8. Part - Tag 6

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,,Rachel!" Sheldon steht vor mir, Cooper hat meinen Kopf in der Hand und sieht mir in die Augen. Sofort erschrecke ich über diese Situation und kippe beinahe rückwärts vom Stuhl. Addie sieht mich entsetzt an und Charlotte versucht mich aufzufangen. Ich starre Sheldon an, habe eine ganze Weile vergessen zu atmen und schnappe nun nach Luft.
,,Rachel, guck mich an!",sagt Sheldon.
,,Rachel, hey?" Er sieht mich an, legt eine Hand auf meine Schulter und wartet gar nicht erst auf mein Okay. Das war unerwartet. Mir wird schwindelig und lasse mich einfach fallen.
,,Verdammt! Ist schon gut, Rachel." Cooper folgt mir auf den Boden, sieht mich an und bittet Charlotte um ein Glas Wasser. Auch Addie taucht neben mir auf.
,,Es ist alles gut, Rachel. Wir sind alle bei dir. Ruhig atmen!",sagt Cooper. Ich sehe ihn an, versuche meinen zittrigen Augen einen Fokus zu geben.
,,So ist es gut! Sehr gut machst du das." Ich sehe abwechselnd ihn und Addie an.
,,Es war nur eine Dissoziation, Rachel. Es war nicht real.",sagt Sheldon. Ich versuche durchzuatmen. Sie kommt näher und nimmt mich in den Arm.
,,Ist vorhin irgendwas passiert?",fragt Sheldon. Addie sieht Jake hilflos an.
,,Sie hat mit Annic telefoniert." Addie scheint einen Augenblick erleichtert zu sein, dass ich endlich wieder Kontakt zu Annic habe, sieht mich dann aber wieder besorgt an.
,,Kann es das gewesen sein?",fragt sie schließlich Sheldon. Aber dieser zuckt nur mit den Schultern. Selbst wenn er eine Antwort hätte, würde er sie nicht vor mir zum Ausdruck bringen.
Nur ich bin verwirrt. Denn wieso hat mich das jetzt so mitgenommen? Was an dieser Dissoziation war so schlimm, als das es mich so packt? War es das unterschwellige Gefühl, dass mich nach dem Gespräch mit Annic nicht mehr losgelassen hat? Aber warum? Und woher kam es? Was wollte es aussagen? Worum ging es? Ich habe so viele Fragen. Der Raum beginnt sich wieder zu drehen. Cooper schnipst mich an und ich zucke erschrocken zusammen.
,,Rachel! Guck mich an. Es ist alles gut!" Ich sehe ihn tatsächlich an, ich bin zu verwirrt.
,,Was war los, Rachel? Was ist passiert?",fragt Sheldon. Ich schüttle langsam den Kopf.
,,Ist schon gut, es ist alles gut.",sagt Cooper noch einmal. Ich atme durch und sehe Cooper an.
,,Gehts wieder?",fragt er. Ich nicke, lasse mir von ihm hochhelfen und hinsetzen. Addie sitzt neben mir und legt haltend eine Hand auf meinen Rücken. Bei ihr ist es okay.
,,Trink bitte etwas.",sagt Charlotte und hält mir das Glas hin, welches sie auf Geheiß von Cooper geholt hatte. Ich trinke. Addie atmet auf. Sheldon redet mit Jake, der ebenfalls neben mir steht und einen Hand auf meine Schulter legt. Es ist okay. Ich atme noch ein paar Mal durch und nicke, sobald jemand fragt, ob es mir besser geht. Aber was genau mich jetzt so gepackt hat, weiß ich nicht. Meine kompletten Gedanken drehen sich nur um diesen Flashback - was ist passiert? Ich bin so verwirrt und frustriert gleichzeitig.
,,Was bedrückt dich, Rachel?",fragt Charlotte und dreht mich etwas zu ihr.
,,Was war da los? Warum war dieser Flashback so stark?",frage ich und komme mir selbst dabei abwesend vor. Auch Addie beugt sich über den Tisch zu mir.
,,Worum ging es denn?",fragt sie.
,,Als Annic herausgefunden hat, dass ich ritze. Damals in der Sporthalle vor demTraining. Sie hat mich gefunden, blutend..." Ich lasse meinen Blick durch den Raum wandern, aus Angst, er könnte wieder irgendwo hängen bleiben und dort erstarren.
,,Weil es dich belastet hat, Rachel. Und weil es deine Beziehung zu ihr geprägt hat. Nicht negativ. Ihr seid beide daran gewachsen. Zusammen.",sagt Charlotte.
,,Dem ist nichts hinzuzufügen.",sagt Addie und nickt. Ich atme auf. Es klingt tröstend. Ein bisschen zumindest.
,,Flashbacks kommen und gehen, Rachel. Und auch, wenn du es nicht willst, aber es ist egal, wie weit du bist, sie können immer wieder kommen. Mal mehr und mal weniger.",sagt Charlotte und legt vorsichtig ihre Hände auf meine. Erst, als sie merkt, dass ich nicht zusammenzucke und kalte Hände habe, umschließt sie sie.
,,Es ist alles gut, Süße!",sagt Addie und nimmt mich in den Arm. Eine der wenigen Male, wo ich mich in ihrem Arm verstecke. Einfach atme. Ich bewege mich auch nicht. Ich bin einfach woanders. Weg. Eine ganze Weile.
Irgendwann spüre ich eine weitere Hand auf meinem Rücken.
,,Geht's wieder?",fragt jemand. Es ist Jake. Ich spüre Bewegung, höre Stimmen im Raum, aber ich selbst bewege mich nicht und höre auch nicht zu. Es scheint ein Erfolg zu sein, dass ich in Addies Armen hänge. Aber ich habe dafür gerade gar keinen Kopf. Meine Gedanken drehen sich.
Nach einer Weile bringt Addie mich in ihr Büro und setzt sich mit mir zusammen auf das Sofa. Eine Weile schweigen wir uns einfach nur an, bis sie aufatmet.
,,Das Telefonat mit Annic hat nichts damit zutun, Rachel, dass die Dissoziation so stark war. Es kann passieren, hörst du?",sagt sie und mustert mich. Ich atme tief durch. Vielleicht hat sie Recht. Sie streicht mir eine Strähne hinter das Ohr.
,,Gib dir selbst etwas Zeit. Auch du kannst nicht von jetzt auf gleich heilen, genauso wie deine Wunden nicht gleich heilen können. Und vor allem kannst du das nicht ganz alleine." Wieder eine Pause.
,,Du bist so unglaublich tapfer und stark gewesen, du musstest so vieles alleine durchstehen. Du hast all das überstanden. Und jetzt ist es an der Zeit, dass die Wunden, die die Vergangenheit hinterlassen hat, langsam heilen dürfen. Du darfst schwach sein, du darfst auch fallen. Aber du darfst nicht denken, dass es dein Fehler ist. Denn das ist es nicht." Schweigen. Ich weiß, dass Addie keine Reaktion darauf erwartet. Denn sie weiß auch ohne Antwort, dass ich sie gehört und verstanden habe.

Phönix aus der AscheTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang