39. Kapitel

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- Ace -

,,Wo ist er?", die Wand hatte der Wucht nicht standgehalten, mit der ich Randon gegen diese schlug. Der etwa gleichaltrige sah mich erschrocken an, fing sich jedoch schnell wieder. ,,Von wem redest du?", wollte er wissen und versuchte mich ein wenig beiseitezuschieben, ein gewaltiger Fehler, für den ich ihn härter gegen die Wand schlug. ,,Weylyn, wo ist er?", knurrte ich erbost. ,,Hey hey, jetzt lass ihn doch erstmal atmen...", erschien Martyn hinter mir und legte mir sachte eine Hand auf die Schulter. Ganz schön waghalsig von ihm, der gewünschte Effekt blieb aus. Wütend begann ich seinen Sohn zu schütteln. ,,Ace, ich schwöre dir ich habe ihn nicht gesehen!", beteuerte der andere Alpha: ,,Was ist denn überhaupt passiert?" ,,Das weißt du ganz genau!", knurrte ich weiter in seine Richtung, ganz bestimmt würde ich nicht auf seine vorgetäuschte Ahnungslosigkeit hereinfallen. ,,Weylyn ist verschwunden, wir haben ihn überall gesucht!", begann Martyn zu erklären: ,,Wenn du weißt, wo er steckt, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt damit rauszurücken!" Die Wut brodelte förmlich in mir und es erforderte bereits einiges an Selbstkontrolle, das ich meinem Gegenüber nicht auf der Stelle in die Kehle biss. ,,Papa, ich hab Weylyn wirklich nicht gesehen!", beteuerte der andere und wand sich gezielt an jenen, von dem er sich wohl besseres Gehör versprach.
,,Weißt du denn, wo Owein steckt?", gab sich Martyn so schnell nicht geschlagen. Ich gab ein bedrohlicher Knurren zum Besten, doch mein Gegenüber schüttelte den Kopf. ,,Ich hab ihm seit dem Vorfall gestern nicht mehr gesehen!", gab er zu, was mich lediglich in meinen Vermutungen bestätigte. Wer wenn nicht Owein sollte etwas mit Weylyns Verschwinden zu tun haben?
,,Ace, ich glaube ihm. Er hat nichts mit Weylyns Verschwinden zu tun!", versuchte dessen Vater mich weiter zu beruhigen. Nach einer Weile ließ ich zumindest von seinem anderen Sohn ab, der zunächst Mal die Macke begutachtete, die nun die Wand zierte. Da Randon offenbar wirklich nicht zu wissen schien, was los war, klärte sein Vater ihn zunächst weiter auf. Der andere zeigte sich besorgt und versprach gleich beim Suchen helfen zu wollen.

,,Und?", eilte ich auf Berric zu, der mir entgegenkam. Unruhig war ich zum wiederholten Mal durch das Lager geeilt und ausschließlich mit Ernüchterung konfrontiert worden. Wie konnte es sein, dass es niemandem möglich war, Weylyn in mehreren Stunden und Tagen ausfindig zu machen?
,,Keine Spur, es ist, als wäre er vom Erdboden verschwunden...", seufzte der Ältere: ,,Ich verstehe es nicht. Und du kannst ihn sicher nicht wittern?" Ich beantwortete seine Frage mit offensichtlicher Missgunst. Hätte ich Weylyn wittern können, dann wäre er jetzt längst wieder an meiner Seite.
,,Du solltest wirklich versuchen dich ein wenig auszuruhen. Deine Sinne sind erschöpft, das hilft uns nicht bei der Suche. Bitte tu dir Ruhe an!", versuchte mich der Beta weiter zu bequatschen, aber danach war mir gerade überhaupt nicht. ,,Hast du die Fährtenleser auf ihn angesetzt?", wollte ich stattdessen wissen. ,,Alle, Ace. Wir geben alle unser Bestes, ihn zu finden, darauf kannst du dich verlassen!", Berric legte eine Hand an meine Schulter, die Stelle zierte plötzlich ein leichter Schmerz. Energisch stieß ich mein Gegenüber von mir weg und riss die Nadel aus meiner Haut. ,,Es ist nur zu deinem Besten Ace!", beteuerte der Beta. Ich kannte die Ampullen, es waren jene, mit denen man mich bereits früher ruhiggestellt hatte, wenn man mal wieder großes mit mir vor hatte. Sie sorgte dafür, dass mir zumindest für einen Moment alles scheiß egal war. Sie Dämme die Emotionen, nahm aber keineswegs Schmerz, wie ich schnell gelernt hatte.

,,Gerade bedrohst du vor allem dich selbst und gefährdest möglicherweise auch Weylyn!", redete mir Berric weiter ein. Die Dosis brachte schnell die gewünschte Wirkung, denn ich nickte. ,,Na komm, tu dir einen Moment Ruhe an!", versuchte der Ältere es weiter und griff nach meiner Hand. Umsichtig führte er mich hinauf zu Weylyns Zimmer und sorgte dafür, dass ich mich auf dem Bett platz nahm.
,,Ruh dich aus, dann hast du ihn sicher schnell wieder!", streichelte der andere meinen Unterarm. Unschlüssig schien Martyn das ganze beobachtet zu haben, aber der war mir herzlich egal. Ich fand für den Moment tatsächlich ein wenig Ruhe.

,,Ich mache mir auch Sorgen um ihn, ich hoffe das weißt du!", vernahm ich eine Stimme dicht neben mir. Mein Körper reagierte äußerst langsam und es dauerte, bis ich Martyn erkannte, der mir über die Schulter strich. Mit einem Ruck richtete ich mich auf und Martyn rutschte automatisch ein ganzes Stück von mir weg.
,,Wie geht es dir?", wollte der Ältere wissen und betrachtete mich beinahe neugierig. Für einen Moment überschlugen sich meine Sinne förmlich und mir blieb keine Chance auf ihn einzugehen. Eindrücke, Gerüche, Geräusche und Bilder kollidierten in meinem Kopf und es dauerte einen Moment, bis ich alles wieder soweit sortiert hatte. Mein Kopf schwirrte.
,,Wo ist er?", wollte ich gleich wissen, als es mir gelang den ersten klaren Gedanken zu fassen. ,,Wir haben ihn noch nicht wieder gefunden, aber vielleicht kannst du uns nun wieder helfen?", wandt sich Martyn hoffnungsvoll an mich. Tatsächlich erfuhr ich nach diesem Moment der Ruhe meine Sinne bedeutend intensiver. Ich erinnerte mich im nächsten Moment daran, was Berric mir da verpasst hatte und im Grunde war es wirklich keine schlechte Idee gewesen. Einen Versuch war es wohl wert.
Schnell hatte ich mich gänzlich berappelt und suchte auch sogleich Berric auf, der in der Zwischenzeit an einer Systematik gearbeitet hatte. Er war ein guter Kartograph und hatte hervorgehoben, welcher Bereich des Gebiets bereits gefilzt worden war und welcher noch in Frage kam.
,,Es ist so gut wie unmöglich, dass ein jeder von uns ihn hier übersehen und nicht riechen können hat...", führte Berric seinem Finger auf die Karte: ,,Es könnte also sein, das..." Sein Finger stoppte auf der Grenze zum nächsten gelegenen Pack. Ohne seinen weiteren Ausführungen Beachtung zu schenken, drehte ich ab.

Territory [manxboy]Where stories live. Discover now