kurzen schmerzvollen Aufschrei von niemand anderem als Ethan.

Verdient.

„Du bist so ein Arsch, Ethan. Fahr zur Hölle!"; schnauze ich ihm nun entgegen und hocke mich in derselben Sekunde hinunter zu Boden.

Ich staple meine drei Schulbücher schnell aufeinander, damit Ethan gar nicht die Möglichkeit hat, mir zu helfen, bevor ich wieder aufstehe und meinen Rock der Schuluniform zurechtrücke. Ich puste mir eine Haarsträhne, die sich aus meinem Zopf gelöst hat, aus meinem Gesicht.

„Ach, komm schon, Alli! Du sahst so konzentriert aus, da war es einfach zu verlockend für mich. Also, genau genommen ist es deine Schuld, du hast mich in Versuchung geführt", antwortet er mir, nicht ohne sein typisch verschmitztes Grinsen. Seine Zahnspange blitzt zwischen seinen Lippen hervor. Seine Haare fallen ihm Strähnchen Weise auf die Stirn. Seine blauen Augen leuchten mir stolz entgegen.

Ich verdrehe meine Augen, kann mir aber kein Schmunzeln verkneifen. Er weiß, dass ich ihm nicht lange böse sein werde. Er weiß genau, wie einfach es war, mich zu erschrecken. Er weiß, dass ich ihn einfach gern habe.

Ich habe Ethan einige Wochen zuvor in einem gemeinsamen Chemiekurs kennengelernt.

Und nach unserer ersten Gruppenarbeit verstanden wir, dass wir beide grottenschlecht in Chemie waren. Und dass diese Gemeinsamkeit Grund genug war, die folgenden Schuljahre zusammen abzusitzen.

Vergessene Blicke Where stories live. Discover now