Jahr 4: Kapitel 10 - Ein dummer Junge

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„Dumbledore scheint Ihnen wirklich zu vertrauen. Er hat in seinem Brief geschrieben, dass ich mich an Sie wenden soll, wenn etwas ist." Black klang genauso misstrauisch, wie er auch war. Sie sah ihm in die braunen Augen. „Ja, das tut er und jetzt verschwinden Sie und kommen Sie nicht noch einmal ins Schloss. Albus wird eine Gelegenheit abpassen, um Pettigrew zu stellen. Bis dahin halten Sie sich im Hintergrund. Sie bringen damit nur alle in Aufregung. Auch Pettigrew. Wenn er flieht, sind Sie daran Schuld.", antwortete sie ihm bissig. Er sah sie mit seinem stechenden Blick an.

„Warum sollte ich Ihnen trauen? Sie stecken mit Snape unter einer Decke. Wortwörtlich. Wer sagt mir, dass Sie Peter nicht bei der Flucht helfen?", fragte er in schneidendem Ton. Ein Gefühl der Wut kam in ihr auf und sie wusste, dass es ihres war. Black verzog schmerzerfüllt das Gesicht und Amina beeilte sich, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Sie hatte ihm nicht wehtun wollen. „Meine Beziehung zu Severus hat absolut nichts mit meinem Auftrag zu tun. Sowohl Severus als auch ich stehen auf derselben Seite, wie Sie. Auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick nicht danach aussieht. Und wenn Sie uns schon nicht trauen, dann trauen Sie Albus. Oder hat er jemals falschgelegen?", zischte sie. Er erwiderte nichts, sondern drehte sich beleidigt um und verschwand in dem geöffneten Geheimgang. Remus sah sie forschend an. „Kommen Sie.", sprach sie und lief in die Richtung, in der sie ihren Urgroßonkel wahrnehmen konnte. Der braunhaarige Verteidigungslehrer folgte ihr, auch wenn sie wusste, dass ihm nicht passte, wie sie mit ihm sprach.

In der darauffolgenden Zeit hatte sie Mitleid mit dem jungen Longbottom. Er wurde, wie sie es vorausgesehen hatte, für das Eindringen von Black in die Schlafräume verantwortlich gemacht. Minerva war so sauer auf ihn, dass ihm sämtliche Ausflüge nach Hogsmeade verboten wurden und er auch keines der neuen Passwörter erfahren durfte. Der Heuler, den der Junge von seiner Großmutter bekam, steigerte ihr Mitleid nur noch. Wenigstens hatte der Werwolf Schuldgefühle gegenüber dem Jungen. Severus fühlte sich in seiner Meinung bezüglich der Unfähigkeit des Schülers mehr als bestätigt.

An dem nächsten Hogsmeade Wochenende machten Amina und Severus zusammen ihre Patrouille. Gerade als sie in den Gang der Einäugigen Hexe einbogen, trafen sie auf Potter und Longbottom. Potters Gedanken waren bei einem Treffen mit dem Weasley und dem Geheimgang. Longbottom hingegen schien einfach nur Gesellschaft zu wollen. Severus sprach die beiden an und schickte sie zurück in ihre Räume. Dann musterte er die Statue skeptisch. „Potter war nicht ohne Grund hier.", stellte er verbissen fest. „Kann schon sein, aber er hat nicht gelogen, als er sagte, er wäre Longbottom zufällig begegnet. Vielleicht war er noch nicht am Ziel.", überlegte sie. Er sah sie einige Sekunden an und schien zu überlegen, dann nickte er. „Da könntest du recht haben. Lass uns weiter gehen. Wir haben nur noch zwei Stockwerke, dann haben wir frei. Ich habe in meinem Büro noch einen Trank, den wir ausprobieren können." Er lief weiter, ohne auf sie zu warten. Amina wusste, dass er wusste, dass sie ihm etwas verheimlichte. Er war misstrauisch und wirkte distanzierter als sonst. Sie hatte ein schlechtes Gewissen. Sie wollte keine Geheimnisse vor ihm haben und doch log sie ihn dieses Schuljahr ständig an.

