12.

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Sirius versucht so lässig wie nur möglich auszusehen, aber sein Herz macht Freundensprünge. Remus moosgrüne Augen blinzeln ihn wollend an.
"Du bist betrunken Moons", wiederholt er.
Remus ignoriert den Kommentar und beißt sich auf die Lippe. Dann zieht er Sirius zu sich runter.
"Ich will dich Sirius, ich will dich so sehr", flüstert er ihm ins Ohr.
Alles in Sirius beginnt zu kribbeln.
"Scheiße Remus, lass das", zischt er zurück und versucht die Tatsache zu ignorieren, wie sehr diese Worte ihn erregen.
Remus jedoch scheint es zu bemerken und beginnt langsam Sirus Hals zu küssen.
"Fuck Moony, bitte nicht", stöhnt Sirius leise auf und schiebt Remus ein wenig von sich weg.
Er will es so sehr und es interessiert ihn nicht, ob jemand sie sehen könnte. Doch hat er die Befürchtung, Remus würde es morgen bereuen.

Remus rappelt sich langsam auf und schaut Sirius sichtlich enttäuscht an.
Er klettert von seinem Schoß und verschwindet leicht schwankend in der Menge.
"Remus, warte!", ruft Sirius seinem Freund hinterher und springt auf.
Fluchend drängelt er sich durch seine Mitschüler und sieht Remus schließlich auf den Korridor verschwindet. Rasch läuft er hinterher und kann ihn schließlich einholen.

Atemlos stößt er Remus ins nächstbeste Klassenzimmer. Auf dem Korridor würde man sie eher erwischen. In dem Raum befinden sich nur ein Lehrerpult, eine sichtlich alte Tafel und ein paar kaputte Stühle.
"Was soll das Moony, waru-"
"Warum hast du mich geküsst? Vorgestern. Warum hast du mich geküsst und wenn ich dann- dann willst du nicht-", er stockt. Beschämt schaut Remus zu Boden.
Sirius schweigt. Er weiß nicht so recht was er sagen soll.
Statt zu antworten, zieht er Remus in eine Umarmung.
Remus erwiedert die Umarmung und legt seinen Kopf auf Sirius Schulter ab.

Ein paar Minuten verweilen sie so.
Dann fühlt Sirius sich mit dem Entschluss wohl, den er gerade getroffen hat. Es würde sie nirgends hinführen sich gegenseitig anzuschweigen.
Behutsam legt er die Hand in Remus weiches Haar und flüstert ihm dann ins Ohr.
"Ich liebe dich Moony, so richtig meine ich. Deshalb habe ich dich geküsst.
Remus Kopf hebt sich von seiner Schulter und er schaut ihn ungläubig an. Nur wenige Zentimer trennen sie.
"Du musst darauf jetzt nicht antworten- du musst darauf garnicht antworten, aber du sollst es wissen. Du sollst wissen, dass all die Mädchen Platzhalter für dich waren. Nicht eine von ihnen hätte auch nur ansatzweise an dich rankommen können. An das, was ich für dich empfinde. Und du sollst wissen, dass ich immer für dich da sein werde, auch wenn du meine Gefühle nicht erwiederst. Das soll nicht zwischen uns stehen. Ich bleibe trotzdem dein bester Freund, so schnell wirst du mich nicht los."
Sirius kann Remus Atem auf seiner Haut spüren. Nun doch etwas nervös, schaut er ihm in die Augen. Noch bevor Sirius weiter sprechen kann, gibt Remus dem Abstand zwischen ihnen nach. Ihre Lippen treffen aufeinander und die Schmetterlinge in Sirius Bauch tanzen Walzer.
"Ichliebedichauch", murmelt Remus in den Kuss und Sirius löst sich.
"Was hast du gesagt?" Sirius Stimme bebt.
"Ich liebe dich Sirius Black und nein, dass sage ich nicht weil ich betrunkene bin- Doch vielleicht sag ich es weil ich betrunken bin, sonst würde ich mich das bestimmt nicht trauen, aber ich meine es so."
Sirius lacht leise auf und zieht Remus zurück in den Kuss. Dieses mal intensiver. Ihre Zungen umspielen einander und ihre Hände finden den Weg zurück ins Haar des anderen. Remus wirbelt Sirius herum und drückt ihn gegen das Lehrerpult. Sirius Kopf ist wie leer gefegt. Er konzentriert sich ganz und allein auf Remus, auf seine Lippen und seine Zunge. Der Kuss schmeckt nach Schokolade und Whiskey, eine bessere Kombination als Sirius zuvor dachte.

Viel zu schnell lösen sie sich wieder von einander und Remus taumelt zurück. Plötzlich sieht er nicht mehr so glücklich aus. Verzweifelt kneift er die Augen zusammen und klammert sich an eine Stuhllehne.
"Alles dreht sich, was ist das Pads?"
"Du bist betrunken Moons", seufzt Sirius zum dritten Mal an diesem Abend. Er selbst weiß noch allzu gut, wie schlimm sein erste Kater war.
"Ich bring dich ins Bett."
Remus nickt nur mit glasigen Augen, sein Lächeln allerdings, bleibt.

Als Sirius Remus sicher durch den immernoch vollen Gemeinschaftsraum gebracht hat, scheucht er nun James und Lily aus dem Schlafsaal, welche mindestens so viel getrunken haben wie Remus.
Sirius verdreht die Augen, es ist wirklich anstrengend die nüchternde Person zu sein.
Kein Wunder, dass Remus immer so genervt von ihnen gewesen war.
Behutsam zieht er Remus in den Schlafsaal. Dieser steht nun mitten im Raum wie bestellt und nicht abgeholt. Sirius kann sich gut vorstellen wie sich um Remus gerade alles dreht.
"Komm schon Moony, wir machen dich fertig."
Ohne Wiederspruch tappst dieser Sirius hinterher.
Sirius formt die Hände zu einer Art Schüssel und lässt kühles Wasser hineinlaufen. Mit einer Kopfbewegung fordert er Remus auf, sein Gesicht hinein zu tunken.
Das hatte Remus, Sirius und James im zweiten Schuljahr gezeigt als sie sich zum ersten Mal betrunken hatten.
Bei den Muggeln nennt man es wohl Katzenwäsche.
Sirius lacht belustigt auf, als er bemerkt dass Remus mit dem nassen Gesicht wirklich ein wenig aussieht wie eine gewaschene Katze.
Lass das bloß den Werwolf nicht hören.
Danach putzen er und Remus gemeinsam die Zähne.
Als sie im Badezimmer fertig sind, lässt sich Remus in sein Bett fallen.
"Du musst dir noch deine Schlafsachen anziehen", lächelt Sirius.
"Kammstdudasmachem", grummelt Remus in sein Kissen.
Sirius hat ihn nur mit Mühe verstanden, setzt sich dann aber neben Remus ins Bett.
"Arme hoch", befielt er.
Remus gehorcht.
Sirius zieht dem schon halb schlafenden Remus seinen Pulli über den Kopf.
Er hatte Remus schon oft oberkörperfrei gesehen, aber noch nie hatte er sich das Recht genommen so genau hinzuschauen. Remus Körper ist zwar schmal, aber dennoch definiert. Die Narben zieren die Bauchmuskeln und seinen Brustkorb. Sie sehen fast so aus wie Blumenranken.
Nur ungern löst Sirius den Blick von Remus Körper um ihn weiter umzuziehen.
Schließlich deckt er Remus mit seiner Decke zu und drückt ihm noch einen Kuss auf die Stirn.
"Gute Nacht Re-"
"Bitte schlaf bei mir", murmelt Remus leise und Sirius zieht lächelnd eine Augenbraue hoch.
Ohne Wiederspruch schlüpft er dann neben Remus unter die Decke und legt einen Arm um ihn.
Remus kuschelt sich eng an Sirius ran, kurz darauf ist er eingeschlafen.
Sirius Herz schlägt noch immer bis zu seinem Hals und innerlich betet er, dass Remus sich morgen noch an alles erinnern kann.

Everything in between - WolfstarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt