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Alessio González
Bleed
(Connor Kauffman)

"Du kannst aufhören so zu gucken, sonst kriegst du vorzeitig Falten, pulcino", sage ich und muss schmunzeln

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"Du kannst aufhören so zu gucken, sonst kriegst du vorzeitig Falten, pulcino", sage ich und muss schmunzeln. Ihr Blick ist grandios. Sie ähnelt einem Kind, das von den Eltern gesagt bekommen hat, dass es keine Schokolade vor dem Abendessen gibt.

"Jaja, und du kriegst gleich eine schiefe Nase", murrt sie vor sich hin. "Wenn dir das gefallen würde, dann habe ich nichts dagegen. Es wäre eine lebenslange Erinnerung an il mio pulcino." Ihr Schnauben hört man wahrscheinlich bis zu den vereinigten Staaten.

"Il mio pulcino nananana", äfft sie mir nach. Ganz schön mutig von ihr. Oder auch nicht. Ich gucke in den Rückspiegel. Ein schwarzer SUV rollt hinter uns her. Das müssen ihre Gorilla Buddies sein.  Wie süß zu wissen, dass sie mir so blind vertraut. Ach Mariella, ach.

"Blau steht dir", kommentiere ich ihr Kleid, in der Hoffnung, etwas anderes als Wiederreden von ihr zu hören. "Mir steht alles. Schon vergessen Signor Arrogant?" Ja, das hatten wir schon. Sie ist selbstverliebt. Mich stört es nicht, denn ich bin kein Stück anders. Ich lasse es nur nicht so stark an die Oberfläche.

"Mhm, weißt du was dir am besten stehen würde?" Ein weiterer Versuch, aber diesmal mit keiner Erwartung auf eine vernünftige Konversation. Vielleicht ist Mariella einfach nicht für sowas geschaffen worden.

"Was?" Aha. Jetzt ist sie interessiert. "Mein Hemd, aber an deiner Stelle würde ich mir keine Mühe machen die Knöpfe zuzumachen. Zu viel Aufwand. Was hältst du davon, pulcino?"

Einige Sekunden lang kriege ich keine Reaktion zu hören. Kein Schnauben, kein Schlag. Gar nichts. Bedacht drehe ich meinen Kopf in ihre Richtung. Nicht, dass sie mir die Augen herauskratzt.

Mariella's Augen blitzen belustigt und ihre Wangen haben sich rot gefärbt. Genau diesen Moment sollte man in die Geschichte eintragen. Als die selbstverliebteste Frau auf Erden rot wurde. Mit ganz hoher Sicherheit, kann ich sagen, dass ich der erste Mann bin, der dieses Phänomen betrachten kann.

Sie dreht ihren Kopf weg und schmunzelt. "Geht doch Bianchi."
Das Fahrzeug hinter uns kommt immer näher und näher. Unqualifizierte Bastarde. Sie sollen auf pulcino aufpassen? Ein Wunder, dass sie noch am Leben ist. 

Mein teurer Bugatti kommt vor dem edlen Restaurant zum stehen. Ich steige aus und möchte gerade zu mio pulcino rennen, aber anscheinend schafft sie es alleine. Was hätte ich anderes auch erwarten sollen.

"Was? Ich brauche keinen Mann der mir bei jedem Scheiß hilft", bemerkt sie hochnäsig. Sie hat zwar recht, aber sie kommt mir eher wie eine Frau rüber, die den Männern die ganze Arbeit anschaffen würde, nur um sie leiden zu sehen.

"Signor González" Der Keller an der Tür macht eine einladende Handgeste, aber etwas fehlt und solange dieses etwas nicht da ist, betritt mein Fuß diesen überbewerteten Saal nicht.

Mein Arm wandert zu Mariella und umgreift besitzergreifend ihre schmale Taille. Vorsichtig schiebe ich sie näher zu mir. Hinter uns höre ich ein Blitzen. Mich interessiert es nicht, es glaubt eh schon die halbe Welt Mariella würde meine Söhne auf die Welt bringen. Nicht dass ich was dagegen hätte, aber darum gehts im Moment nicht.

Ich schwöre euch, wenn dieser Trottel nicht die richtigen Worte in den nächsten zehn Sekunden fliehen lässt, verliert er seinen ärmlichen Job.

Ihm scheint ein Licht aufzugehen. "Signora Bianchi!" So ist gut. Sie wird respektiert, von allen. Sollte das nicht der Fall sein, setzte ich meine Mittel ein.

Jetzt erst wage ich es das fünf Sterne Restaurant zu betreten. Wir bleiben nicht stehen. Wir steuern direkt auf den VIP Bereich zu. Das hier ist für die Möchtegerns. 

Gerade als ich dabei bin, Mariella den Stuhl zurecht zu schieben damit sie sich setzten kann, macht sie es alleine. Toll.

"Signora Selbstverliebt, wie wäre es mit einer Vorstellungsrunde?" Ihre Augen heben sich verständnislos, während sie an dem goldfarbenen Champagner nippt. "Du weisst alles, was du wissen musst, González."

Nein, das tue ich nicht. Sie ist viel zu geschützt um irgendein Detail ihres Lebens aufzusuchen. Die Öffentlichkeit kennt nur Bruchteile ihres Lebens und selbst die sind teilweise gefälscht.

"Da würde ich dir nicht zustimmen", mit einem Zwinkern lasse ich meine Augen von ihren Lippen auf ihre Brüste wandern, dennoch bemerke ich wie sie diese hübschen Augen verdreht, mit denen sie jeden fucking Mann auf die Knie zwingen könnte.

Ein mächtiges Schwarz. Es ist wie ein fucking Fluch, voller Sünde, Verdorbenheit und Kälte. Das verlangen nach Respekt, Blut, Schmerz. Es ist wie ein schwarzes Loch, das einen instant aufsaugt und nie wieder aus der Endlosigkeit fliehen lässt. Sie möchte mit diesen hübschen Augen Furcht und Anerkennung wahrnehmen.

Es ist, als würden ihre Augen ihre Seele widerspiegeln. Mit jedem Tag sind sie dunkler, glänzender, furchtloser und tödlicher.

SinnersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt