Die Akademie der astranovalen Künste Part 5

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Barathel stand bereits am Flussufer, als Alarion aus dem dichten Wald huschte. Begleitet von aufsteigenden Vögeln konnte sein Onkel seine Bewegungen im Wald verfolgen. Barathel war wie ein Fels in der Brandung, ein Vertrauter und Beschützer für Alarion. Seine grauen, mittellangen Haare waren zu kunstvollen Zöpfen geflochten, und ein starker Bart schmückte sein Gesicht. Sein Körper war mindestens doppelt so breit wie der von Alarion, eine Folge seiner harten Arbeit in den Energieminen, die tief im Gebirge des Nordens lagen.

Barathel war ein Mann der wenigen Worte, aber immer da, wenn jemand im Tal Hilfe benötigte. Sein Zuhören war seine Art, Unterstützung zu bieten, und seine Anwesenheit strahlte Vertrauen und Stärke aus. Doch seine kulinarischen Fähigkeiten ließen Raum für Verbesserungen, und er weigerte sich, den Bot kochen zu lassen. Alarion war sich nicht sicher, ob es Sturheit oder Stolz war, aber Barathel behauptete stets, dass sein Essen seinen Zweck erfülle. Eine orange Binde hielt Barathels Haare zurück, und er trug eine Art graue Kutte, die an der Hüfte mit einer Kordel anlag und bis zu seinen Ellenbogen reichte. Seine Füße blieben meist ohne Schuhe. Auf seinen breiten Minenunterarmen zeichneten sich permanente Hautbemalungen ab, die verschiedene Legenden und Muster der luminarischen Tradition repräsentierten. Seine Arme waren oft verschränkt, aber als Alarion außer Atem am Kieselstrand des Flusses auf seinem Photon-Surfer ansauste, löste der Onkel die Haltung und ging auf Alarion zu. Ein Mann dieser Größe sollte eigentlich weniger geschmeidig gehen. Fast fließend dachte Alarion oft, während er von seinem Photon-Surfer absprang und von seinem Onkel in einer fast erdrückenden Umarmung stecken blieb. Die vielen Lachfalten um seine Augen verrieten den sonst steinernen Ausdruck seines Gesichts. Er klopfte ihm zweimal schmerzlich hart auf den Kopf, wahrscheinlich um ihn für seine Vergesslichkeit in Bezug auf den Helm zu bestrafen.

Barathel konnte nicht anders, als zu schmunzeln, als er Alarion in seinem ungewöhnlichen Outfit sah. "Da ist ja unser Siebenschläfer, heute hast du dich aber besonders herausgeputzt. Vor allem die Haare, nahezu nach hinten gewässert."

"Hi Onkel, ich freue mich auch dich zu sehen. Mir geht es super. Danke der Nachfrage." scherzte Alarion verlegen, denn in diesem Moment fiel Alarion auf, dass er nicht das zuvor besprochene Outfit angelegt hatte, sondern sein übergroßes Shirt, das gerade so über die Ellenbogen reichte, und seine kurze Sporthose, die er meistens trug, wenn er mit seinen Freunden unterwegs war. Alarion wirkte, als würde er sich für einen Tag mit Freunden treffen, nicht für eine wichtige Vorstellung an der Academy der astranovalen Künste. Die nassen Haare an seiner Stirn verrieten, dass er offensichtlich sportlicher beim Surfen war, als er zuerst gedacht hatte. Er schaute verdutzt.

"Kein Grund zur Sorge, Alarion. Du magst nicht in deinem besten Anzug stecken, aber das macht dich nur authentischer. Dein Selbstbewusstsein wird deinen Eindruck bei der Vorstellung bestimmen, nicht deine Kleidung. Und der Fluss wird dich sicherlich wach und erfrischt machen."

Das war dann wohl keine Frage. Alarion machte sich kurz frei, löste sich im erfrischenden Fluss von seinem Schweiß und stieg anschließend in die fast trockene Kleidung. Es waren die Zenite der Lichtsaison. Hohe Temperaturen, lange Tage und leckere Früchte.

Alarion und Barathel aktivierten ihre Photon Surfer, wobei der von Barathel wie ein kantiger Stein mit einigen geheimnisvollen Lichteffekten aussah. Von einem Summen begleitet, dachte Alarion darüber nach, seinem Onkel einen selbstgebauten Photon Surfer anzubieten. Doch trotz seiner Überlegungen war die Leistung von Barathels Photon Surfer, nachdem Alarion ihn unbegrenzt modifiziert hatte, stärker und beeindruckender als alles, was Alarion je geschaffen hatte. Dieses eigenwillige, robuste Gefährt schien in gewisser Weise perfekt zu Barathels Charakter, dem Fels in den höchsten Gebirgsketten.

Gemeinsam surften Alarion und Barathel den Fluss hinunter in Richtung der Academy, die sie den Zenitpunkt Arcamia nannten. Auf Luminari hatte man früher Straßen genutzt, während der Ära der Minen und des Rauchs. Doch nach dem entscheidenden Durchbruch in der Photonenergie begann eine neue Ära — das Zeitalter der Balance. Die Straßen wurden von der Natur zurückerobert, während die Technologie rasch anstieg. Das Wissen von anderen Welten wurde im Austausch erworben, und die Fortbewegung wurde vermehrt über die Flüsse verlegt, auf denen nun geschwebt wurde. Zahlreiche Kanäle wurden errichtet, die sowohl der Bewässerung als auch der Fortbewegung dienten.

Luminari - Im Faden des KosmosWhere stories live. Discover now