Der Pfarrer kommt und begrüßt alle. Wer macht gerne so einen Job? Ich würde da oben zusammenbrechen, scheiß egal ob ich die Person kannte oder nicht. Als er anfängt von Ales Leben zu erzählen, kullern mir immer mehr Tränen über meine Wangen. Mein Herz zieht sich bei jedem Wort zusammen.

Es tut einfach so verdammt weh alles. Ich spiele mit dem Promisring an meinem Finger und starre auf das große Bild, was mitten im Raum steht. Er sieht dort so wunderschön aus. Und so glücklich. Dieses Lächeln macht mich fertig.

Es werden drei Lieder gespielt und er gibt uns zwei Minuten, um uns im Stillen an schöne Momente mit Alessandro zu erinnern. Ich schließe meine Augen und sehe Bilder. Bilder, von Ale und mir. Von allem, was wir erlebt haben.

Es fühlt sich an, als würde ich jede wunderschöne Erinnerung mit ihm nochmal erleben. Ich schluchze leise und öffne blitzschnell wieder meine Augen. Das wird mir langsam zu viel hier. Zudem sind im Saal dezent viele Leute.

Mein Atem beschleunigt sich, als drei Männer reinkommen, um die Urne zu tragen. Das er auch ausgerechnet verbrannt werden musste- vielleicht ist es aber wirklich besser, als wenn er im Saag läge. Wer weiß. Vielleicht fressen ihn so nicht die Tiere auf.

Gott, worüber denke ich gerade bitteschön nach? Ein paar von den Männern nehmen die Kränze und folgen. Wir betreten den Friedhof durch die hintere Tür und folgen den Männern.

Hinter mir, 50 andere. Wir alle wollen uns nun von Alessandro verabschieden. Er war Sohn, Bruder, Cousin, fester Freund und bester Freund. Ein Mann, der es jedem immer recht machen wollte. Und ich bin mir sicher, dass er auch ein perfekter Vater und Ehemann gewesen wäre.

Wir kommen an und die Männer gehen. Die Urne wird in das Grab gelassen und der Pfarrer stellt eine Schüssel mit Rosenblättern in das Gras. Rosa und Weiß. Nach und nach, verabschiedet sich jeder von Alessandro.

Sie nehmen Abschied. Warum, warum muss man sich verabschieden? Ich hasse Verabschiedungen. Sie zerreißen mein Herz. Ist diese für ewig? Oder sehen wir uns irgendwann wieder?

Es wird immer leerer, bis nurnoch Lucía, Pablo, Luciana, Mateo und ich da sind. Lucía winkt mich zu sich und zögernd laufe ich auf das Grab zu. Ich bücke mich, lasse die Rosenblätter in das Gras rieseln und werfe meine weiße Rose hinterher. Auch den Brief von gestern Abend. Vielleicht kann er ihn ja irgendwie lesen?

Ich hocke auf dem Boden und rühre mich kein Stück. Stumm fließen die Tränen. Es tut so verdammt weh. Weh zu wissen, dass er weg ist. Dass es vorbei ist. Ich schluchze und wische meine Tränen mit der rechten Hand weg. Warum er? Warum nicht ich? Warum ist das Leben so gemein? Womit hatte er das alles verdient?

Langsam richte ich mich auf und lasse mich in Lucías Arme fallen. Still lässt sie es über sich ergehen. Wie muss es wohl für sie sein, nach zwanzig Jahren ihren Sohn zu verlieren? Die Sonne scheint am Himmel, aber es fühlt sich an, als würde es in Stürmen regnen. So wie in meinem Inneren.

Lebe wohl, Ale

~

Ich liege auf den kalten Fliesen des Badezimmers und versuche irgendwie, meine Atmung zu kontrollieren. Ich ersticke gleich, wenn ich nicht wieder vernünftig zu atmen anfange. Ich schluchze und schreie. Alles hier erinnert mich an Alessandro.

Ich kann das nicht mehr. Ich kann alles nicht mehr. Es ist zu viel. Zitternd richte ich mich auf und verlasse das Badezimmer. Ich ergreife das Geländer der Treppe und laufe vorsichtig runter. Bei der letzen Stufe breche ich in mir zusammen. Verdammt.

Fluchend richte ich mich auf und stolpere in die Küche. Ich suche mich schluchzend um, und finde es schließlich. Was sollte ich sonst tun?
Vorsichtig greife ich nach dem Messer und betrachte es zitternd. Meine Tränen heiß, mein Atem schnell, mein Wimmern laut.

𝐃𝐀𝐍𝐂𝐄 𝐋𝐈𝐊𝐄 𝐈𝐓'𝐒 𝐘𝐎𝐔𝐑 𝐋𝐀𝐒𝐓Where stories live. Discover now