In seinem Büro angekommen schloss Severus die Tür und reichte ihr ein kleines Fläschchen. „Was ist das für einer?", fragte sie interessiert und trank ihn. „Im Prinzip ein Betäubungstrank. Er wird normalerweise bei geistesgestörten Personen eingesetzt, um ihre Gedanken zu beruhigen.", erklärte er und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen seinen Schreibtisch.

„Was verheimlichst du mir, Amina?", fragte er nach einigen Sekunden des Schweigens. „Wenn ich dir das sagen dürfte, würde ich dir nichts verheimlichen.", antwortete sie ihm, ohne in seine Augen zu sehen. Zu leugnen, dass sie ihm etwas verheimlichte, hatte keinen Sinn. Dafür kannte er sie zu gut. „Wann sollte der Trank anfangen zu wirken?", fragte sie ausweichend. „Sofort. Offensichtlich ist auch er wirkungslos bei dir. Lenk nicht vom Thema ab. Ich will wissen, was los ist.", zischte er wütend. Sie schüttelte den Kopf. „Ich darf nicht, Severus. Glaub mir, wenn es nach mir ginge, wüsstest du alles und wir müssten diese Unterhaltung nicht führen." „Dumbledore will, dass du schweigst.", vermutete er mit zorniger Stimme. Sie nickte und rieb sich die Schläfen. Sie hatte wieder Kopfschmerzen.

„Er traut mir nicht.", stellte er verbittert fest. Amina sah ihm in die Augen, welche immer noch auf sie gerichtet waren. „Doch, das tut er. Er glaubt nur nicht, dass es gut wäre, dass du von der Sache weißt. Glaub mir, wir hatten und haben darüber einige sehr lange Diskussionen. Sobald ich kann, erfährst du alles. Versprochen." Sie trat zu ihm und legte ihre Stirn an seine Brust. „Es tut mir leid.", flüsterte sie. Er schnaubte. Wirkte jedoch ein wenig beschwichtigt. „Dir muss nichts leidtun." „Doch muss es. Glaub mir.", sprach sie leise und legte ihre Arme um seine Mitte. Auch er legte seine Arme um sie.

„Uns wird schon noch etwas für deinen Geist einfallen. Es gibt Tränke, die auch bei dir wirken. Wir müssen sie nur finden.", wechselte er das Thema und küsste sie auf ihr Haar. Sie seufzte. „Ich weiß nicht, ob ein Trank mir da helfen kann. Ich habe das Problem ja immer. Ein Trank wirkt nur eine bestimmte Zeit." Aus ihrer Stimme klangen Zweifel. „Aber es würde dir zumindest ein wenig helfen. Der Direktor sollte dich nicht mehr das Schloss analysieren lassen. Es macht das Ganze nur schlimmer." „Es ist wichtig, dass ich es tue. Das wissen wir alle und deshalb kann ich auch nicht einfach damit aufhören. Ich habe Aberforth davon erzählt und er hat wohl ein paar seiner Kontakte gefragt und gemeint, dass mir Seromentik vielleicht helfen könnte. Ich habe das mal nachgeschlagen und denke, er könnte recht haben. Wie einfach eine Suche doch wird, wenn man weiß, was für einen Begriff man benutzen muss. Seromentik ist die Kunst, einen Geist einzusperren. Seinen Eigenen genauer gesagt. Aber bis jetzt habe ich noch keine genauen Informationen. Diese Fähigkeit scheint unbekannter zu sein als Okklumentik.", sagte sie und richtete ihren Blick auf sein Gesicht. Er sah sie eindringlich an. „Ich habe noch nie davon gehört.", gestand er und strich ihr mit einer Hand über ihre Wange. Dann küsste er sie zärtlich.

Die Alchemistin - Bis in den TodWhere stories live. Discover now