Kings Cross

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Ich bin Lucy Ariana Dumbledore, Tochter des großen Albus Dumbledore. Alle feiern ihn, wie großartig er doch sei. Ich nicht. Ich verabscheue ihn. Er ist mein Vater und wie oft habe ich ihn gesehen? Noch nie. Ich bin bei Minerva und Daniel McGonagall aufgewachsen. Meistens sehe ich nur Daniel, da Minerva auf Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei unterrichtet. Aber über die Ferien ist sie immer bei uns in Richmond, einem kleinen Stadtteil von London. Er grenzt an einen großen Wald, in dem ich mit Daniel oft Tipis gebaut habe. In dem Wald leben auch viele magische Kreaturen, die Daniel mir gezeigt hat. Er ist ein großer Fan von magischen Tierwesen. Ich auch. Wir haben sogar schon mal einen Hippogreif gestreichelt. Unser Stadtteil besteht hauptsächlich aus Zauberern. Bei mir kamen früh Kennzeichen von magischen Kräften. Als ich fünf war, habe ich mich mal so über meinen besten Freund Remus geärgert, dass ich durch mein lautes Schreien unser Küchenfenster in die Luft gejagt habe. Zum Glück haben wir uns danach schnell wieder vertragen. Remus wohnt eine Straße weiter und kommt auch bald nach Hogwarts. Wir wollen unbedingt in das gleiche Haus. Remus hat Angst vor Hogwarts. Also eigentlich nicht vor Hogwarts, sondern eher davor, dass jemand von seinem Geheimnis erfahren könnte. Er ist nämlich ein Werwolf. Ich habe es herausgefunden, als ich bei Vollmond nachts im Wald war. Ich bin Remusˋ Werwolfgestalt begegnet. Er wollte mich töten, doch Wirbelwind, der Hippogreif rettete mich. Am Morgen fanden Daniel und ich dann den verletzten Remus im Wald liegen. Wir brachten ihn zu seinen Eltern und als Remus wieder wach war, erzählte er mir von seinem Geheimnis. Remus und ich verbrachten fast jede Minute zusammen. Manchmal spielten wir im Wald, ärgerten den Bäcker oder flogen auf Wirbelwind. Am schönsten war es, wenn wir im Garten übernachteten und die Sterne beobachteten.

Es war der 30. August. Daniel und ich würden an diesem Tag mit Remus und seinem Vater in die Winkelgasse fahren. Nach dem Frühstück klopfte es an der Tür. Ich lief hin und machte auf. Lyall und Remus kamen herein. Daniel hatte das Flohpulver bereitgelegt und betrat als erstes den Kamin. Wenige Sekunden später war er verschwunden. Dann ging ich mit Remus zusammen in den Kamin. Ich nahm mir eine Hand voll Flohpulver, ließ es fallen und sagte deutlich „Winkelgasse". Alles drehte sich und mir wurde leicht schwindelig, dann kamen wir wieder zum stehen. Ich schaute mich um. Überall standen Bücherregale mit vielen Büchern. Das musste Florish und Blotts sein. Remus und ich stürmten sofort los. Wir liebten es beide zu lesen. Während Lyall und Daniel unsere Schulbücher kauften, stöberten wir ein bisschen in den Regalen. Nach einer Weile fand ich das Buch Quidditch im Wandel der Zeiten. „Sieh mal Remus, das kann ich während der Fahrt im Hogwarts-Express lesen.", freute ich mich. Remus kaufte sich das Buch Geschichte Hogwarts. Nachdem wir auch Kessel, Pergament, Federn und die Uniform gekauft hatten, gingen wir endlich zu Olivander. Im Laden war eine lange Schlange, weshalb die Erwachsenen schon mal die Kristallfläschchen und Phiolen für Zaubertränke holten, während wir uns anstellten. Auf einmal drehte sich der Junge vor uns um und begann zureden: „Ich bin James Potter. Und ihr? Seid ihr Geschwister" „Nein, wir sind beste Freunde.", antwortete Remus. „Was hast du denn mit deinem Gesicht gemacht.", fragte James und deutete auf Remusˋ Narben. Dieser sah mich hilfesuchend an. „Das waren die Krallen der Niffler.", log ich schließlich und es war anscheinend gar nicht so schlecht, denn James ging nicht weiter darauf ein. „Ihr habt mir immer noch nicht gesagt, wie ihr heißt.", meinte er und fuhr sich mit der Hand durch sein braunes, wuscheliges Haar. „Remus Lupin.", mein Freund gab dem Jungen mit der Brille die Hand. Dann wendete er sich mir zu: „Und du?" „Lucy.", antwortete ich stumpf. „Lucy und weiter?", hakte er nach, doch wurde von Mr. Ollivander unterbrochen: „Der nächste bitte." Potter bekam fand schnell einen Stab. Bevor er aus dem Laden ging, rief er uns noch zu: „Wir sehen uns in Hogwarts!" Dann waren wir dran. Remus bekam einen Stab aus Zypresse und Einhornhaar. „Ah, Miss Dumbledore! Schön Sie zusehen. Ich wusste nicht, dass Sie dieses Jahr schon nach Hogwarts kommen. Albus hat gar nichts erzählt. Nun ja, wie wäre es mit diesem hier?", fragte Ollivander. War ja klar! Mein Vater interessiert sich halt nicht für mich. Warum sollte er dann auch mit anderen über mich reden? Ich nahm den Zauberstab an und schwang ihn einmal, doch das führte dazu, dass eine Vase auf einem Beistelltisch platzte. Schnell gab er mir einen neuen: „Kastanie und Einhornhaar, probiere den mal. Auch diesen schwang ich, doch dieses Mal war es ein schönes Gefühl, das meinen Körper durchflutete. „Perfekt.", grinste ich und bezahlte. Dann gingen Remus und ich raus, wo die Erwachsenen schon warteten. Stolz zeigten wir ihnen unsere Zauberstäbe und gingen zu Henrys herzensliebe Haustiere. Dort kaufte ich mir eine schwarze Eule namens Bandit. Remusˋ Eltern hatten leider nicht genug Geld, um ihm ein Haustier zukaufen. Wenigstens wusste ich dann, was ich ihm zum Geburtstag schenken konnte.

„Aufwachen, du kleine Schlafmütze.", weckte mich Daniel. Ich öffnete meine Augen und sprang aus dem Bett. Es war der Tag, an dem es nach Hogwarts gehen würde. Ich zog mich um, putzte meine Zähne und sprintete die Treppe zum Esszimmer runter. „Guten Morgen, mein Schatz.", begrüßte mich Minerva, die gerade den Frühstückstisch fertig gedeckt hatte. „Guten Morgen Professor McGonagall.", sagte ich gespielt ernst und setzte mich hin. „Noch darfst du mich Minerva nennen. Und wenn wir in der Schule mal alleine sind, dann auch.", sie zwinkerte mir zu und setzte sich ebenfalls. Daniel kam die Treppe mit meinem Koffer herunter, stellte ihn in den Hauseingang und setzte sich zu uns. „Daniel? Kommst du gleich noch mal mit? Ich möchte in den Wald und mich von Wirbelwind verabschieden. Du passt doch auf sie auf, oder?", fragte ich nach. „Klar. Aber du musst dich beeilen, sonst kommen wir zu spät zum Gleis.", antwortete er mir. Nach dem Essen gingen wir zum Kamin. Minerva würde nicht mit zum Bahnhof kommen, da sie uns in Hogwarts empfangen muss und noch was vorbereiten wollte. Ich drückte sie einmal und dann umarmte Daniel sie. Für ihn war es sehr schwer. Ich wusste, dass sie mich aufgenommen hatten, damit Daniel nicht so alleine war, wenn keine Ferien waren. Minerva küsste ihren Mann, verabschiedete sich und verschwand in den grünen Flammen des Feuers. Ich ging raus in den Wald und suchte Wirbelwind. Sie stand auf ihrer Lieblingslichtung und fraß. Ich ging zu ihr und streichelte sie. „Ich muss mich jetzt von dir verabschieden. Aber in den Weihnachtsferien komme ich wieder, versprochen. Solange wird Daniel sich um dich kümmern.", erklärte ich traurig. Ich redete schon immer mit Tieren. Manchmal kam es mir so vor, als würden sie mich wirklich verstehen. Ich drückte Wirbelwind noch einmal fest an mich und verließ dann den Wald. Daniel und ich klingelten am Haus der Lupins. Lyall Lupin, Remus' Vater machte die Tür auf und ließ uns herein. Remus saß im Wohnzimmer auf dem Sofa und ließ sich von seiner Mutter Hope verarzten. Sie war ein Muggel uns sie würde es nie zugeben, aber sie schämte sich ein wenig für Remus. Andererseits war sie total fürsorglich und liebevoll. Ich setzte mich neben Remus und nahm seine Hand. Er zuckte zusammen, als seine Mutter mit einem Tuch seine Wunde abtupfte. „Das gibt bestimmt eine neue Narbe.", murmelte Hope. „Wir müssen los.", sagte Lyall und schaute auf seine Uhr. Hope seufzte und ging in die Küche. Remusˋ Gesicht war sowieso schon voller Narben und jetzt zog sich noch eine frische größere unter seinem linken Auge lang. Er tat mir richtig leid. Warum musste auch ausgerechnet in der Nacht auf den ersten September Vollmond sein? Es konnte noch nicht lange her sein, dass er sich zurück verwandelt hatte. Ich zog ihn mit zu Daniel und nahm dessen Hand. Lyall und Hope hielten sich ebenfalls an ihm fest und wir apparierten. Es war, als würden wir durch einen Schlauch gezogen werden. Wenige Sekunden später hatten wir wieder Boden unter den Füßen. Lyall zog und mit zu einer Wand im Bahnhof Kings Cross und lief hindurch. Genau in da, wo er eigentlich aufprallen müsste, verschwand er einfach. Remus und ich liefen auch hindurch und kamen auf dem Gleis 9 3/4 wieder an. Auf dem Gleis stand der scharlachrote Hogwarts-Express. Hinter uns kamen auch Daniel und Hope. Wir liefen zur Lok und bestaunten sie. Dann umarmte ich Daniel fest. Ich wusste, dass ich ihn vermissen würde und andersherum auch. Als ich aufblickte, erkannte ich Tränen in seinen Augen. „Pass gut auf dich auf, Daniel. Ich verspreche dir auch, dass ich dir jede Woche schreiben werde. Und wenn du dich alleine fühlst, dann kannst du mit Wirbelwind kuscheln oder du gehst einfach zu den Lupins.", versuchte ich ihn aufzumuntern. „Ich komme dich in den Ferien besuchen. Bis bald, Dad." Ich ging zu Remus, der noch verabschiedet wurde. Daniel hatte mir immer wieder gesagt, ich sollte ihn nicht Dad nennen, weil er sich dann gegenüber Albus schlecht fühlte, doch für mich gab es nur einen Vater und das war Daniel. Hope konnte meinen besten Freund gar nicht mehr loslassen. Sie weinte und ich wusste, dass sie sich mindestens so viele Gedanken um Remusˋ Geheimnis machen wird, wie er. Zum Glück ließ sie ihn dann doch los. Wir stiegen in den Zug und suchten ein freies Abteil.

Die Legende der DumbledoresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt