6. doch woanders hin?

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Irgendwann kam ich an einem Dorf an, es war nicht Avan, denn dafür war es zu klein, es war Hof Westwald. 
Aus diesem Dorf bekamen wir unser Essen und Vieh, als Vamp noch existiert hatte.
Wer weiß, ob sie Vamp nicht schon vergessen haben, denn öfters mal wollten sie sich weigern, Essen zu liefern.

Es ist seltsam, dass die Bewohner des Dorfes sich nicht darüber im Klaren sind, dass es sich um eine Blutspur handelt. 
Hof Westwald ist eh eine merkwürdige Stadt, nie wollen sie Hilfe annehmen oder wollen etwas von anderen Dörfern, nicht ein Mal von Städten.

Die Blutspur endete bei einer Kapuzengestalt in einer Seitengasse, wo -wenn ich es richtig sehe - kaum Menschen hineingingen. 
Ich hatte Angst, dass es der Vampir war, aber als ich näher ging, erkannte ich, dass er es nicht sein könnte. 
Den dieser Mann war etwas kleiner und hatte allgemein eine ganz andere Struktur, als die vom Vampir. 

„Du! Ich weiß, dass du die zwei Männer auf dem Wagen getötet hast!" 
Rief ich und zuckte mein Schwert aus der Scheide. 
Mein Herz begann wie wild zu schlagen und meine Arme zu zittern, als er sich umdrehte. Als er allerdings die kaputtze aus seinem Gesicht zog, beruhigte ich mich einigermaßen, da ich jetzt wusste, dass es nicht der Vampir war, den ich suchte. 
Es war irgendein normaler Mensch, aber als ich ihn genauer betrachtete, wurde mir schnell klar, dass es sich nicht um einen normalen Menschen handelt. 
Bei sich trug er einen spitzen Pfahl, genauso wie ein Bogen und Pfeile, die allerdings dem Pfahl sehr ähnelten. 

Mir wurde ebenso bewusst, dass diese Person etwas weiß, etwas, was ich möglich versuche zu verstecken. 
Dieser Hass kam genauso groß zurück wie davor, als er verschwunden war. 
„Ich hab es getan, um dich anzulocken", sagte der junge Mann, irgendwoher kommt er mir bekannt vor, doch mir will einfach nicht einfallen, woher oder wo ich ihn mal gesehen haben könnte. 

„Sag jetzt nicht, du hast keine Ahnung, wer ich bin" Ich überlegte, versuchte tief in meine Gedanken reinzukommen, um herauszufinden, wer es sein könnte, doch nichts. 
Er stöhnte enttäuscht auf und ließ sein Kopf nach rechts fallen.
„Ich bin der Bruder von der Person, die du am Tag nach dem Angriff des Hexenmeisters ausgesaugt hast."
Und noch immer fiel mir es nicht ein, ich hatte noch einmal eine Ahnung, wer diese Person überhaupt gewesen war. 

„Ich schwöre dir, ich hab das nicht freiwillig getan" versuche ich ihm klarzustellen, doch er weiß eindeutig darauf hin, dass er mir nicht glaubt. 
„Ich hasse es" 
Ich konnte riechen, dass er Angst hatte, sein Puls raste nur vor dieser Angst. 
„Aha, und du willst mir bestimmt jetzt auch versickern, dass du kein Blut zu dir nimmst, oder?" 
Er glaubte mir so wenig, noch nie hat eine Person mir so wenig vertraut. 
Aber eigentlich hat er ja einen guten Grund dafür mir nicht zu vertrauen, an meiner Stelle würde ich es auch nicht tun. 

Ein verführerischer Duft stach mir in die Nase, meine Augen breiteten sich, als ich die Stelle dieses Duftes wahrnahm. 
„Was machst du da!?", rief ich ihm zu, doch er vergrößerte nur noch mehr die Wunde an seinem Arm.
Das Blut tropfte auf den Boden und mein Körper schrie nach seinem Blut, aber ich wusste ganz genau, was er vorhatte, weswegen ich versuchte, mich zu beherrschen. 
„Riecht das nicht gut, für dich?" Den letzten Satz murmelte er vor sich hin. 

Ich wollte es, ich brauche es.
Mit der Zunge leckte ich mir über die Lippen, es war das gleiche Gefühl wie an dem Tag, als ich herausgefunden habe, was ich jetzt bin.
Mein Mund war genauso trocken wie die Wüste und meine Instinkte schrieb danach, in seinen Arm zu beißen. 

Ich dachte, es könnte nicht noch schlimmer werden, doch da kam er schon einige Schritte auf mich zu. 
„Na? Möchtest du immer noch nicht?"
Ich versuchte, Augenkontakt herzustellen, in der Hoffnung, das würde mich ablenken. Doch dieser Duft, der vom Blut ausging, war einfach viel zu stark, um ihn zu ignorieren.
Das lag wohl daran, dass er Angst hatte. 
Doch ich verstand nicht, warum er das überhaupt tat, warum sollte er sich selber in Gefahr bringen, obwohl er Angst hat? 

Er blieb stehen, nur wenige Meter von mir entfernt, der Durst, den ich verspürte, wuchs jede Sekunde und es auszuhalten, war die pure Hölle. 
Er streckte seinen Arm in meine Richtung, ich war jedes Mal knapp davor gewesen, diesen Arm einfach abzureißen. 
Doch meine innere Stimme verbietet es mir, doch ob ich diesen Duft lange noch aushalten würde, war mir ein Rätsel. 

Mit seinem Finger strich er das Blut auf meine Lippen und ich wusste ganz genau, dass ich mich deswegen nicht mehr kontrollieren könnte. 
Ich spürte, wie die Wärme auf meinen Lippen kribbelte, dieses Verlangen wurde stärker, noch viel stärker als zuvor. 
Auch wenn ich es selber nicht gerne zugeben würde, von Lebenden schmeckt das Blut leckerer, süßer als das eines totens. 

„Verschwinde!" Rief ich ihm zu, doch er hielt nur den Pfahl in seinen Händen und wartete darauf, dass ich angreifen würde. 
Und wie von selbst, bewegten sich meine Beine in seine Richtung, egal wie sehr ich dagegen war, mein Körper war eine andere Meinung. 

Und dann geschah es, als der Junge den Pfahl in mein Herz stechen wollte, riss ich seinen blutenden Arm ab. 
Viel mehr Blut platsche auf den Boden und meine Instinkte wurden aggressiver. 
Der Junge wollte vor Panik wegrennen, doch dazu kam es nie, ich hielt seinen Kopf in meinen Händen und drehte ihn in meine Richtung. 
Leblos ließ ich die Leiche auf den Boden fallen und stürzte mich auf das warme Blut, das über all herumspritzte. 

Als ich erst realisierte, was geschehen war, war es schon viel zu spät. Kein einziges Blut tropfte mehr in der Leiche und eine Welle von Panik, gemixt aus Angst, überkam mich. 
Was habe ich hier nur getan?
Fragte ich mich selber.

   

vampire's fall Onde histórias criam vida. Descubra agora