15| shine news

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~1 step forward, 3 steps back- olivia rodrigo

c o d y a n

Meine Familie war schon immer chaotisch gewesen.

Mehr als das. So viel mehr.

Es gab wenige Erinnerungen in meinem Kopf an meine Kindheit, die ich als schön definieren konnte.

Doch eine davon war Silvester gewesen, als ich ungefähr acht war. Der komplette Strom war ausgefallen. Wie konnten kein aufwendiges Raclette im schicken Chalet in Saint Moritz machen und gingen in den danebenliegenden Wald, an eine kleine gemütliche Feuerstelle.

Es war arschkalt, der Wald eher gruselig als in irgendeiner Weise gemütlich, trotzdem war es eine meiner schönsten Erinnerungen.

Meine Mutter hatte mich und meine Brüder in eine Decke gekuschelt, während mein Vater vergeblich versuchte Feuer zu machen. Es endete damit, dass wir einfach Marshmallows aus der Tüte aßen und lächelnd die Feuerwerke beobachteten.

Es war kein besonderer Moment gewesen, es war einfach nur mal... Frieden in dem ganzen Trubel.

Ein Gefühl, was während meines bisherigen Lebens selten gewesen war.

Bis vor wenigen Jahren stand unser gesamtes Leben unter den wachsamen, oftmals erdrückenden Augen der Öffentlichkeit. Wir gingen zu Galas, machten Interviews und präsentierten uns als die perfekte Familie. Niemand erwartete etwas anderes.

Vier makellose Söhne, die irgendwann das milliardenschwere Unternehmen übernehmen und noch erfolgreicher als je zuvor machen sollten.

Platz für anderes außer Schule und geschäftlichen Sachen war da also nicht. Es sei denn Calum, Joshua Myles und ich waren zusammen. Das gute daran zwei ältere Brüder zu haben war, dass sie mich und Joshua so gut wie überall mit hinschleppten. Und da sie irgendwann achtzehn wurden, standen schon bald die ersten Urlaube zusammen an.

Meine drei Brüder waren meine Familie für mich. Mehr Familie, als mir Mom und Dad jemals hätten geben können.

Calum hatte noch nie auf Dad gehört, obwohl er der Älteste von uns gewesen war. Es war klar, dass er nie Walsh- Fox Industries übernehmen würde, weil er Medizin. Es war seine große Leidenschaft. Vor einem Jahr hatte er seine eigene Praxis für plastische Chirurgie eröffnet- sein ganzer Stolz.

Joshua war schon immer... naja, anders gewesen. Klang dramatisch, aber öfters musste ihn Dad mithilfe von Geld aus brenzlichen Situationen holen, weil er und seine Freunde mal wieder nur irgendeine Scheiße im Kopf hatten.

Myles war der Ruhepol der ganzen Familie. Sobald es Streit gab konnte er ihn schlichten, sobald es jemandem schlecht ging brauchte man nur mit ihm zu reden. Er und ich hatten vermutlich das engste Verhältnis von allen gehabt.

Zudem war er ein absoluter Streber. Es stand fest: Eines Tages würde er das Unternehmen mit mir erben. Er war der ganze Stolz meiner Eltern.

Schluckend öffnete ich den Familienchat, um ihn im nächsten Moment wieder zu schließen.

Auf direktem Weg war ich vom Theater aus in mein Zimmer zurückgegangen.

Will wollte noch mit mir und ein paar anderen etwas trinken, aber ich blockte ihn vollkommen ab. Kaum zu glauben, dass er daraufhin nicht mal beleidigt oder sowas war, sondern einfach nur mit einem Lächeln nickte und mir noch einen schönen Abend wünschte. Langsam verstand ich, wieso er mit Estella befreundet war.

Ihr ganzer Umkreis schien aus diesen glücklichen, immer netten Menschen zu bestehen.

Ich schloss lautlos meine Zimmertür. Dunkelheit begrüßte mich. Und Stille, die nach der vielen klassischen Musik guttat.

The light you brought Where stories live. Discover now