Blame It On The Snowglobe

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Das Vibrieren seines Handys erlöste Jeongguk schließlich von der zermürbenden Warterei, als er gerade aus dem Bus stieg und auf die Straße hinaustrat, die zu seinem Wohnhaus führte. Ein wenig nervös hob er das Mobiltelefon an und tatsächlich... das kurz darauf aufleuchtende Display enthüllte eine neue Nachricht. Von Jimin. Und Jeongguks Herz sprang ihm bei diesem Anblick beinahe bis hoch auf die Zunge.

Jimin [19:34 Uhr]: Hi Jeongguk! Um ehrlich zu sein, hatte ich die Hoffnung, dass du mir noch schreibst, schon beinahe aufgegeben. Deshalb habe ich umso mehr darüber gefreut, dass du es doch getan hast und muss mich jetzt wohl selbst für meine verspätete Antwort entschuldigen. Aber Soyeon (meine Chefin, die du in ihrer geballten Freundlichkeit schon bei eurem Besuch erlebt hast) reagiert ziemlich allergisch auf Handys während der Schicht. Wie geht es dir und deiner verhassten Schneekugel? Hat sie inzwischen ein neues Zuhause in irgendeinem Mülleimer gefunden?

Jeongguks Grinsen war mindestens genauso breit, wie die der unzähligen Emojis, die Jimin in seine Nachricht miteingebaut hatte... anscheinend existierten diese Dinger bei ihm nur in Herden. Wieder und wieder las der Student die Nachricht, während er unter der einzigen Straßenlaterne stand, die die ansonsten dunkle und verlassene Straße erleuchtete und musste dabei aussehen wie ein dämlicher Idiot. Ein entzückter dämlicher Idiot zwar, aber immer noch ein dämlicher Idiot – der beinahe sein Handy fallen ließ, als dieses plötzlich ein zweites Mal vibrierte.

Jimin [19:37 Uhr]: Und mach dir keine Sorgen, ich bereue nicht dir meine Nummer gegeben zu haben... und ich bin auch nach wie vor der Meinung, dass Gegensätze sich anziehen.

Diesmal wurde die Nachricht von keinem einzigen Emoji begleitet, was ihr eine solche Ernsthaftigkeit verlieh, dass Jeongguks Grinsen nach und nach von seinen Lippen fiel, wie der gerade einsetzende Schnee vom Himmel. In kalten Folken wirbelte er um ihn herum, setzte sich auf Häuser, Autos und kahle Bäume und begann damit, die leere, dunkle Straße, auf der er stand, weiß zu färben. Weiß wie das kleine Licht, das sich in Jeongguks Brust entzündete, als er die Augen erneut über die Worte gleiten und sie langsam in sein Bewusstsein sacken ließ. So wie es aussah, hatte er den Startschuss ja vielleicht doch noch nicht verpasst.

***

In den folgenden zwei Tagen wechselten Jeongguk und Jimin ihre Nachrichten wie Pingpongbälle und neben dem ganzen Vorweihnachtsstress bescherte dieser Austausch dem Studenten eine wahre Quelle der Freude. Hinter Jimins liebreizender Fassade verbarg sich nämlich eine Person, die vor Charme und Witz nur so sprühte und den sonst so schlagfertigen Jeongguk damit regelmäßig an seine Grenzen brachte. Etwas, zu dem sonst eigentlich nur Taehyung in der Lage war... auf eine nerv tötende Art und Weise. Jimin dagegen sorgte jedoch dafür, dass Jeongguk sich nun regelmäßig mit der Frage konfrontiert sah, ob sie gerade eigentlich schon miteinander flirteten. Was nicht nur darin resultierte, dass er immer unsicherer wurde... sondern auch darin, dass sein Crush auf den Barista exponentiell wuchs.

Als er am 19. Dezember schließlich seinem besten Freund davon erzählte, brach dieser in schallendes Gelächter aus.

»Dich hat es ja sowas von erwischt«, frohlockte er und schüttelte grinsend den Kopf. »Ich glaube, das letzte Mal habe ich dich so aus der Bahn geraten erlebt, als du auf diesen einen Produzenten standest. Du weißt schon, der, der damals mit uns in der Einführungsveranstaltung und dem Lyrikseminar saß. Wie hieß der denn noch gleich? Yoongi?«

Jeongguk verzog das Gesicht. Min Yoongi war ein Kapitel in seinem Leben, das eigentlich abgeschlossen war, in dem sich allerdings für immer ein Lesezeichen befinden würde. Immerhin hatte der vier Jahre ältere Student damals für Jeongguks finales gay awakening gesorgt. Doch bei dem Gedanken daran, wie verknallt er ihn gewesen war... in ihn, seine mintfarbenen Haare, die mit schwarzem Eyeliner umrandeten Augen und die etwas katzenartigen Gesichtszüge... in sein selten hervorbrechendes, aber absolut niedliches Gummysmile und die etwas mysteriöse Aura, die ihn immer umgeben hatte... es war ihm heute noch unangenehm. Zumal sich daraus nie irgendetwas ergeben hatte... nur eine lockere Freundschaft, peinliches Schmachten und nicht enden wollende Verwirrung. Ach ja, und ein Kuss auf einer Studentenparty, auf der Jeongguk ziemlich betrunken gewesen war... und nach welchem Yoongi ihm freundlich, aber sehr bestimmt zu verstehen gegeben hatte, dass zwischen ihnen nie mehr sein würde als Freundschaft. Alles Dinge, die sich auf gar keinen Fall wiederholen sollten.

Blame It On The Snowglobe I jikookWhere stories live. Discover now