Ihm gegenüber zog sich sein bester Freund Kim Taehyung gerade seinen langen Designermantel aus und drapierte ihn mit einer nerv tötenden Präzision über seiner eigenen Lehne, bevor kurz darauf sein Schal und die Mütze folgten. Er bedachte das Kunstwerk noch mit einem letzten zufriedenen Nicken, dann nahm er ebenfalls Platz und zog die Karte des kleinen Cafés zu sich heran, in das sie sich so spontan und vor dem plötzlich einsetzenden Schneefall geflüchtet hatten.
»Das sehe ich anders.« Eingehend studierte Taehyung die Karte in seinen Händen, ließ es sich jedoch nicht nehmen, Jeongguk bei diesen Worten einen kritischen Blick über ihren Rand hinweg zuzuwerfen.
»Warum verschenkst du sie dann nicht, wenn du sie doch so toll findest?«, hielt dieser dagegen und schob seinem besten Freund auffordernd die Schneekugel hinüber. »Anstatt mich dazu zu überreden, sie zu kaufen und meiner Mutter zu schenken?«
Taehyung schüttelte den Kopf, diesmal allerdings ohne seine Augen von der Karte abzuwenden. »Kein Bedarf. Ich hab schon alle Geschenke. Und außerdem«, nun sah er doch auf und wirkte dabei beinahe ein wenig vorwurfsvoll, »darf ich dich daran erinnern, dass du mich darum gebeten hast, dir bei der Suche nach einem Geschenk für deine Mutter zu helfen?«
Damit nahm er Jeongguk den Wind aus den Segeln und er rümpfte beleidigt die Nase, was Taehyung mit einem triumphierenden Grinsen quittierte.
»Weihnachten kommt eben immer so plötzlich«, versuchte er sich trotzdem noch halbherzig zu verteidigen und nun stieß sein bester Freund ein tiefes Lachen aus.
»Schon klar«, amüsierte er sich. »Wie soll man denn da auch genug Zeit haben, sich rechtzeitig um Geschenke zu kümmern? 365 Tage Vorlauf sind ja wohl viel zu wenig.«
»Eben«, schmollte Jeongguk und nahm Taehyung ungefragt die Speisekarte ab.
»Hey!«, wollte dieser schon zum Protest ansetzten, doch Jeongguk winkte ab.
»Ach, komm schon, du bestellst doch eh immer das gleiche.«
»Und was, wenn ich diesmal was anderes will?«
»Willst du eh nicht. Oder möchtest du mir weißmachen, dass du plötzlich unter die Kaffeetrinker gegangen bist?«
Taehyung brummte bloß, ehe er sich mit verschränkten Armen auf seinem Stuhl zurücklehnte. Nun war es an Jeongguk, triumphierend einen Mundwinkel zu heben und für einen kurzen Moment ließ er noch seinen Blick auf seinem besten Freund ruhen. So wie er da saß, die Beine entspannt übereinander geschlagen, mit seinem schicken Rollkragenpullover, den perfekt liegenden Haaren und dem teuren Schmuck, wirkte er so, als wäre er gerade irgendeinem schicken Hochglanzmodemagazin entsprungen. Ein Bild von lässiger Eleganz und neben ihm kam sich Jeongguk noch heute manchmal vor wie ein grober, unförmiger Klotz. Als wäre er lediglich eine halbfertige Statue, an der der Bildhauer irgendwann keine Lust mehr gehabt hatte zu arbeiten, während bei Taehyung jedes einzelne Detail bis zu Makellosigkeit hin ausgefertigt worden war.
Es hatte mal eine Zeit gegeben, in der sich Jeongguk an dieser Tatsache gestört hatte. In der er seinen besten Freund für sein natürlich schönes Antlitz beneidet und sich selbst weniger Ecken und Kanten für sein eigenes Gesicht gewünscht hatte. In der er gerne etwas mehr von Taehyungs Eleganz besessen hätte. Inzwischen allerdings amüsierte er sich nur noch darüber und hatte sogar regelmäßig Freude daran, dass sie nach außen hin häufig so ein augenscheinlich ungleiches Duo abgaben.
»Hey, habt ihr schon entschieden, was ihr bestellen wollt?« Eine sanfte Stimme mit einem ungewöhnlich silbrigen Klang riss Jeongguk aus seinen Gedanken und der Student blickte auf. Vor ihrem Tisch stand ein junger Mann, der nicht wesentlich älter zu sein schien als er selbst. Seine Kleidung und auch das Namensschild an seiner Brust wiesen ihn ganz eindeutig als Mitarbeiter dieses Cafés aus, ebenso wie der Block und der Stift in seinen wartenden Händen. Allerdings nahm Jeongguk all dies erst auf den zweiten Blick wahr... auf den ersten Blick registrierte er nämlich nur das außergewöhnlich schöne Gesicht des Baristas. Weiche Züge, mit einer dennoch definierten Kieferpartie, die von blond gefärbten Haaren eingerahmt wurden, gepaart mit vollen Lippen, einer kleinen Nase, und tiefen braunen Augen, die ihn intensiv ansahen. Kurz gesagt, ein Gesicht, das selbst Taehyung Konkurrenz machen konnte, wenn es ihn nicht sogar gänzlich in den Schatten stellte und Jeongguk schaffte es nicht sofort, sich wieder von ihm loszureißen. Seinem besten Freund schien es ähnlich zu ergehen, denn als Jeongguk ihn anschaute, um ihn stumm dazu aufzufordern, als erster seine Bestellung aufzugeben, lag da ein neugieriges Interesse in dem Ausdruck, mit dem Taehyung den Barista musterte.
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Blame It On The Snowglobe I jikook
FanfictionJeon Jeongguk findet es lächerlich, Schneekugeln zu verschenken. Park Jimin findet das nicht. Und doch ist am Ende eine Schneekugel verantwortlich dafür, dass zusammenfindet, was zusammengehört. »Geschenke sind immer subjektiv und manchmal sind e...
Blame It On The Snowglobe
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