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Das kann doch wohl nicht wahr sein. Natürlich unterbricht ausgerechnet Luke meine kleine Flirterei. Wie viel Pech kann man eigentlich haben?

Gedanklich zähle ich langsam bis drei, bevor ich mich von Dexter löse und dem besten Freund meines Bruders gegenübertrete: „Hi Luke."

Nervös beiße ich mir auf die Unterlippe und trete möglichst unauffällig einen Schritt zur Seite, um nicht zu nah bei Dexter zu stehen. Dieser wirft mir zwar einen fragenden Blick zu, kommentiert das Ganze zu meinem Glück aber nicht weiter. Genau wie alle auf unserer Schule, weiß er genau wer da vor uns steht und das dieser Jemand eng mit meinem Bruder befreundet ist. Damit kann man eins und eins zusammenzählen.

„Dein Matheprojekt sieht spannend aus. Berechnest du die Wahrscheinlichkeit, deinen Bruder zu verärgern?", ergreift Luke erneut das Wort und mustert mich dabei von oben bis unten. Unter seinem Blick wird mir ganz warm und ich verschränke abweisend die Arme vor der Brust.

„Glen hat kein Recht verärgert zu sein - er ist nicht mein Vater."

„Aber dein älterer Bruder und dafür verantwortlich, dich vor Typen wie ihm zu beschützen", dabei wirft er einen fast schon angeekelten Blick in Dexters Richtung. Ist das jetzt sein ernst? Seit wann spielt Luke sich auf, wie der letzte Vollidiot.

„Ich glaube, dass solltet ihr unter euch regeln. Vika, wir sehen uns", verabschiedet sich Dexter und ich kann ihm nur sprachlos hinterherschauen. Sind denn alle Typen hier Vollidioten?

„Danke für's ruinieren der Party", fahre ich Luke sauer an, bevor ich mich ebenfalls von ihm abwenden und mich auf die Suche nach meinen Mädels mache.

Butterfly, komm schon, warte!", ruft Luke mir hinterher, doch ich ignoriere ihn und treffe wenig später auf Nalia, die gerade das Bad verlässt.

„Warum schaust du denn, wie sieben Tage Regenwetter?"

„Ein Wort: Luke."

Ich sehe, wie Nalias Blick nach hinten abschweift und sich ihr Gesicht verständnisvoll verzieht: „Lass mich raten, er hat Glen erwähnt?"

„Er hat sich aufgespielt, als wäre er mein Vater und hätte das Recht mich zu kritisieren. Dabei habe ich nur mit Dexter getanzt, ist ja nicht so, als ob wir mitten auf der Tanzfläche gevögelt haben."

Kichern hält meine gute Freundin sich eine Hand vor den Mund: „Also das hätte ich gerne gesehen, Dexter ist schon ein hübsches Kerlchen."

Augenverdrehend verziehen sich auch meine Mundwinkel wieder nach oben. Sie hat definitiv Recht, was Dexter angeht; leider gehört mein Herz schon jemand anderem.

„Komm, wir besorgen dir noch eine Runde Shots und dann vergisst du, dass Luke überhaupt hier ist."
Mit diesen Worten packt die Schwarzhaarige mein Handgelenk und zieht mich in die Küche. Dort treffen wir auf Edith, die mit einem Mädchen aus unserer Klasse bereits fleißig am Getränke ausschenken ist. Es sieht so aus, als hätten die beiden Mädchen selbst schon ordentlich getrunken, denn Edith schwankt leicht und als sie mich erblickt stößt sie einen schrillen Schrei aus: „Vika! Komm isch schenk diiir was ein."

Bevor ich antworten kann, wird mir bereits ein roter Becher mit undefinierbarer Flüssigkeit in die Hand gedrückt. Kritisch mustere ich das Getränk und schaue Edith fragend an.

„Runter damit!"

Was soll's. Scheiß auf Luke. Scheiß auf Glen. Ich schließe meine Augen, lege meinen Kopf in den Nacken und trinke die Flüssigkeit in wenigen Zügen aus.

Puh.
Das war definitiv eine starke Mische.

„Was hast du da reingemischt, Edith?"

„Ach, ein bisschen diiiiesss, ein bisschen daaaas", kommt die Antwort leicht undeutlich und ich hoffe einfach, das mir von ihrem Zufalls-Cocktail nicht schlecht wird.

Nalia nimmt das Ganze mit Humor während sie aus ihrer Fanta trinkt: „Klingt super, girl. Falls der Schulabschluss nichts wird, kannst du immer noch Barkeeperin werden!"

