Kapitel 10

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Wir werden unterbrochen, weil nun unser Nachtisch serviert wird. „Bitte sehr. Zweimal den warmen Schokokuchen mit Bourbon Vanilleeis für Sie." höre ich die Kellnerin sagen. Nun muss ich lachen und schüttle erneut meinen Kopf. „Tja, da hatten wir beide wohl den gleichen Gedanken." spricht Paddy genau das aus, was ich ebenfalls denke und muss auch grinsen. „Lass es dir schmecken."

Während wir beiden den Nachtisch essen sage ich: „Nun bin ich aber wieder mit einer Frage dran." „Stimmt. Dann lass mal hören was dich noch so interessiert." Da ich keine konkrete Frage im Sinn habe, kommt mir spontan der Gedanke zu fragen, was Paddy tun würde, wenn er für einen Tag lang eine Frau sein könnte. Paddy nippt gerade an seinem Glas und spuckt einen Teil des Getränks vor lauter Überraschung aus. Mit dieser Frage scheint er nicht gerechnet zu haben, doch trotzdem kommt plötzlich und deutlich eine Antwort von ihm, mit der ich nicht gerechnet habe. „Ich hätte gerne Sex und würde wissen wollen, wie sich das anfühlt." Erneut spüre ich wie Hitze in mir hochsteigt und ich vermutlich wieder leicht erröte, weil ich keine Ahnung habe wie ich auf diese Antwort reagieren soll. Ich bin immer wieder über mich selbst überrascht, da mich Paddy mit seinen Aussagen in Verlegenheit bringt und ich mich wie ein kleines Mädchen fühle, obwohl ich viel souveräner in seiner Gegenwart wirken wollte. Ihn scheint seine Antwort nicht zu verunsichern, denn er legt noch eins drauf und geht weiter auf das Thema ein. „Na es ist doch so. Dich würde es doch umgedreht sicherlich genauso interessieren. Gib's zu." Ich atme tief ein, weil ich immer noch nicht so ganz weiß, wie ich reagieren soll. Wieso habe ich diese Frage überhaupt erst gestellt? Ich komme mir selbst prüde und verklemmt vor, obwohl ich das sonst überhaupt nicht bin. Doch in Paddys Gegenwart ist das ganz anders. „Ja, du hast vielleicht recht. Mich würde das vermutlich auch interessieren." antworte ich knapp und blicke leicht verlegen nach unten.

Paddy spürt meine Unsicherheit vermutlich und greift zu seinem Glas und lenkt vom Thema ab, worüber ich sehr dankbar bin. „Katharina, lass uns nochmal auf diesen schönen Abend anstoßen. Auf uns." Er hält mir sein Glas entgegen und wir prosten uns zu. Ein kurzer Blick auf die Uhr lässt mich erschrecken, da es schon ganz schön spät geworden ist und unser Abend gleich sein Ende nehmen wird. Ein Gefühl von Traurigkeit macht sich in mir breit, es war so eine schöne und harmonische Zeit zu weit. Doch dann beugt sich Paddy ein Stück nach vorne zu mir herüber und flüstert: „Wollen wir gleich noch eine Runde durch den Stadtpark drehen? Mir liegt der Hauptgang etwas im Magen und ein bisschen Bewegung könnte uns beiden bestimmt nicht schaden, oder?"

In mir überschlagen sich die Gedanken. Hat er das gerade tatsächlich gesagt? Er möchte mit mir noch Spazieren gehen? Ernsthaft? Ich versuche betont locker und cool zu antworten und mir meine riesige Freude nicht anmerken zu lassen. „Gute Idee. Können wir machen." „Perfekt. Dann gehe ich nur nochmal schnell auf mein Zimmer und hole meine Jacke. Treffen wir uns in zehn Minuten unten vor dem Eingang?" „Alles klar." entgegne ich.

Wir stehen beide auf und verlassen das Restaurant. Paddy öffnet mir die Tür und macht den Gentleman indem er mich als erstes hindurch laufen lässt. Gemeinsam laufen wir zum Fahrstuhl und steigen ein. Ich drücke den Knopf mit der zwei und er tippt die drei. Die Türen schließen sich und wir fahren los. Als wir im zweiten Stock ankommen, steige ich aus und verabschiede mich nur knapp mit einem „Bis gleich". Paddy lächelt mich an, ich laufe los und spüre seine Blicke auf meiner Rückseite.

In meinem Zimmer angekommen, setze ich mich kurz auf mein Bett. Gefühlt minutenlang sitze ich nur da und versuche zu realisieren was hier gerade passiert. Doch so ganz will es mir nicht gelingen. Es ist einfach zu unglaublich, um das verstehen zu können. Ich stelle mich vor den Spiegel und blicke mich an. Mein Spiegelbild gefällt mir und ich fühle mich wohl. Für einen kurzen Moment lasse ich los und schreie mich an. Freude bricht aus mir heraus, Anspannung fällt von mir ab und ich höre mich immer wieder sagen „Das kann doch alles nicht wahr sein. Ich habe Paddy getroffen. Ich habe Paddy getroffen!!!!! Und der Abend ist ja immer noch nicht zu ende. Oh mein Gott!"

Meine Gefühle fahren Achterbahn und ich fühle mich außer Rand und Band. Dann beschließe ich tief durchzuatmen und sage zu mir: „Katharina, du lässt jetzt alle störenden Gedanken los und genießt einfach nur diesen Abend. Reiß dich verdammt nochmal zusammen und sei einfach so wie immer. Hab Spaß, denn dieser Moment kommt nie wieder!" Dieser Monolog tut mir gut und gibt mir Kraft. Ich trage noch etwas Lippenstift auf, richte meinen Zopf und ziehe mir dann meinen Mantel an, um mein Zimmer wieder verlassen zu können.

Im Fahrstuhl spreche ich mir noch einmal mutmachende Worte zu: „Ich schaffe das. Ich bin sexy, selbstbewusst und authentisch. Ich bleibe ruhig und entspannt und lasse mir meine Aufregung nicht anmerken." Der Fahrstuhl öffnet sich und ich laufe zum Ausgang. Von Paddy ist noch keine Spur zu sehen. Die kühle Herbstluft tut mir unglaublich gut und ich atme mehrmals tief ein uns aus. Die vereinbarten zehn Minuten sind bereits vergangen. Wird Paddy mich doch versetzen?


One Night only... || Michael Patrick Kelly FanfictionWhere stories live. Discover now