Kapitel 9

96 5 0
                                    

Doch dann schüttle ich mich kurz und sage zu mir: „Das ist doch quatsch. Ich liebe David ja nicht weniger nur, weil mich dieses Gespräch mit Paddy gerade so fasziniert. Wir starten hier doch keine Affäre. Paddy ist verheiratet und glücklich. Genauso wie ich es mit David bin. Und dieser kleine Flirt da gerade, was soll's?"

In diesem Augenblick sehe ich, wie Paddy zurück kommt und sich an unseren Tisch setzt. "Und, hast du eine Antwort gefunden?" fragt er. „Worauf?" frage ich ihn zurück. Er lacht laut los. „Na auf die Frage, wo es dir in Irland am besten gefällt. Darüber wolltest du doch nachdenken, während ich weg war." „Ach so, habe ich ja auch. Trotzdem ist die Antwort nicht leicht. Ich finde generell die Landschaft wunderschön und magisch. Das gesamte Land hat eine besondere Ausstrahlung, die Menschen sind entspannt, die Vegetation grün und weit und dazu noch die vielen Ruinen, Legenden und Sagen. All das fasziniert mich immer wieder an Irland." „Da kann ich dir nur zustimmen. Ich habe in meinem Leben schon viele Länder bereisen dürfen, doch keines löst in mir ein derartiges Gefühl von Wärme und Zufriedenheit aus, wie es Irland tut." Es ist schön zu sehen, wie offen und ehrlich Paddy mit mir spricht.

„Darf ich dir nun eine Frage stellen?" sage ich und ernte ein herzliches Lächeln von ihm. „Klar, aber nur, wenn ich danach wieder eine Frage an dich stellen darf." Paddys verschmitztes Grinsen strahlt mir entgegen. Er winkt die Kellnerin zu uns und streckt mir Zeige- und Mittelfinger entgegen, schaut fragend zu mir herüber, um auf meine Antwort zu warten. Ich verstehe sofort, dass er damit noch zwei Bier für uns bestellen möchte und nicke ihm zu. Wir scheinen uns ohne Worte zu verstehen.

„So nun aber zu meiner Frage. Wo ist dein liebster Platz in Irland?" möchte endlich von ihm wissen. Sein Blick geht nach oben und er überlegt einen Moment. „Wirklich nicht leicht zu beantworten. Es gibt viele schöne Orte im ganzen Land verteilt, mit denen mich wunderbare Erinnerungen verbinden. Doch mein Lieblingsplatz ist und bleibt Inchagoill Island."

Während er den Satz gerade beendet sehe ich aus meinem Augenwinkel wie Paddys Managerin auf unseren Tisch zugelaufen kommt. „Hallo, entschuldigt die Störung. Ich habe schlechte Nachrichten, wir müssen das Dinner jetzt leider vorzeitig beend.."    Verwirrt blicke ich zu Paddy herüber und sehe wie er mit dem Kopf schüttelt und ihr ins Wort fällt. „Das muss ein Missverständnis sein. Wir sind hier noch gar nicht fertig mit dem Essen und haben auch gerade noch Getränke bestellt." In einem klaren und deutlichen Ton, kommt dieser Satz aus Paddy heraus. „Mach du nun mal Feierabend und wir sehen uns morgen Mittag zum nächsten Termin." schiebt er noch hinterher. „Na gut, dann machen wir das wohl so." antwortet seine Managerin sichtlich verwirrt und verschwindet dann wieder. Mich verwundert diese Situation sehr und ich habe keine Ahnung was das gerade war. Gleichzeitig fühle ich mich aber wahnsinnig geschmeichelt, dass Paddy doch offensichtlich noch Zeit mit mir verbringen möchte, ansonsten hätte er diese Chance, für eine vorzeitige Flucht, wohl nutzen können. Paddy entschuldigt sich kurz für dieses Missverständnis und wir fahren mit unserem Gespräch fort.

Hitze steigt in mir auf und ich erwische mich dabei, wie ich ihn anblicke und kaum glauben kann wie hübsch er ist. Seine Falten und ersten grauen Haare verraten zwar, dass er nicht mehr der Jüngste ist, doch seine Ausstrahlung ist einfach nur umwerfend! 

Die Kellnerin bringt uns unsere zwei Biere. Paddy erhebt sein Glas und spricht: „Auf uns, liebe Katharina. Slainte!" und wir prosten uns zu.

„Wo waren wir stehen geblieben?" fragt er interessiert. „Bei deinem Lieblingsort." antworte ich. „Dein Lieblingsort ist also Inchagoill Island. Ist das nicht die Insel, auf der du irgendwann einmal deine Asche verstreuen lassen möchtest?" Paddy lacht laut auf und prustet. „Gut aufgepasst, gut aufgepasst. Wolltest du mir vorhin nicht noch weismachen, dass du gar nicht so ein großer Fan von mir bist?" Da ist es wieder, sein verschmitztes Lächeln und diese Neckerei. Ich mag es sehr, wie wir miteinander umgehen. Das was du kannst, kann ich schon lange, denke ich mir und antworte selbstsicher: „Bin ich ja auch nicht. Zu diesem Abend bin ich ausschließlich aus Nettigkeit gekommen, was wäre bloß mit deinem riesigen Künstlerego passiert, hättest du hier allein gesessen und niemand wäre gekommen." Ich blicke ihn verschmitzt an und spüre anhand seiner Reaktion, dass er es mag, wenn ich selbstbewusst bin und wir uns gegenseitig lustig übereinander machen.

One Night only... || Michael Patrick Kelly FanfictionKde žijí příběhy. Začni objevovat