„Booooaaar Na-Nalia, beschde Idee", erwidert Edith mit leuchtenden Augen, bevor sie sich überschwänglich auf ihre neue Freundin stürzt und diese mit einem Schwall an Worten überschüttet. Edith war schon immer diejenige, die am wenigsten Alkohol verträgt in unserer Freundesgruppe. Ich würde wetten, dass sie selbst gerade mal ein oder zwei Mischen hatte und trotzdem verhält sie sich, als hätte sie einen ganzen Kasten Bier alleine getrunken.

„Wir müssen schauen, das wir sie später ohne Sauerei in deinem Auto wieder nachhause bekommen."

„Ich habe Tüten dabei", grinst Nalia, „Und wir geben ihr später einfach noch ein paar Becher Wasser zum ausnüchtern."

„Hast du Claudia gesehen?"

„Ich glaube, die ist mit diesem Basketballer nach oben", dabei wackelt Nalia anzüglich mit den Augenbrauen, denn uns beiden ist klar, was oben passiert.

„Soll sie ruhig ihren Spaß haben", grinse ich, „No shaming here."

„Du sagst es, girls-support-girls und so. Was spricht schon dagegen, seine Jugend voll auszukosten?!"

„Man ist nur einmal jung", grinse ich, nehme Nalias Hand in meine und ziehe sie aus der Küche zurück ins Wohnzimmer und der obligatorischen Tanzfläche.

Gemeinsam werfen wir unser Arme in die Luft, spüren die Musik und haben einfach nur Spaß. Die Luft ist stickig, der Bass laut und trotzdem werde ich solche Momente immer genießen. Wie oft ist man schon siebzehn Jahre alt und mit seinen besten Freundinnen auf einer Houseparty? Diese Zeiten werden irgendwann vorbei sein und ich habe vor, sie bis dahin voll auszukosten.
Von Lied zu Lied füllt sich die Tanzfläche immer weiter, es ist eng und heiß. Davon lassen Nalia und ich uns jedoch nicht abhalten, sondern feiern weiter. Laut grölen wir die Liedtexte mit und ignorieren die Körper der anderen, die ab und zu gegen uns stoßen. Die Stimmung ist bombastisch, der Alkoholpegel steigt stetig und alle haben ein gemeinsames Ziel: Spaß haben und bis in den Morgen hinein feiern.
So langsam spüre ich auch die Wirkung des Alkohols, der sich in meinem Körper ausbreitet. Der Raum um mich herum wird unscharf und meine Wahrnehmung konzentriert sich einzig auf Nalia vor mir. Die Musik dröhnt laut in meinen Ohren und ich nehme die Umgebung wie durch eine Luftblase wahr.
Was für ein schöner Tag, um am Leben zu sein. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen tanze ich weiter, ignoriere dabei meine schmerzenden Füße, der Schweiß an meinem Körper und die Menschenmenge, die mich umgibt.

Die unschöne Begegnung mit Luke gerät in den Hintergrund und ist fast vergessen, bevor seine tiefe Stimme mich erneut aus dem Bann der Party reißt: „Vika, wie viel hast du getrunken?"

„Ich? Gar nix." Selbst in meinen Augen klingt das unglaubwürdig, aber ich habe nicht vor, mich zu rechtfertigen. Ich bin ihm nichts schuldig.

„Komm, ich bring dich nachhause. So kann ich dich nicht guten Gewissens hier lassen."

Langsam drehe ich meinen Kopf in seine Richtung und bemerke, dass er seine Jacke an hat. Wahrscheinlich möchte er gehen. Aber Moment mal, hat er gerade gemeint er bringt mich nachhause?!

„Ciao Lukilein", winke ich ihm nur direkt in sein Gesicht, was Nalia dazu bringt sich lachend die Hand vor den Mund zu halten. Scheinbar ist mein Benehmen amüsant.

Schulterzuckend wende ich mich von Luke ab und beginne meine Hüften erneut im Takt der Musik zu bewegen.

Als sich eine große Hand um mein Handgelenk legt schaue ich erschrocken auf und blicke direkt in Lukes, leicht wütendes, Gesicht: „Wir.Gehen.Jetzt."

Oh.Oh.


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Ja, hi Leute.
Lang nichts mehr gehört. ^^

Dachte wir starten in's neue Jahr mit einem neuen Kapitel, hoffentlich kann ich mich 2024 dann selbst wieder öfter zum schreiben motivieren.

Habe so viele Ideen, aber leider schreibt sich das nicht von selbst. :(

Anyways denkt an den ⭐️ meine Süßen! <3

Luke | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt