gib mich nicht auf | lando norris

Kapitel 2

Ich kann meinen Blick nur schwer von ihr lösen und so wie es aussieht hat sie mich auch gesehen, denn ihre Augen verlassen mein Gesicht genauso wenig.

Erst das Klicken der etlichen Kameras bringt mich wieder zurück in die Gegenwart und ich konzentriere mich wieder auf meinen Job. Ich lächel in die vielen Kameras, stelle mich mal näher an Oscar und wieder etwas weiter und setze mich etwas aufs Auto. In einem kurzen Moment wo wir neu positioniert werden, schaue ich wieder in die Menge aber sie ist weg.

Habe ich mir das alles nur eingebildet? Nein. Maisie war gerade eben noch hier. Ich bilde mir sowas nicht ein. Nein. Ich darf mir sowas nicht einbilden.

"Alles gut?", fragt Oscar und klopft mir etwas auf meinen Rücken. Ich schaue ihn kurz an und nicke ihn dann zu. Lass dich nicht ablenken. Du kannst nicht jetzt schon so abgelenkt sein. Die Saison hat nicht mal angefangen.

"Hat dich Flo eigentlich zum Geburtstag von unserer Mom eingeladen?", wechsel ich das Thema und sehe den Emotionswechsel in seinen Augen.

Ich war glaube ich die letzte Person aus der Familie die mitbekommen hat, dass Oscar was mit meiner kleinen Schwester am laufen hat. Ich freue mich natürlich für sie, es ist nur echt gruselig, dass Flo nun die zweite Schwester von mir ist, die eine Beziehung in der Motorsportwelt hat. Wenn Cisca das gleiche macht ist es kein Zufall mehr.

Oscar ist außerdem ein anständiger Mensch. Er ist in Sache Privatleben sogar noch strenger als Anaïs und ich glaube außer wirklich den engsten Menschen in unseren Leben weiß niemand von Oscar und Flo. Das kann auch gerne so bleiben, ich will ungern, dass Flo das gleiche Schicksal trifft wie Anaïs und mich.

In der Formel 1 stehst du 24/7 unter Beobachtung. Als Fahrer bist du sogar noch viel mehr unter Beobachtung. Auch nur die kleinste Sachen wird von manchen so stark analysiert und ausdiskutiert, dass sie aus kleinen Sachen oft größere machen. Wenn du in der Öffentlichkeit stehst gibt es immer Menschen, die dich kritisieren oder nicht mögen und irgendwann musst du lernen damit zu leben.

In den letzten Jahren ist es bei mir schlimmer gewesen. Vorallem nachdem Oscar neu zu Mclaren gekommen ist. Mir wurde oft unterstellt, dass ich Oscar nicht unterstützen würde, weil ich in ihn eine viel zu große Konkurrenz sehe. Ich habe nicht mal ansatzweise diese Worte irgendwann mal gesagt, aber Menschen sind der Meinung, dass sie anhand von meiner Mimik sowas sehen. Ich habe gelernt Menschen einfach reden zu lassen, aber am Anfang hat es mich wirklich sehr aufgefressen.

"Offiziell nicht, aber irgendwie inoffiziell? Ich weiß aber noch nicht ob ich kann, ich habe an den Tag eigentlich Sim Arbeit in Woking.", antwortet er und bedankt sich wie ich bei den Fotografen, bevor wir gehen können.

"Ich sollte eigentlich an den Tag dran sein, aber ich meinte, dass meine Mom Geburtstag hat. Dann hast du es jetzt bekommen.", sage ich und übergebe Charlotte meinen Helm.
"Verständlich.", antwortet Oscar und lächelt mich etwas an. Gerade als ich noch was weiteres sagen will, kommt Charlotte wieder auf uns zu und hat mein Telefon in der Hand. Ich erkenne die Nummer im ersten Moment nicht und gehe einfach ran.

"Ich weiß nicht wo du dein Führerschein gemacht hast, man kann aber auch parken ohne anderen Menschen das Leben schwer zu machen. Ich würde echt gerne nachhause fahren, also solltest du schnell dein Auto wegbekommen."

* * *

Ich ziehe mir zügig normale Sachen an und werde auf dem Weg zum Parkplatz noch von der wenigen Fans aufgehalten, die nach Fotos und Autogrammen fragen. Ich bin sonst wirklich immer sehr offen für Fotos und allem, aber ich will die Person auf dem Parkplatz nicht länger warten lassen. Aus dem Paddock heraus, kann man den Parkplatz schon etwas sehen und ich stocke als ich die Person an meinem schwarzen Mini sehe. Ich muss zweimal hinschauen, aber Maisies Haare erkenne ich immer.