Jahr 5: Kapitel 1 - Sommer

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Zudem war für die Todesser ihre Zugehörigkeit noch nicht gänzlich geklärt. Auch dafür hatten sich Severus, Albus und sie sich in den zwei Wochen einen Plan überlegt. Severus würde vortäuschen, sie mit Hilfe eines Tranks gefügig zu machen, sobald es von Nöten war. Tatsächlich hatte er dafür einen Trank herausgesucht, mit dem es ihm sogar gelingen würde. Für den Fall, dass jemand neugierig werden würde.

Ab der zweiten Woche bei den Flamels bemerkte Amina eine Veränderung im Verhalten ihrer drei Mitbewohner. Severus und ihr Meister steckten sehr oft ihre Köpfe zusammen, währen Perenelle mit verschiedenen Ausreden versuchte Amina von den beiden fernzuhalten. Amina war verwirrt und skeptisch. Doch nach ihrer Aussprache am Ende des Schuljahres wusste sie, dass Severus ihr früh genug erzählen würde, was los war. Keiner der beiden würde noch mal für eine ähnliche Situation wie mit Black sorgen. Dafür hatten beide zu sehr darunter gelitten.

Alles in allem schienen die Flamels ihn jedoch noch mehr zu mögen als sowieso schon. Amina freute sich darüber. Das Ehepaar war in den letzten zehn Jahren zu ihrer Familie geworden, genauso wie Severus, Aberforth und Albus. Wenn sie sich alle verstanden, war ihr dies mehr als recht.

Der Rest des Urlaubs verlief, wie Amina es kannte: mit experimentieren, brauen und diskutieren. Amina beschäftigte sich wieder intensiv mit ihrem Hauptprojekt, welches sie im letzten Schuljahr so gut wie gar nicht verfolgen konnte. Ihr hatte einfach die Zeit gefehlt. Auch schnitzte sie wieder regelmäßiger. Dieses Hobby hatte sie ebenfalls sträflich vernachlässigt. Dabei hatte sich ihr Urgroßonkel riesig über das Hogwarts-Modell gefreut, dass sie ihm nach monatelanger Arbeit zu Weihnachten geschenkt hatte.

Ihre Legilimentik-Fähigkeiten erholten sich ebenfalls gut. Amina hatte mit der Seromentik keinerlei Probleme mehr, seitdem sie sich schrittweise daran gewöhnen konnte. Durch Severus Befehl war ihr klar geworden, dass ihr Körper und vermutlich auch ihr Unterbewusstsein in der Lage waren, ihre Fähigkeiten zu steuern. Andernfalls hätte sie den Befehl nicht ausführen können. Zudem hatte sie erst während der Sommerferien bemerkt, dass der Zauberspruch Legiliquintum den sie im letzten Jahr mehrmals täglich angewendet hatte, ebenfalls zur Seromentik gehören musste. Sie beherrschte in dem Sinn diese Fähigkeit also zu einem gewissen Teil schon seit einigen Jahren, ohne es überhaupt bemerkt zu haben.

Bis jetzt war ihre Legilimentik so weit, dass sie die Gefühle und oberflächlichen Gedanken der Personen in einem Radius von ungefähr zehn Fuß wahrnehmen konnte. Dies war nicht besonders viel, wenn man bedachte, dass ihre normale Reichweite bei ungefähr fünfzig Fuß lag und ihre Reichweite vor ihrem Zusammenbruch gute dreihundert Fuß waren. Wenigstens war es nicht mehr so entsetzlich leise. Sie hatte sich regelrecht blind gefühlt, ohne die Empfindungen und Gedanken ihrer Mitmenschen. Sie konnte es sich nicht vorstellen, immer, ohne diese Eindrücke zu sein, auch wenn sie sich oft wünschte, manche Gedanken nicht gehört zu haben.

Mitte August verabschiedete sie sich von den Flamels und Severus. Severus erklärte sich bereit, nach ihrer Wohnung in Waterperry zu sehen. Sie würde nach ihrer Rückkehr demnach gleich nach Hogwarts reisen können.

Die Wochen in Amerika waren unterhaltsam und interessant. Newt zeigte ihr seine Arbeit und stellte ihr auch seine Familie vor. Amina erfuhr viel von Porpentina, Newts Frau, über ihre Schwester Queenie. Diese war schon einige Jahre tot. Amina hätte sie gerne selbst kennengelernt. Sie hatte noch nie einen anderen geborenen Legilimentor getroffen. Umso interessanter waren die Erzählungen über Queenie für sie. Anscheinend hatte auch sie oft mit ihren Fähigkeiten zu kämpfen.

Zusammen mit Newt und seinem Enkel Rolf kümmerte sie sich um die verschiedenen Tierwesen und lernte dabei unglaublich viel. Die Familie Scamander behandelte jedes Tier mit dem allergrößten Respekt. Amina bewunderte diese Einstellung. Besonders die Mondkälber mit ihren großen Augen hatten es ihr angetan.

Während der letzten Tage ihres Aufenthalts erfuhr sie von den Ereignissen der Quidditch-Weltmeisterschaft. Trotzdessen, dass sie von den Ereignissen schon gewusst hatte, erschreckte es sie, dass die Todesser ihren Plan verwirklicht hatten. Das Ministerium hatte viele Sicherheitsvorkehrungen, doch anscheinend nicht genug. Sie würde Severus fragen, wie viele Verletzte oder Tote es wirklich gab, wenn sie ihn wiedersehen würde. Auf die Aussage der Zeitung wollte sie sich nicht verlassen.

Am ersten September reiste sie gegen Nachmittag, britischer Zeit, wieder zurück nach London und von dort weiter nach Hogwarts. Bess war bei Severus geblieben und müsste bereits wieder in Hogwarts sein.

Im Schloss war es noch sehr ruhig. Lediglich die Bildbewohnenden und die Geister waren in den Gängen unterwegs. Amina begrüßte einige und lief in ihre Räumlichkeiten. Dort packte sie ihren Koffer aus und richtete sich wieder ein. Sie hatte demnach noch zwei Stunden bevor die Schülerschaft kamen. Also noch genug Zeit, um Severus aufzusuchen.

Diesen fand sie in seinem Klassenzimmer über einen Trank gebeugt. Sein Haar war fettig und hing in Strähnen an seinem Kopf herab. Amina schmunzelte. Er stand bestimmt schon den ganzen Tag über irgendwelchen Kesseln, so wie er aussah. Leise trat sie hinter ihn und legte ihre Arme um seine Mitte. Er zuckte erschrocken zusammen und drehte sich um.

„Amina.", sagte er überrascht. „So heiße ich.", stimmte sie ihm zu. Er legte seine Hände an ihre Hüften. „Du hast mich erschreckt. Wie war der Urlaub?", fragte er mit weicher Stimme. „Schön. Ich habe sehr viel über Tierwesen gelernt. Die Scamanders sind sehr freundlich. Ich denke, du würdest sie bestimmt auch mögen." „Kann schon sein." Er verzog keine Miene, sondern sah sie nur mit sanftem Blick an.

„Und wie war es bei dir? Was genau ist an der Weltmeisterschaft passiert?", fragte sie und legte ihm eine Hand auf die Brust. Er verzog das Gesicht. „Sie haben den Plan durchgeführt. Ich war selbst nicht anwesend, aber Lucius meinte, sie hätten die Muggel auf dem Campingplatz ein wenig...gequält. Aber anscheinend wurde niemand ernsthaft verletzt oder getötet. In Waterperry ist so weit alles in Ordnung.", antwortete er. Sie bemerkte, dass da noch etwas war, fragte aber nicht danach.

Sie nickte. „Wenigstens war es nichts Schlimmeres. Es wird genug Tote geben, wenn der Dunkle Lord wieder da ist. Wer hat eigentlich das Dunkle Mal heraufbeschworen? Ich dachte, sie hatten sich dagegen entschieden." „Es war keiner von uns. Es muss ein anderer gewesen sein. Lucius sagte, sie haben nach dem Erscheinen alle die Flucht ergriffen, weil sie sich nicht sicher waren, ob es ein stummer Befehl des Dunklen Lords war. Das Dunkle Mal wird stärker, wenn auch langsam.", erklärte er mit ernster Stimme. Amina nickte verstehend. Dann blickte sie neugierig an ihm vorbei.

„An was arbeitest du? Du siehst aus, als wärst du schon einige Stunden hier.", fragte sie neugierig. Er schmunzelte. „Das wird der Kontroll-Trank, mit dem ich dich kontrollieren können werde. Das Rezept basiert auf dem für Amortentia. Nur wenn du Gefühle für mich hegst, kann dieser Trank wirken. Damit können wir sicherstellen, dass der Trank nicht noch für andere benutzt wird, bei denen der Imperius-Fluch nicht wirkt." Sie sah ihm in seine schwarzen Augen. „Du bist unglaublich, weißt du das?", sagte sie und küsste ihn. Er erwiderte den Kuss und schmunzelte in diesen hinein.

„Jeder andere Mensch hätte mich jetzt auf den Mond geflucht, wenn ich ihm erzähle, dass ich seine Gefühle ausnutze, um ihn zu kontrollieren." Seine Augen funkelten amüsiert. Sie lächelte leicht. „Ich bin aber nicht jeder Mensch. Indem du meine Gefühle ausnutzt, um mich zu kontrollieren, schützt du viele andere. Wie könnte ich das nicht gut finden. Vor allem, weil ich weiß, dass du mich nicht wirklich unter den Einfluss dieses Trankes stellst. Solltest du es doch tun, hast du hoffentlich einen guten Grund." Sie küsste ihn noch einmal. Er zog sie näher zu sich und drehte sie um, so, dass er sie gegen den Schreibtisch drücken konnte.

Die Alchemistin - Bis in den TodWhere stories live. Discover now