Jeongguk reagierte erst, als ein schweratmender Taehyung auf dem Gang auftauchte und in die eine und anschließend in die andere Richtung schaute. Der Knoten in dem Magen des Prinzen verfestigte sich, als der Schatten von Hanseong seine dunklen Augen auf ihn legte. Sie starrten sich an.

Der finstere Gesichtsausdruck des Kriegers erweichte, als er die vor Furcht verzerrte Miene des Thronfolgers im Schein der Laternen erkannte.

„Hoheit...", sprach er leise. Mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck sah er den Prinzen an.

Für Jeongguk war es die tiefe Stimme des gut-aussehenden Yangbans, die ihn aus seiner Versteinerung lösen ließ.

Also tat er das einzige, was er in diesen Augenblick als Ausweg empfand: Er riss seinen Blick gewaltsam von dem Mann, der ihm so eigenartig nahe stand, drehte sich um und begann zu rennen.

Es war inakzeptables Verhalten für einen Adeligen, doch das war Jeongguk in diesem Moment in jeder Hinsicht gleichgültig. Somit rannte er. Er rannte, um diesem Anblick, dieser Demütigung, diesem kranken Gefühl in seiner Brust zu umgehen.

Tränen begannen in seinen Augen zu brennen und er unterdrückte ein widerliches Schluchzen, während er halb planlos - halb zielstrebig in die Richtung seiner Gemächer hetzte, irritierte Sklaven passierte und beinahe über seine eigenen Füße stolperte.

Als er in den Gang einbog, der zu den breiten Türen seines Wohnkomplexes führten, wurde er langsamer.

Etwas schroff wimmelte er seine Angestellten ab, murmelte etwas von Unwohlsein und befahl ihnen anschließend, dass sie ihn bis zum Morgengrauen in Ruhe lassen sollten.

Ohne die Hilfe seiner Diener zog er somit die Holztüren auf, die in seinen Vorraum führten, und drückte diese nach seinem Eintreten sofort wieder zu.

Seine Gemächer waren wie immer von seinen zahlreichen Angestellten aufgeräumt worden. Laternen erleuchteten schwach die Räumlichkeiten und es duftete bereits nach heißem Tee und einigen kulinarischen Kostbarkeiten.

Doch Jeongguk hatte keine Verwendung dafür.

Stattdessen beförderten ihn seine Füße automatisch in sein Schlafgemach. Dort angekommen riss sich der Kronprinz den nervigen Hut vom Kopf und ließ sich stumm weinend auf dem Polster nieder. Nach einigen Sekunden entschloss er sich, seine Schuhe auszuziehen, um seine Knie nah an seinen Körper ziehen zu können. Erst jetzt entkam ihm ein elendiges Schluchzen, tief und laut mitten aus seiner schmerzenden Brust.

Er wusste nicht, was er zu denken hatte. Sein Kopf pochte wie durch einen schweren Sturz.

Doch sollte er noch nicht einmal die Möglichkeit erhalten, die Geschehnisse Revue passieren zu lassen und sich anschließend zu beruhigen.

Denn keine zwei Sekunden später ließ ein Hämmern an seiner Tür seinen Kopf augenblicklich in die Höhe schellen.

Taehyung war nach seiner unangenehmen Entdeckung in Form eines lauschenden und daraufhin fliehenden Kronprinzen für einen kurzen Moment auf der Stelle verweilt. Er hatte auf das Parkett gestarrt, auf dem sein verstörtes und zerbrechliches Reh gestanden und ihn voller Schreck angeschaut hatte.

Dann hatte er all seine Bedenken in den Wind geschlagen und hatte sich auf das einzige konzentriert, was in diesem Augenblick wichtig zu sein schien: Jeongguks Verfassung.

𝐓𝐇𝐄 𝐒𝐖𝐀𝐍 𝐏𝐑𝐈𝐍𝐂𝐄  |  taeggukWhere stories live. Discover now