Eiskaltes Wasser

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Alles was ich sah, waren diese blauen Augen, die mich unentwegt anstarrten,
mitten aus dem See.
Selbst durch die vereiste Oberfläche konnte man sie erkennen.
Sie leuchteten so strahlend wie der Himmel selbst.

Eine gefühlte Ewigkeit stand ich dort, wusste nicht mal mehr, wie und warum ich hier her kam.
Warum stand ich auf einem zugefrorenen See? Und warum lief ich nicht vor diesen blauen Augen davon?
Da war schließlich kein Körper, keine Haare. Nur diese blauen Augen die nicht mal blinzelten.

In meinem Kopf schrie meine eigene Stimme mir zu: "Beweg dich! Steh nicht wie angewurzelt auf einem zugefrorenen See, der jede Sekunde einbrechen könnte!". Dies war meine Vernunft, die mich dazu zwang kehrt zu machen und so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.

Doch mich beschäftigte etwas ganz anderes in diesem Moment.

Wie um alles in der Welt, konnte dieser See einfrieren? Es war doch mitten im Sommer gewesen...oder etwa nicht?

Ehrlich gesagt, wusste ich es nicht mehr ...

Ich rührte mich endlich und hockte mich auf die Knie, dabei presste ich mein Gesicht an die kalte Eisschicht um diese blauen Augen besser betrachten zu können.

Nun nahm ich auch weitere Umrisse war. Schwerelos, schien ein Körper eines jungen Mädchens unter der eisigen Oberfläche zu schweben.

Zu meiner eigenen Verwunderung geriet ich nicht in Panik. Wer auch immer sie gewesen sein mochte, sie war ertrunken.

Es schien jedoch nicht allzu lange her, da sie noch nicht auf den Grund gesunken war und ihre Haut noch intakt schien.

Ich fasste den Entschluss das Mädchen aus dem Wasser zu holen und versuchte durch kräftiges einschlagen auf die Eisfläche, das Eis zu durchbrechen.

Dabei fixierte ich mich auf diese Augen, die mich ansahen, als würden sie um Hilfe schreien.

Es gelang mir mit dem letzten kräftigen Hieb, ein faustgroßes Loch hineinzuschlagen. Der Moment, wo meine Faust ins Wasser schoss, ließ mich erzittern, und in meinem Kopf fing es an sich heftig zu drehen.
Die Welt schien zur Seite zu kippen und mit einem Mal war da nichts mehr.

Nur noch gänzliche Schwärze.

Doch...da.
Was war das für ein Gefühl?

Feuchte Kleidung auf meiner Haut die sich immer mehr mit Wasser vollzusaugen schien.
Eine Eiseskälte, die mir bis ins Knochenmark reichte.
Sie wand sich um mich, bis ich voll und ganz von ihr umgeben war.

Wie gefangen, konnte ich mich nicht bewegen. Rührte weder Arme noch Beine. Es war als würde mein Körper nicht mehr meinen Befehlen gehorchen. Als wäre das hier, nicht mehr ich selbst.

Aber ich wollte es sehen. Wollte sehen was geschehen ist. Was wurde aus dem Mädchen? Ich musste sie doch noch da rausholen. Ich musste doch noch...

Meine Gedanken verstummten.

Auf einmal war mir bewusst, was ich sehen würde wenn ich die Augen aufmachte.

Bitte...bitte nicht. Ich habe es vergessen, die Zahl. Habe vergessen wo ich stehen geblieben bin. Ich will nicht mehr. Wann hört es endlich auf ?!

Mit allerletzter Kraft öffnete ich schließlich meine Augen.
Und über mir?

Eine Schicht aus Eis...

Und da waren sie.
Diese blauen Augen, die mich unentwegt anstarrten.

Bitte hol mich endlich aus diesem ewigen Eis heraus.

Ewiges EisWhere stories live. Discover now